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STARFORCE: Von kleinen Käfern und noch kleineren Spezialeinheiten

Science-Fiction-Action mit Soldaten und außerirdischen Käfern? Man kann es dem deutschen Verleih kaum verdenken, daß STARFORCE wie ein nur minimal unbekannterer Klon von Verhoevens STARSHIP TROOPERS vermarktet wird. „In einem Alien-verseuchten Ödland findet der letzte Kampf um die Freiheit statt!“, tönt es auf dem hinteren Cover. Schade ist dabei natürlich nur, daß besagte Käfer-Aliens bloß am Rande in der Story auftauchen und außerdem nur auf dem Cover die Größe von Gebäuden erreichen.

Tatsächlich schielt die günstig gestaltete Geschichte recht aufmerksam in Richtung von Paul Andersons SOLDIER, der bei uns ja passenderweise STAR FORCE SOLDIER hieß. Also: Bei einem Überfall auf eine Weltraumkolonie werden viele Siedler getötet, aber einer der zur Verteidigung angerückten Soldaten findet im Kampf ein kleines Kind, das er mitnimmt und wie sein eigenes aufzieht. Will heißen: Er stellt sich mit dem Jungen ungefähr 18 Jahre lang in die Wildnis und bringt ihm Kampfsport in umgebundenen Handtüchern bei. Mein Papa hat das nie mit mir gemacht.

Starforce-Papa Lotar Temetrian (Andy Garrison, rechts) bringt seinem Findelkind Zed Lucene bei, wie man sich in der Wildnis kleidet.

Zugegebenermaßen war mein Papa aber auch nicht der Gründer der Eliteeinheit Starforce, die aus genetisch gezüchteten Soldaten besteht und im Falle von Weltraumproblemen den ganz großen Otto losmachen kann. Ganze acht Mann umfaßt diese legendäre Truppe, wenn man das Vater-Sohn-Gespann mitrechnet, und weil Sohnemann Zed Lucene auf natürliche Weise geboren wurde, wird er von den anderen Soldaten schwer gemobbt.

Was läge also näher, als daß sich Lucene bei einer schwierigen Mission beweisen muß, um von den anderen akzeptiert zu werden? Ganz einfach: Lucene stellt bei einer noch schwierigeren Mission fest, daß die blöde Blase bis auf seinen Papa schwer korrupt ist, und darf einen nach dem anderen wegpusten. Jawohl, so geht man mit Halbstarken jenseits des Schulhofs um.

Mit dieser Armee kriegt man jeden Planeten in den Griff.

Korrupt sind die Kampfeumel deshalb, weil die Bewohner einer Gefangenenkolonie festgestellt haben, daß ihr kompletter Planet aus einer sehr seltenen und wertvollen Substanz besteht. Die Gefangenen sind sich uneinig, ob sie das blau leuchtende Zeug heimlich abbauen sollen, um dann nach Absitzen ihrer Strafe reich leben zu können, oder ob sie ihre planetarische Unabhängigkeit erkämpfen sollen – wie Australien vielleicht, nur ohne Didgeridoo. Und weil der Starforce-Truppenführer offenbar nicht ewig diesen Job ausführen möchte, fädelt er einen Plan ein, die Gefangenen zu töten und die wertvolle Substanz selber einzuheimsen.

So darf unser netter Junge Lucene also über einen Planeten stapfen, der so exotisch aussieht wie die steinigeren Gebiete von Mecklenburg-Vorpommern. Er freundet sich mit der Gefangenen Dahlia an, was damit zusammenhängen könnte, daß die Nippel unter ihrem grauen Oberteil den gesamten Film über strammer stehen als jede Eliteeinheit der Welt. Ein paar andere Gefangene treiben sich auch noch in der Ödnis herum, und die sehen aus, als wären sie auf dem Weg zu einer MAD-MAX-Fan-Convention falsch abgebogen.

Dahlia (Amy Weber) kämpft aufrecht an der Seite von Zed Lucene (Michael Bergin).

So darf Lucene, dessen Papa von der hundsgemeinen Starforce einfach erledigt wird, den ehemaligen Kollegen also zeigen, daß er mehr auf dem Kasten hat als jeder Genbubi. Es wird geschossen, gerannt, gesprungen, geflucht und gestorben, und zwischendurch klickt der Cutter auch manchmal auf den Button „Explosion einfügen“. Das sieht deswegen brutal realistisch aus, weil die Weltraumszenen davor wie ein Demo-Entwurf zu den preiswerteren Spezialeffekten der Serie BABYLON 5 wirken.

Ach ja, Käfer wurden uns ja auch noch versprochen. Also: In einer Höhle krabbeln kleine rote Aliens herum, die sich vor dem Licht fürchten und schnell bissig werden. Lucene lockt also zum Schluß ein paar seiner Starforce-Gegner in eben jene Höhle und lässt die Biester im Halbdunkeln knabbern. Wir sehen: Die Assoziation mit dem Käferkrieg STARSHIP TROOPERS, die von der deutschen DVD-Hülle angeregt wird, ist beinahe voll und ganz gerechtfertigt. Mehr jedenfalls, als wenn man den phantastischen Käfer Herbie auf dem Cover gezeigt hätte.

 

Starforce (USA 2000)
Regie: Cary Howe & Tony Kandah
Buch: R.C. Rossenfier
Musik: John Sponsler
Kamera: Mark Morris
Darsteller: Michael Bergin, Amy Weber, Vernon Wells, Andy Garrison, Nicholas Worth, Harrison Young

Christian Genzel
Christian Genzel arbeitet als freier Autor und Filmschaffender. Sein erster Spielfilm DIE MUSE, ein Psychothriller mit Thomas Limpinsel und Henriette Müller, erschien 2011. Außerdem drehte Genzel mehrere Kurzfilme, darunter SCHLAFLOS, eine 40-minütige Liebeserklärung an die Musik mit Maximilian Simonischek und Stefan Murr, und den 2017 für den Shocking Short Award nominierten CINEMA DELL' OSCURITÀ. Derzeit arbeitet er an einer Dokumentation über den Filmemacher Howard Ziehm und produziert Bonusmaterial für Film-Neuveröffentlichungen. Christian Genzel schreibt außerdem in den Bereichen Film, TV und Musik, u.a. für die Salzburger Nachrichten, Film & TV Kamera, Ray, Celluloid, GMX, Neon Zombie und den All-Music Guide. Er leitet die Film-Podcasts Lichtspielplatz, Talking Pictures und Pixelkino und hält Vorträge zu verschiedenen Filmthemen.

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