Okkultist Remy Grilland schiebt eine ruhige Kugel: Mit schönen Spukshows zockt er die Reichen und Schönen dieser Welt ab und gaukelt ihnen dafür Kontakte zum Jenseits vor. Zu seinem nächsten Gig hat seine Kundschaft leider noch einen anderen Gruselprofi eingeladen: Alexander Harris, der als Experte in übersinnlichen Angelegenheiten sofort merken würde, dass Grillands Seancen nicht mehr als heiße Luft bieten. Um nicht aufzufliegen, buddelt unser vermeintlicher Geisterflüsterer ein obskures Ritual der schwarzen Magie aus: Harris ist damit nicht vertraut und würde also nicht merken, daß alles nur gestellt ist. Man sollte meinen, daß der Profi das Ritual vielleicht am Resultat bewerten könnte, aber in dieser Angelegenheit hat Grilland Glück: Der Zauber ist echt, und prompt zieht ein Dämon durch die spiritistische Gesellschaft.
Besagter Dämon heißt Asmodeus und ist vor allem ungehalten darüber, daß er nach einigen hundert Jahren Schlaf – genaugenommen seit den Hexenverbrennungen, die im Vorspann zu sehen sind – so unsanft geweckt wurde. Man kann diesen Unmut gut nachvollziehen, möchte den Herrn Dämon aber gleichzeitig darauf hinweisen, daß es mit dem Schlaf erst recht nichts mehr wird, wenn er sich jetzt allzu sehr aufregt.
Dämonische Rituale vor dem Kamin! |
Aber zu spät: Asmodeus ergreift nach und nach von den Menschen im Haus Besitz, indem er ihre Schwächen ausnutzt, und lässt sie sich gegenseitig umbringen. Sein erstes Opfer ist eine hübsche Blonde, die gerade eine nackte Schwarzhaarige vor dem wohlig knisternden Kamin massiert. Ich kann verstehen, warum der Dämon solch liebreizende Gesellschaft sucht.
Überhaupt scheint der garstige Dämon eine Schwäche für leichtbekleidete Damen zu haben. Schon im Hexen-Prolog hat er sich in einer hübschen Lady eingenistet, später im Film wird er sich ausführlich um ein nettes Fräulein kümmern, der er zärtlich die höllische Hand auf die Brust legt. Sie zerquetscht wenig später ihren Liebhaber zwischen ihren Schenkeln – selbst ein müder Dämon will sich beim Morden eben nicht nur langweilen.
„Shall I compare thee to a summer’s day? Thou art more lovely and more temperate …“ |
Das überläßt er dann doch lieber dem Zuseher, der verzweifelt versucht, diese Ansammlung von Pappkameraden und –kameradinnen soweit auseinanderzuhalten, daß man halbwegs Überblick bewahren könnte, wieviele Mitglieder der Spiritistengruppe denn überhaupt noch am Leben sind. Es hilft freilich nicht, daß sich die Leutchen, obwohl im Spukhaus das große Massensterben einsetzt, stets zurückziehen, um in sich zu gehen oder sich auf die eine oder andere Weise aneinander zu reiben. Kleinliche Geister könnten auch anmerken, daß die Figuren, damit Asmodeus ihre charakterlichen Schwächen ausnützen kann, überhaupt erst mal mit Charaktereigenschaften ausgestattet sein müßten – aber wenigstens kümmert sich der Dämon dienstbeflissen um seine Arbeit, wenn es der Drehbuchautor schon nicht macht.
Okkultismusexperte Alexander Harris wird übrigens von KAMPFSTERN-GALACTICA-Star Dirk Benedict gespielt, der zu jedem Satz die Augen so weit aufreißt, als wäre er gerade mit der Gabel in die Steckdose gekommen. Produziert wurde die in Zimbabwe gedrehte Sause von Maurice Smith (der sich dank SCREWBALLS mit verlockenden Kurven auskennt) und Roger Corman (der, räusper, diesmal offenbar nicht ganz so viel Geld springen ließ wie sonst immer). Nach 71 Minuten – inklusive Abspann! – ist der Spuk aber auch schon wieder vorbei. Gute Nacht, lieber Dämon.
Demon Keeper (USA 1993)
Regie: Joe Tornatore
Buch: Mikel Angel
Kamera: Tom Denove
Musik: Keith Farquharson
Darsteller: Dirk Benedict, Edward Albert, Katrina Maltby, Jennifer Steyn, Claire Marshall, Diane Nuttall, Elsa Martin, Mike Lane
Die Screenshots stammen von der US-DVD (C) 2004 Concorde New Horizons Corp.