Glückspilz P.C. Simpson genießt das sonnige Leben: In der Firma seines Vaters schiebt er eine ruhige Kugel ohne große Verantwortung, ansonsten widmet er sich ganz seiner Leidenschaft, dem Windsurfen. Als er eines Morgens eine schwierige 360°-Drehung schafft, sieht das leider nur eine unbekannte Schönheit am Strand: Rocksängerin Jade, die prompt von P.C. ausfindig gemacht und becirct wird. Ihrem langfristigen Glück steht aber die Tatsache im Weg, daß sich P.C. wenig um das Leben anderer Leute schert – und dann sorgt eine Haiattacke auch noch dafür, daß er seine Selbstsicherheit auf dem Surfbrett verliert …
Wir wissen leider nicht, wer die beiden schönen Strandmenschen sind, die das Cover der deutschen DVD von WINDRIDER (auf Deutsch auch WIND DER LIEBE) zieren – sie tauchen im Film nicht auf. Die Hauptrollen dieses australischen Streifens spielen Tom Burlinson, bekannt aus dem Down-Under-Western SNOWY RIVER und Paul Verhoevens Historiendrama FLESH + BLOOD, sowie eine junge Nicole Kidman. Sie war beim Dreh stramme 18 Jahre alt, WINDRIDER war ihr vierter Film. (Burlinson und Kidman wurden dank des Films übrigens ein Paar und blieben beinahe zwei Jahre zusammen.)
P.C. Simpson (Tom Burlinson) hat sein Mojo verloren. |
Man merkt, daß WINDRIDER das Regiedebüt eines Kameramanns ist: Vincent Monton, der Ende der Siebziger mit australischen Produktionen wie dem Newsreel-Drama NEWSFRONT oder dem Horror-Überraschungshit LONG WEEKEND bekannt wurde, und sein Kameramann Joseph Pickering lassen den Film von der ersten Einstellung an hübsch stylisch aussehen. Die Bilder strahlen in poppigen Achtziger-Farben, der Strand bei Perth lockt in sonnigem Glanz, die Innenräume sind in schnuckeliger Werbeästhetik designt. Auch dank der hübsch eingefangenen Windsurfing-Szenen ist WINDRIDER von vorne bis hinten angenehm für das Auge.
Aber einen Inhalt gibt es ja auch noch. Wenn der Film nicht schon 1985 gedreht worden wäre, könnte man glatt eine Linie zu TOP GUN ziehen: Großspuriger Goldjunge verliert den Glauben in die eigenen, selbstverfreilich herausragenden Fähigkeiten und muß sich erst wieder mit der Welt arrangieren, um sich als Sieger feiern lassen zu können. Immerhin kriegt P.C. Simpson tatsächlich mehrfach vorgeworfen, er sei zu egozentrisch, und so darf er im Gegensatz zu Maverick zum Schluß sanfte Wiedergutmachung betreiben.
Sängerin Jade (Nicole Kidman) darf sich bald über P.C.s erhöhte Aufmerksamkeit freuen. |
Dafür ist die Liebesgeschichte eine angehobene Augenbraue wert. Simpson drangsaliert Jade vom ersten Moment an mit brustkorbklopfenden Sprüchen und fragt sie, als sie seinem Werben entkommen will, mit hochcharmanter Ironie, ob denn nicht zumindest ein Quickie auf dem Rücksitz drin wäre. Später umgarnt er sie im Musikstudio, aber als sie seine Einladung zum Essen ausschlägt und darauf hinweist, daß sie jetzt an ihrer Musik arbeiten will, wirft er sich die widerspenstige Schöne kurzerhand über die Schulter und trägt sie zu seinem Auto. Er kassiert ein blaues Auge dafür.
Spätestens jetzt würden sich andere Männer vielleicht aus Angst vor einer einstweiligen Verfügung neue Zielobjekte suchen (oder gar auf den Trichter kommen, daß die junge Dame womöglich gar kein Interesse hat) – aber Simpson bleibt hochmotiviert am Ball: Am nächsten Tag läßt er Jade mitsamt ihrem Wagen von einem Abschleppdienst zum Strand bringen, damit sie ihm beim Windsurfen zusehen kann. Sie bleibt auch gar nicht lange böse, nachdem er dabei nur knapp dem Hai entkommt. Nach kurzer abendlicher Unterredung auf der Couch schneidet der Film zum nächsten Morgen, wo Simpson Jade strahlend in der Dusche begrüßt und sich beide innig küssen. Sagen wir es so: Es würden einem durchaus ein oder zwei Filme einfallen, in denen die Romanze glaubwürdiger aufgebaut wird.
Ein angenehmer Tagesjob – vor allem, wenn man den „Dringend“-Stapel nicht allzu ernst nimmt. |
Aber eigentlich setzt WINDRIDER ohnehin nicht auf große Ernsthaftigkeit, sondern mehr auf lockeren Humor, einen gutmütigen Tonfall und schöne Surfszenen. Wenn P.C. anfangs als unbekümmerter Gustav Gans seinen Tag mit perfekt choreographierter Routine beginnt, bei der er gleichzeitig den Goldfisch füttert und den Pfannkuchen würzt, ist das ebenso amüsant wie eine spätere Szene, wo er bei einer Vollbremsung seinem Vordermann das Surfbrett in die Heckscheibe fliegen läßt – und der dann seelenruhig aussteigt, ein Blaulicht auf das Dach packt und seine Polizistenmütze aufsetzt.
Als heiteres Filmchen mit schönem Look und sonnigem Gemüt kann man WINDRIDER also gerade noch durchwinken. Ohne Nicole Kidman (die übrigens, wir müssen es für die Vollblutcineasten noch erwähnen, kurz nackt zu sehen ist) wäre diese leichte Kost für junge Leute sicherlich schon in der Vergessenheit verschwunden – wobei das einem Rückblick auf Wilsons Dachboden ja kaum im Wege gestanden wäre …
Windrider (Australien 1986)
Alternativtitel: Wind der Liebe
Regie: Vincent Monton
Buch: Everett De Roche, Bonnie Harris
Kamera: Joseph Pickering
Musik: Kevin Peek
Darsteller: Tom Burlinson, Nicole Kidman, Jill Perryman, Charles Tingwell, Simon Chilvers, Kim Bullad
Die Screenshots stammen von der DVD (C) 2015 White Pearl/Daredo.