Männer, Frauen, Brüste: Das Leben kann so schön sein. Vor allem in einer schwungvollen Sexkomödie wie SCREWBALLS, die wie maßgeschneidert ist für kritische Zuseher, denen die PORKY’S-Filme immer viel zu viel Handlung hatten.
Ganz so schön ist das Leben für die Protagonisten von SCREWBALLS dann allerdings doch nicht: Da herrscht nämlich gewaltiger Triebstau. Immerhin gehen unsere fünf Helden auf die Taft & Adams Highschool – kurz: T&A High – wo sie umringt sind von schnuckeligen, wohlgeformten Damen. Die sind auch allesamt für jedes Vergnügen zu haben – abgesehen von der durchtriebenen Purity Busch, die nicht minder ansehnlich ist, aber sich permanent zugeknöpft gibt. Gerüchte besagen, sie sei die letzte Jungfrau der Schule! Und wie es so ist bei uns Männern: Was wir nicht haben können, macht uns ja erst recht scharf.
Die fünf fröhlichen Jungs schließen also einen Pakt: Bis zum Jahresende muß einer von ihnen die gute Purity mindestens oben ohne gesehen haben. Wahrlich, es ist eine Mission für das Gute, Wahre und Schöne, für Freiheit und Demokratie, für all die unterdrückten Jugendlichen, die nie zum Zuge kommen. Es ist die Gralssuche der Pubertierenden.
So hochmotiviert unsere fünf Freunde sind, so unterschiedlich sind sie doch – was man schon daran sieht, wie sie alle der Reihe nach zu Beginn des Films zum Nachsitzen verdonnert werden. Der Tüftler Howie knobelt ein komplexes Spiegelsystem aus, mit dem er Frauen unter die Röcke sehen kann. Der schnöselige Brent gräbt während der Französischstunde Purity zu aufdringlich an. Der unbeholfene Melvin wird dabei erwischt, wie er im Kühlraum der Schulcafeteria an sich selbst Hand anlegt, nachdem er von Purity und den Cheerleaderinnen suggestiv angestachelt wurde. Der sportliche Rick verkleidet sich als Schularzt, um bei der Brustuntersuchung seinen Mitschülerinnen näher kommen zu können. Und der aufrichtige Tim, ganz neu an der Schule, wird von der tückischen Purity zur falschen Tür geschickt und platzt deswegen in den Turnunterricht der Mädchen hinein.
Infolge ihres Paktes werden die Burschen ähnlichen Eifer an den Tag legen und zahlreiche weitere Mißgeschicke aushalten müssen. Howie macht es ganz clever und bringt in der Schwimmhalle einen langen wurstförmigen Ballon am Sprungbrett an, der sich dann über eine hydraulische Vorrichtung anhebt, um einen Hypnoseversuch einzuleiten – nur leider befindet sich nicht Purity im Schwimmbad, sondern die gesamte restliche Mädchensportklasse, die aus irgendeinem Grund nicht auf die unterschwelligen Botschaften anspringt und sich zur Rache zombiehaft auf Howie stürzt.
Tim macht es altmodischer: Er will fensterln. Das stöhnende „Ja“ als Antwort auf seine Frage, ob er zu Purity ins Zimmer klettern darf, ist aber leider ein Mißverständnis – Purity kuschelt nämlich gerade intensiv mit ihrem manngroßen Teddybären. Aber Tim vertut sich ohnehin in der Tür – schon wieder! – und landet bei Puritys frustrierter Mama, die im Halbdunkel unter Raubtiermaunzen keinesfalls unerfreut über den motivierten jungen Mann ist. Leider stürmt der Ehemann mit Schrotflinte dazwischen.
Melvin geht auf einen originelleren Plan ein, den sich Howie ausgeknobelt hat: Er läßt sich an der Stelle vollständig im Sand einbuddeln, wo Purity gerne sonnenbadet – nur mit Atemschlauch und Sichtgerät ausgestattet. Leider wird er dort erst von einem Köter bepinkelt und dann von anderen Strandgängern fast aufgespießt, die einen Sonnenschirm in den Sand rammen und ihn dabei nur knapp verfehlen. Dann taucht Purity auf – und kickt ihm leider die Atemvorrichtung beiseite.
