„Blade meets Buffy“, heißt es auf dem Backcover der DVD. Natürlich, der Vergleich drängt sich in beinahe allen Details auf: Da gibt es einen Mann, und es gibt auch eine Frau, und dann kommen ein paar Lümmel aus dem Dämonenreich daher.
Der titelgebende Dämonenjäger in DEMON HUNTER heißt Jake und wird vom ehemaligen „Young Indiana Jones“ Sean Patrick Flanery gespielt, der hier in den meisten Einstellungen so aussieht, als wäre das allerletzte Bier gestern Abend nicht mehr gut gewesen. Im Auftrag eines geheimen Kirchenrats von Los Angeles zieht er durch die Stadt, um besonders hartnäckige Dämonen ins Jenseits zurückzuschicken: Wenn ein handelsüblicher Exorzismus versagt, wie im Prolog des Films, dann kommt Jake daher und bringt die Kreatur samt dem menschlichen Wirt um die Ecke. Aus irgendeinem Grund sind ihm die Anverwandten der Besessenen dafür gar nicht dankbar, weswegen Jake den ganzen Film über einen Gesichtsausdruck trägt, als hätte er heute überhaupt keine Lust.
Als hätte so ein Teufelsbrutbekämpfer in Los Angeles nicht ohnehin schon jeden Tag genug zu tun, bereitet sich der Dämon Asmodeus auf einen Großangriff vor – vielleicht wird es ihm in der Ewigkeit fad, oder die Netflix-Mitgliedschaft wurde ihm gekündigt. Weil Jake ihm im Seelenfang im Weg steht, schickt Asmodeus einen Sukkubus los, der Jake becircen soll: einen verführerischen weiblichen Dämon mit sexy schwarzem Korsett, scharfer schwarzer Lederhose und ganz unauffälligen Hörnern am Kopf. Wir können das aber jetzt schon vorwegnehmen: Obwohl der Sukkubus ein paar Mal mit Jake über den Boden rollt, zeigt der sich ihren gehörnten Reizen gegenüber unzugänglich und rammt ihr den Pflock ins Herz.
Im Kampf gegen das Böse kriegt Jake sogar eine Partnerin, die ihm von der Kirche zur Seite gestellt wird: die Nonne Sarah Ryan. Sie trägt sanften Lipgloss, elegantes Make-up und einen hübsch engen, figurbetonten Pullover, weil, wie sie erklärt, es schwer ist, als Nonne undercover zu bleiben. Nur wenige Szenen, nachdem sie sich Jake als Nonne vorgestellt hat, trifft sie einen Polizisten, dem sie ebenfalls erklärt, sie sei eine Nonne (und dabei irritierenderweise auf Skepsis stößt). Nun mag der Undercover-Auftritt von Nonnen ein bislang unter den Teppich gekehrtes Problemthema sein, aber ich erlaube mir – obwohl ich theologischer Laie bin – die These, dass man noch besser undercover bleibt, wenn man es unterdrückt, jedem ständig zu erzählen, man sei undercover.
Jake und Sarah haben sich jedenfalls viel zu sagen – beziehungsweise: Sie haben viel auszudebattieren. In ihren Gesprächen geht es um Gut und Böse, Gott und den Teufel, Himmel und Hölle, Ernie und Bert und den ganzen Verein. Freilich lehnt Sarah Jakes Zynismus gänzlich ab, was ihnen ebenso freilich noch mehr Gelegenheit gibt, über Moral, Lebensphilosophien und die schmutzige Arbeit eines B-Movie-Dämonenkillers zu sprechen. Szene um Szene wird so ausgiebig geplaudert, dass man bald ahnt, dass die drohende Dämonengefahr wohl doch nicht von solch dringlicher Natur sein kann. Nachdem Jake und Sarah auf dem Friedhof gegen ein paar niedere Wesen gekämpft haben, betont Jake, das sie jetzt keine Zeit mehr verlieren dürfen – weshalb man die zwei in der nächsten Szene am Hot-Dog-Stand mit einer Cola stehen und miteinander schwatzen sieht. Es ist schon dunkel geworden.
Asmodeus nutzt die Zeit, um auf dem Friedhof eine ansehnliche junge Witwe nach der Beerdigung ihres reichen alten Gönners in eine Gruft zu locken und dort zu verführen. Sie war einst Prostituierte, weswegen Sarah anmerkt, dass solche Leute wahrscheinlich offener dafür sind, ihre Seelen zu verkaufen (Jake, gut gelaunt wie immer, erwidert, dass auch die Ehe eine Art Prostitution ist). In einem verlassenen Hotel zieht Asmodeus dann eine Hölle der Wollust auf, was viel aufregender klingt, als es ist: Da räkeln sich ein paar Leute auf den Zimmern herum, und die zuvor noch so attraktive lustige Witwe rennt mit Joker-Grinsen durch die Gänge. Wenigstens wird hier nicht geredet.
Im Finale wird völlig überraschend gekämpft – überraschend zumindest nach den trödeligen Gesprächsrunden der Protagonisten, nach denen einem jegliche Bewegung das Gefühl gibt, einen Actionfilm zu sehen. Nachdem alle Gefahren gebannt sind und Sarah noch eine weitere Undercover-Tätigkeit nicht mehr geheim halten konnte (und mit Jake eingehend darüber konferiert hat), geht Jake zurück zur Kirche und spricht sich bei seinem Vorgesetzten aus. Er sieht es mittlerweile kritisch, Unschuldige zu töten, um andere Unschuldige zu schützen.
Dass er danach immer noch so einen schlechtgelaunten Zug um die Mundwinkel hat, liegt höchstwahrscheinlich daran, dass er gemerkt hat, dass er trotz der vielen Gespräche doch in keinem Tarantino-Film war.
Demon Hunter (USA 2005)
Regie: Scott Ziehl
Buch: Mitch Gould
Kamera: Robert C. New
Musik: Jon Lee
Darsteller: Sean Patrick Flanery, Colleen Porch, Billy Drago, Tania Deighton, Nancy Yoon
Die Screenshots stammen von der DVD (C) 2006 IDT Entertainment (Splendid Film GmbH).