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DESTINATION WEDDING: Zwei Miesepeter granteln sich glücklich

Da können sich Winona Ryder und Keanu Reeves noch so nett auf dem Artwork des Films anlächeln: Solch verliebte, freundliche Blicke werfen sie sich im tatsächlichen Film niemals zu. „I love grumpy people“, erklärt Regisseur und Autor Victor Levin (bekannt als Autor und Produzent bei der Sitcom VERRÜCKT NACH DIR) in den Interviewhäppchen auf der BluRay – und deswegen ist DESTINATION WEDDING gewissermaßen eine Anti-Romantic-Comedy, in der sich zwei Menschen angranteln, bis sie nicht mehr können.

Die beiden Protagonisten sind Frank (Reeves) und Lindsay (Ryder) – beide von der Liebe enttäuscht, beide zynisch und desillusioniert, und beide zu einem aufwendigen Hochzeitswochenende eingeladen, zu dem sie eigentlich gar nicht hingehen wollen. Schon nach kurzem Smalltalk am Flughafen fangen sie an, giftige Spitzen in alle Richtungen, aber vor allem auf die jeweils andere Person gerichtet zu verteilen – und finden dann im Laufe des Wochenendes in ihren hämischen Kommentaren über das Hochzeitsprozedere eine unerwartete Verbundenheit.

Levin hat ein fast perverses Vergnügen daran, Frank und Lindsay vom restlichen Geschehen zu isolieren und ihrem Zynismus freien Lauf zu lassen. Die beiden Figuren sind die einzigen, die wir hören – alle anderen Charaktere sind nur aus der Ferne zu sehen oder bleiben regungs- und wortlos an den Bildrändern, während unsere zwei Miesepeter wie festgeschraubt fernab des Geschehens sitzen und ihrer Enttäuschung über das Leben freien Lauf lassen. Dass diese Grantelei nicht ermüdet, liegt an den beiden Schauspielern, die sich beinahe selber als Witz spielen: Keanu, gegen dessen unterkühltes Understatement selbst Clint Eastwood wie eine aufgedrehte Rampensau wirkt, schafft es hier, den oberstoischsten Über-Keanu ohne jegliche Regung zu geben; Winona dagegen spielt ihren sonst so süßen Charme mit fahrigem Augenrollen, als wäre es zu mühsam, wirklich freundlich zu sein.

Leider ist DESTINATION WEDDING aber zu verliebt in seine eigene Haltung. Vor allem Keanu darf Unmengen an cleveren Sätzen von sich geben, die immer nach Papier klingen; dem Schlagabtausch der beiden Grummler wohnt nichts wirklich Spontanes, Gelebtes inne. Es ist amüsant, ihnen zuzuhören und -sehen, aber die Einblicke in ihre Figuren bleiben doch an der Oberfläche. Der schönste Moment zwischen Frank und Lindsay findet dann mit schönster Beiläufigkeit ganz am Ende des Films statt: Da halten die beiden dann tatsächlich mal die Klappe.

 

Destination Wedding (USA/UK/Kanada 2018)
Regie & Buch: Victor Levin
Kamera: Giorgio Scali
Musik: William Ross
Darsteller: Keanu Reeves, Winona Ryder

Christian Genzel
Christian Genzel arbeitet als freier Autor und Filmschaffender. Sein erster Spielfilm DIE MUSE, ein Psychothriller mit Thomas Limpinsel und Henriette Müller, erschien 2011. Außerdem drehte Genzel mehrere Kurzfilme, darunter SCHLAFLOS, eine 40-minütige Liebeserklärung an die Musik mit Maximilian Simonischek und Stefan Murr, und den 2017 für den Shocking Short Award nominierten CINEMA DELL' OSCURITÀ. Derzeit arbeitet er an einer Dokumentation über den Filmemacher Howard Ziehm und produziert Bonusmaterial für Film-Neuveröffentlichungen. Christian Genzel schreibt außerdem in den Bereichen Film, TV und Musik, u.a. für die Salzburger Nachrichten, Film & TV Kamera, Ray, Celluloid, GMX, Neon Zombie und den All-Music Guide. Er leitet die Film-Podcasts Lichtspielplatz, Talking Pictures und Pixelkino und hält Vorträge zu verschiedenen Filmthemen.

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