Wenn die Jungs nicht gerade vergeblich ihrem Lustobjekt hinterhereifern, können sie sich eigentlich über mangelnde Zuwendung seitens der anderen Mädchen kaum beschweren. Tim zum Beispiel wird von der blonden Bootsie aufgegabelt, die sich im Autokino höchst kuschelig zeigt. Sie hätte sicherlich darauf verzichten können, bei seinem Verlassen des Wagens mit dem Kleidzipfel so in der Tür eingeklemmt zu werden, daß sie sichtbar für alle anderen und mit flachgepreßten Brüsten gegen die Scheibe auf Rettung hoffen muß, aber sie nimmt ihm das Mißgeschick nicht mal übel.
Überhaupt haben eigentlich alle Jungs und Mädchen dieser Schule – abgesehen von Purity natürlich – Spaß an der sexuellen Offenheit und sehen dabei etwaige Peinlichkeiten offenbar als Teil des Vergnügens. In einer Sequenz lassen sich einige Mädchen mit unseren Helden auf eine Partie Strip-Bowling ein – aber leider landet aus einem unglücklichen Wurf heraus eine Kugel so auf Howies bestem Stück, dass sie festklemmt. Macht nichts, die Mädels wissen Rat: Sie befummeln Howie so lange, bis die Bowlingkugel nach vorne schießt – und dabei gleich alle Neune trifft.
Keine Frage: SCREWBALLS ist eine spielfilmlange Zote, eine Parade der frivolen Späße, bei denen kein Gag zu plump wäre. Man darf nur nicht den Fehler machen, die gezeigte Teenagerwelt auf irgendeinem Level mit der Wirklichkeit zu verwechseln: Der Film spielt gewissermaßen in einem Alternativuniversum, in dem ohne Konsequenzen ungenierte Phantasien abgespielt werden – die aber auch immer schiefgehen. Hier darf ein Schüler noch von der bestrapsten Chemielehrerin im stillen Kämmerlein verführt werden – nur daß das Schäferstündchen gar nicht erst in die Gänge kommt, weil beim Herumrangeln ein Bunsenbrenner Feuer auslöst.
Weil die Jungs und Mädchen hier wie Wile E. Coyote hinter dem Roadrunner namens Sex hinterherjagen, inszeniert Regisseur Rafal Zielinski das gute Stück auch wie einen Cartoon. Immer wieder werden Sequenzen in Hochgeschwindigkeit abgespult, in der Bowlinghalle sind Chaplin-Bilder im Hintergrund aufgehängt, die auf die (freilich viel gesitteteren) Slapstick-Vorbilder verweisen.
Bewegungen werden mit Comic-Geräuschen untermalt, die Namen sind zweideutige Gags: Melvin Jerkovski (Onanski im Deutschen), Anna Tommical, Bootsie Goodhead. Die Bibliothekarin ist so streng auf Ruhe bedacht, dass sie sogar Zeichensprache untersagt und eine Lautsprecherdurchsage mit bösem Blick zum Flüstern bringt. Als sie unsere geschwätzigen Jungs mit einem erbosten „Es reicht, der ganze Tisch raus!“ anfaucht, tragen die – was auch sonst! – kurzerhand den Tisch hinaus.
Und weil es hier so fröhlich und unbelastet von sonstiger Handlung um Sex und absurde Späße geht, kann man der Prämisse auch kaum mehr böse sein. Wenn Purity zum Schluß mit Freiheitsstatuenkrone auf der Bühne steht und ihr beim Singen der Nationalhymne die Kleidung vom Leib fliegt (weil die mit Metallteilen versehen wurde und die Jungs große Magneten einsetzen!), wird ohnehin klar: Purity Busch ist das prüde Amerika, das die sexuelle Revolution verschlafen hat. Aber wo die Achtziger im Gegensatz zu den Siebzigern wieder korrekter und braver wurden, konnte wenigstens im Kino die Freizügigkeit noch siegen.
Der Abspann läuft über Puritys nackte Oberweite. Was gäbe es auch sonst noch zu erzählen? Fünf Jungs wollen Möpse sehen. Sie sehen Möpse. Ein Happy End.
Screwballs – Das affengeile Klassenzimmer (Kanada/USA 1983)
Originaltitel: Screwballs
Regie: Rafal Zielinski
Buch: Linda Shayne, Jim Wynorski
Produktion: Maurice Smith
Kamera: Miklós Lente
Musik: Tim McCauley
Darsteller: Peter Keleghan, Kent Deuters, Linda Speciale, Alan Deveau, Linda Shayne, Jason Warren, Jim Coburn, Terrea Foster, Donnie Bowes, Kimberly Brooks, Heather Smith, Nancy Chambers, Jan Taylor, Raven DeLaCroix, Jennifer Inch
😀 Klingt nach ungemein viel Spaß… Irgendwie.