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MANEATER – TOD AUS DER KÄLTE: Models vs. Eisbär

Models kämpfen im verschneiten Alaska gegen einen mutierten Eisbären: Bei manchen Prämissen kann man als aufrechter Freund des Abstrusen ja gar nicht anders, als sofort aufmerksam die, nunja, Augen zu spitzen. Aber gar so ein schnodderiger Trash, wie ihn die Zusammenfassung von MANEATER – TOD AUS DER KÄLTE (im Original: UNNATURAL) erahnen lässt, ist der Film gar nicht. Es ist eine durchaus angenehme Überraschung, wenn man lieblosen Asylum-Unfug erwartet und stattdessen stimmungsvolle B-Horrorware bekommt.

Aber Models, die im verschneiten Alaska gegen einen mutierten Eisbären kämpfen, gibt es natürlich trotzdem. Die Models – eine blonde und eine überhaupt nicht blonde – kommen mitsamt einem arroganten Werbephotographen und seiner Assistentin per Flieger in einer sehr abgelegenen Gegend an, wo sie für einige Tage in einer Hütte bei Einheimischen bleiben, darunter der Wildnisexperte Martin. Dass der hungrige Bär, der die Belegschaft bald verfrühstücken wird, mutiert ist, können wir aus einer kurzen Anfangsszene erahnen, in der die Wissenschaftlerin Anna in einem abgelegenen Labor in ein Mikroskop schaut, bevor ihre Kollegen von dem Tier angeknabbert werden. Sie kann entkommen, der Bär leider auch – und so treffen alle in der einsamen Hütte und ihrer eingeschneiten Umgebung aufeinander.

Tatsächlich ist MANEATER über weite Strecken ein durchaus spannender und sorgfältig inszenierter Tierhorrorstreifen. Regisseur Hank Braxtan (der früher ironische Fanfilme wie FREDDY VS. GHOSTBUSTERS oder FRIDAY THE 13TH AGAIN!! drehte) holt einige Atmosphäre aus seinem isolierten Schnee-und-Eis-Setting heraus und hält sein Monster nach bester Horrortradition lange zurück, bevor man es ganz zu sehen bekommt – und selbst dann arbeitet er nur mit kurzen, effektiven Shots seiner vom Gillis/Woodruff-Team gebauten Kreatur, anstatt sie überzustrapazieren. Auch die Tatsache, dass der Film seine Figuren recht unsentimental über die Klinge springen lässt und dabei nicht auf die üblichen Der-hats-verdient-und-dieses-nette-Fräulein-muss-überleben-Strategien baut, erhöht die Wirkung des Films.

Eine Umweltbotschaft darf übrigens nicht fehlen: Aufgrund des fortschreitenden Klimawandels, der Tieren wie dem Eisbären den Lebensraum raubt, arbeiteten die Wissenschaftler in dem Labor daran, die Lebewesen genetisch anpassungsfähiger zu machen. Um es mit Dieter Hallervorden zu sagen: Das war natürlich Pech für die Kuh Elsa. Die Firma hinter dem Labor, Clobirch, wird übrigens kurz in Werbeclips gezeigt, in denen TWIN-PEAKS-Darsteller Ray Wise den Firmenchef mimt – was natürlich auch Rückschlüsse auf die Vertrauenswürdigkeit dieser Organisation zulässt.

Ach ja, die Models werden übrigens von den tatsächlichen Models Allegra Carpenter (blond) und Ivana Korab (schwarzhaarig) gespielt. Beide sind sehr angenehm für das Auge. Ich glaube, diese Information ist wichtig bei einem solchen Film.

 

Christian Genzel
Christian Genzel arbeitet als freier Autor und Filmschaffender. Sein erster Spielfilm DIE MUSE, ein Psychothriller mit Thomas Limpinsel und Henriette Müller, erschien 2011. Außerdem drehte Genzel mehrere Kurzfilme, darunter SCHLAFLOS, eine 40-minütige Liebeserklärung an die Musik mit Maximilian Simonischek und Stefan Murr, und den 2017 für den Shocking Short Award nominierten CINEMA DELL' OSCURITÀ. Derzeit arbeitet er an einer Dokumentation über den Filmemacher Howard Ziehm und produziert Bonusmaterial für Film-Neuveröffentlichungen. Christian Genzel schreibt außerdem in den Bereichen Film, TV und Musik, u.a. für die Salzburger Nachrichten, Film & TV Kamera, Ray, Celluloid, GMX, Neon Zombie und den All-Music Guide. Er leitet die Film-Podcasts Lichtspielplatz, Talking Pictures und Pixelkino und hält Vorträge zu verschiedenen Filmthemen.

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