Flight Lieutenant „Dakota“ Harris erhält im August 1945 einen wichtigen Auftrag: Er soll eine Kiste mit geheimem Inhalt von Australien über Bora Bora nach Washington fliegen. Unterwegs gerät die Mannschaft aber in ein Zeitloch, die Maschine stürzt in den Ozean. Harris und seine Mitreisenden werden gerettet – aber dann wird Harris von Major Savage, dem Anführer der Mission, vor das Kriegsgericht gebracht, weil er angeblich während des Fluges wahnsinnig wurde. Harris kann entkommen, bevor er eingesperrt wird, und tut sich mit der Tochter eines weiteren Missionsteilnehmers, Reverend Mitchell, zusammen, der seit der Rückkehr verschwunden ist.
Es stellt sich heraus, daß Savage hinter drei Teilen einer Steintafel her ist, die einst von Außerirdischen auf die Erde gebracht wurde und immense Macht verleiht. Mitchell studierte diese Kultur und wurde nun von Savage entführt, der auch Harris aus dem Verkehr ziehen will. Die Jagd nach den Teilen der Steintafel führt über Ayers Rock bis auf die Osterinsel, wo die Tafel einst aufbewahrt wurde.
Major Savage (Max Phipps), Lt. Harris (John Hargreaves) und Rev. Mitchell (Simon Chilvers, v.l.) geraten auf einen mysteriösen Schiffsfriedhof. |
Ein Abenteurer auf der Jagd nach einem mystischen Artefakt: Es braucht den orange-gelb-weißen Schriftzug und den deutschen Titel DAKOTA HARRIS nicht, um den australischen Film SKY PIRATES richtig einordnen zu können. Viele Filme lehnten sich in den Achtzigern an den Erfolg von JÄGER DES VERLORENEN SCHATZES an – das Bemerkenswerte an diesem hier ist, wie sehr er sich den Spielberg-Hit zum Vorbild nimmt und gleichzeitig zig andere Streifen und Geschichten in den Mixer wirft.
Da wird die Däniken-Mär von den frühzeitlichen außerirdischen Besuchern ebenso aufgefahren wie die Legende vom Philadelphia-Experiment, bei dem ein Schiff beim Austesten einer neuen Tarnvorrichtung angeblich kurzzeitig teleportiert wurde, während die Besatzung sich teils auflöste, teils geistigen Schaden nahm. Das Bermuda-Dreieck klingt an, Stonehenge wird gezeigt, die geheimnisvollen Moai der Osterinsel und die dort gefundenen Holztafeln dienen als Aufhänger. Ein Wunder eigentlich, daß die okkultinteressierten Nazis nicht auch noch anmarschieren dürfen.
Major Savage (Max Phipps) schanppt sich zur Not auch die Tochter von Rev. Mitchell (Meredith Phillips), um an die Steintafeln zu kommen. |
Aber DAKOTA HARRIS bedient sich auch ohne Schergen des zwölfjährigen Reiches an den Bildern und Ideen des ersten Indiana-Jones-Films: Major Savage hat bei seinem Auftritt Ähnlichkeit mit dem dortigen Major Toht, die Handlung dreht sich wieder um eine Kiste mit übernatürlichem Inhalt. Die Actionszene auf dem Laster wird zitiert (immerhin mit Jeep statt Pferd und mit neuem Ende!), und wo sich Indy am U-Boot-Periskop festhielt, um seinen Gegnern zu folgen, krallt sich Dakota Harris an einen Flugzeugflügel. Manchmal hat man das Gefühl, daß es für die Beteiligten ein heiterer Sport war, den Vorbildfilm zu plündern: Nachdem hier keine Grabkammern durchschritten werden, darf eben im Museum eine Mumie aus dem Sarkophag fallen und Harris‘ Begleiterin erschrecken.
Aber auch an anderem Populärkino bedient sich der Film ganz hemmungslos, und es wirkt auch hier nach augenzwinkerndem Vergnügen. Immerhin schafft es DAKOTA HARRIS, in einer wundervollen Szene sowohl DIE DURCH DIE HÖLLE GEHEN als auch gleichzeitig DIRTY HARRY zu verarbeiten: Da bringt unser Held in einer Spelunke am Ende der Welt mit einer Partie Russischem Roulette wichtige Informationen in Erfahrung und erklärt seinem Gegner, daß er in der Aufregung das Mitzählen ganz vergessen habe.
„You talkin‘ to me? Moment, das war ja ein anderer Film.“ |
Regisseur Colin Eggleston, bekannt durch den Horror-Geheimtip LONG WEEKEND, und sein Kameramann Garry Wapshott zeigen ein gewisses Geschick darin, den Film in stimmungsvollen Bildern zu erzählen, und packen die Szenen gern in eine unwirkliche Mischung aus Nebel und schräg einfallendem Licht. Auch Hauptdarsteller John Hargreaves, der schon bei LONG WEEKEND mit Eggleston arbeitete, knarzt sich mit Charme durch die Handlung. Es gibt schöne Unterwasseraufnahmen von Ron und Valerie Taylor (dafür darf der Bond-Film FEUERBALL Pate stehen) und einen beeindruckenden Stunt, bei dem Kevin Donnelly, später auch für NAVY SEALS im Einsatz, auf einem fliegenden Flugzeug herumkraxelt. Ansonsten mag man sich darüber amüsieren, daß die Tricktechnik dieses mit 4,2 Mio. AUD vergleichsweise üppig budgetierten Abenteuers (zum Vergleich: Peters Weirs Kriegsdrama GALLIPOLI hatte nur 2,8) eher durchschaubar ausfällt – aber eigentlich muß so ein INDIANA-JONES-Rip-Off billig aussehen, nachdem dort ja schon preiswerte Groschenhefte als Vorlage dienten.
Der Pferdefuß des Films liegt ohnehin nicht in seinen sichtbaren Modell-Effekten oder seinem fröhlichen Anhängen an populäre Vorbilder. Es ist das Skript, das es nie schafft, Zusammenhänge klar zu machen oder die Stationen plausibel zu verknüpfen, anstatt sie nur aneinanderzureihen. Warum muß Savage Harris aus dem Verkehr ziehen, wo er sich doch auch ohne diese Hürde um das Zusammenklauben der Steintafel kümmern könnte? Was hat die verschwundene Schiffsmannschaft mit der Höhle auf der Osterinsel zu tun? Wieso kümmert es nach kurzer Zeit niemanden mehr, daß Dakota Harris eigentlich auf der Flucht vor einer Gefängnisstrafe ist?
Im Cockpit fliegen kann ja jeder. |
Vielleicht wurden manche Handlungsstränge gestrichen oder herausgekürzt, die aus dem Spektakel mehr Sinn herausgekitzelt hätten – aber vielleicht war das Skript von Autor John D. Lamond, sonst selber Regisseur bei Filmen wie dem Erotikdrama FELICITY – SÜNDIGE VERSUCHUNG oder dem Horrorstreifen NIGHTMARE ON THE STREET, auch einfach nie runder. An den Kinokassen hob Flight Lieutenant Harris jedenfalls nie ab, der Film bleibt ein sympathisches Artefakt für Kinoarchäologen.
Dakota Harris (Australien 1985)
Regie: Colin Eggleston
Buch: John D. Lamond
Kamera: Garry Wapshott
Musik: Brian May
Darsteller: John Hargreaves, Max Phipps, Alex Scott, Simon Chilvers, Meredith Phillips