Wasservorräte anlegen, Konserven und Nudeln horten, Kerzen und Batterien für den Weltempfänger anschaffen: alles brauchbare Survival-Tipps für die kurzfristige Apokalypse, die wir in jedem vernünftigen Blackout-Guide lernen können. Weltuntergangsprofis dagegen stellen lieber sicher, dass sie ein Motorrad in der Garage haben: Wie uns das Studium diverser Endzeitspektakel beweist, hat man mit einem solchen Gefährt auch nach der Verwüstung der Erde noch Freude am Leben und ist gegen alle Eventualitäten gerüstet – außer vielleicht die spärliche Verteilung von Tankstellen, die aber zumindest im vorliegenden Exponat BAD RAIDERS nicht thematisiert wird.
Und natürlich heißt der Film nur in der deutschen Fassung BAD RAIDERS, der eigentliche Originaltitel lautet LAND OF DOOM. Da möchte man fast erwarten, dass Black Sabbath wieder auf Tournee sind, aber die Verdammnis besteht natürlich im tristen postapokalyptischen Leben, in dem die Ressourcen knapp sind und außerdem die Pest umhergeht. Und dann ziehen auch noch schlimme Mopedfahrer, wahrliche bad raiders, als Gang durch die Gegend und überfallen Dörfer, als hätten sie daheim nur noch die VHS-Kassette von CONAN DER BARBAR als Abendunterhaltung.
Unsere Heldin Harmony, deren Städtchen anfangs dem Erdboden plattgemacht wird, hat jedenfalls im Gegensatz zu den bösen Jungs kein Motorrad. Harmony wird in der englischen Wikipedia als „sexy, acrobatic, elusive rogue warrior wielding a crossbow“ beschrieben, was einmal mehr meinen Verdacht anfüttert, dass das Kino mir überzogene Standards in Bezug auf Herzensdamen eingetrichtert hat. Gespielt wird sie von Deborah Rennard, die zehn Jahre lang in der Serie DALLAS als sexy, acrobatic, elusive rogue warrior without a crossbow zu sehen war – beziehungsweise als J.R.s Sekretärin.
Harmony tut sich mit einem Überlebenden namens Anderson zusammen (Garrick Dowhen aus ANGRIFF AUS DEM JENSEITS), den sie verwundet in einer Höhle findet, und die beiden streifen ohne Motorrad durch die Endzeitwelt und geraten deswegen auch immer wieder in Schwierigkeiten – zum Beispiel serviert ihnen ein freundlicher Mann in einer einsamen Siedlung ein Abendessen, aber Harmony stellt im Nachbargebäude fest, dass dort Leichenteile verarbeitet werden, und eilt deswegen zurück, um Anderson zu informieren, dass da kein Rehragout auf dem Teller liegt. Später freunden sie sich mit einem wandernden Barden an, dem womöglich die dazugehörige Doom-Metal-Band abhandengekommen ist – und weil der gute Bursche nur ein Fahrrad besitzt, kommt er auch mit der Handlung kaum hinterher.
Die bad raiders wollen sich unbedingt Anderson schnappen, weil der einst zu ihnen gehörte und dann wohl übersehen hat, den jährlichen Mitgliedschaftsbeitrag zu zahlen. Harmony und Anderson dagegen beabsichtigen, die Schreckensherrschaft der Bikerbuben zu beenden – allen voran die des misanthropen Anführers Slater (Daniel Radell), der eine Maske wie das Phantom der Oper trägt, und seines Handlangers Purvis (Frank Garret), der fürs Grobe zuständig ist. Dass unsere Helden irgendwann einem der marodierenden Gangmitglieder das Motorrad klauen, hilft bei dem Vorhaben ungemein – außer unserem Barden, der eh schon so mühsam durch die Felslandschaften strampelt und sich nebenbei noch um einen kleinen, süßen Hund kümmern muss.
Es sei noch erwähnt, dass Harmony Anderson auf den Tod nicht leiden kann und sich deshalb in andauernden Streitereien ein romantisches Ende für die beiden abzeichnet. Beständig muss sie Anderson aus der Bredouille helfen und den starken Mann retten, den sie auch mehrfach einfach zurücklassen will. Wegen schlechter Erfahrungen lässt sie sich ohnehin von keinem Mann mehr anfassen, bis kurz vor dem Abspann jedenfalls. Da haben die beiden dann, von den feindlichen Horden verfolgt, gerade eine kleine Brücke gesprengt und haben deswegen Zeit, sich endlich ihren Gefühlen zu stellen. Das macht sicherlich auch mehr Spaß, als selbiges mit den Schurken zu machen: Sowohl Purvis als auch Obermöpp Slater überleben den Film unbeschadet und unkonfrontiert.
Es sei ebenfalls erwähnt, dass BAD RAIDERS für Freunde kleinbudgetierter Videothekenware ein feines Endzeit-Abenteuer bietet, das alle bekannten Motive vergnüglich zusammenwürfelt und früher als diverse andere Filme (von CHERRY 2000 über NEMESIS 2 hin zu FURIOSA) eine toughe Protagonistin durch die untergegangene Welt führt. Die fängt Regisseur Peter Maris mit einem guten Blick für die spektakulären Felslandschaften der Türkei ein und hält das optisch ansprechende Spektakel auch souverän am Laufen. Zusätzlich gibt es noch Zwerge in Kutten, die wahrscheinlich gerade bei KRIEG DER STERNE gekündigt haben, und einen geschmeidig-sonnigen Popsong im Abspann, bei dem abwechselnd „Harmony“ und „Land of Doom“ gesungen wird. Vergleichsweise stelle ich mir jedenfalls die tatsächliche Postapokalypse weniger unterhaltsam vor als BAD RAIDERS.
Bad Raiders (USA 1985)
Originaltitel: Land of Doom
Alternativtitel: Bad Raiders – Die Gnadenlosen
Regie: Peter Maris
Buch: Craig Rand
Produktion: Peter Maris, Sonny Vest
Musik: Mark Governor
Darsteller: Deborah Rennard, Garrick Dowhen, Daniel Radell, Frank Garret, Richard Allen, Aykut Düz
Die Screenshots stammen von der DVD von SchröderMedia (C) 2017.
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