Höchste Zeit, sich einmal wieder einem C64-Klassiker meiner Kindheit zu widmen: DONALD DUCK’S PLAYGROUND, das für mich aus naheliegenden Gründen seinerzeit schlichtweg den Titel DONALD DUCK trug. Das Spiel erschien 1984 bei Sierra, die im selben Jahr mit dem Fantasy-Game KING’S QUEST den Startschuß zu unzähligen populären Adventure-Reihen gaben. Witzigerweise steckt hinter dem kindlich orientierten DONALD DUCK kein Geringerer als Al Lowe, der sich nur wenig später mit dem Schmuddelklassiker LEISURE SUIT LARRY weitaus anzüglicheren Themen widmete.
Das in Zusammenarbeit mit Disney produzierte Game verbindet eine Ansammlung von kleinen Mini-Spielen, die mit einer Mini-Aufbausimulation verbunden sind. Donalds Neffen brauchen Ausrüstung für den Spielplatz, aber die kostet Geld – weshalb Donald arbeiten muß, um Tick, Trick und Track mit den gewünschten Spielsachen beschenken zu können. (Gastbeiträge rund um die Frage, inwieweit es zur Donald-Figur paßt, daß sie ohne Zwang durch Dagobert arbeitet – und noch dazu, ohne selber etwas davon zu haben! – sind in der Kommentarsektion gerne gesehen.)
Auch der ORF wird von Donald beliefert! Da wundert einen die Programmgestaltung nun wirklich nicht mehr. |
Es gibt vier Jobs, bei denen Donald Geld verdienen kann. Die Schichtdauer kann frei eingestellt werden und beträgt höchst studentenfreundlich zwischen einer und acht Minuten (wer mag, kann seinem Chef ja morgen mal einen entsprechenden Schichtplan vorschlagen). Am einfachsten ist die Arbeit beim Obstmarkt: Donald fängt Melonen, Kürbisse und Zitronen auf, die vom Laster geworfen werden, und ordnet sie in die richtigen Kisten. Auch am Flughafen ist das Prinzip ähnlich: Pakete müssen vom Fließband in den richtigen Container geworfen werden, sortiert nach dem durch drei Buchstaben angegebenen Bestimmungsort (z.B. LAX, JFK, PHX, ORF – ob letztere Päckchen nach Österreich geschickt werden?). Hier muß man sich allerdings schon etwas mehr beeilen, weil der Transportfahrer bald weiterdüst und mit neuen Containern zurückkommt.
Zu erwachsen? Kein Problem, Donald kann auch im Spielzeugladen arbeiten, wo er Spielsachen richtig in die Regale einordnen muß – wozu er auch erst die Leiter richtig platzieren muß. Dummerweise liegt das Geschäft direkt an den Gleisen, und alle 70 Sekunden fährt der Amquack Express vorbei – was den Laden derart zum Wackeln bringt, daß die Spielsachen herabfallen und kaputtgehen. Das kann man verhindern, indem man einen Hebel umlegt und die Regale damit zur Sicherheit schließt – zerbrochene Spielsachen werden einem nämlich vom Gehalt abgezogen!
Viel moderner kann es bei der Deutschen Bahn und der ÖBB auch nicht zugehen … |
Ganz so rasant fährt der Zug aber dann doch nicht, wie Donald beim vierten Job feststellen darf: Da tuckert die Eisenbahn durch ein Gleissystem, bei dem sechs verschiedene Weichen umgestellt werden können. Donald kriegt den jeweiligen Bestimmungsort angesagt und muß dann die entsprechenden Hebel umlegen, damit der Zug auch in Ducktropolis, Duck Valley oder einem der anderen Orte ankommen kann und nicht unendlich im Kreis fährt.
Nach getaner Arbeit wird man sorgfältig ausbezahlt: Man sieht jede einzelne Münze und jeden einzelnen Geldschein zu den eigenen Ersparnissen wandern. Mit denen kann man in der Stadt dann zu den Läden von Micky, Minni und Goofy wandern, um dort Ausrüstung für den Spielplatz zu kaufen – und wer sich grämt, mit geschlagenen acht Minuten Flughafenmaloche nur einen Dollar verdient zu haben, darf hier erleichtert feststellen, daß ein Trampolin ohnehin nur 5 Cent kostet. Trotz immenser Betriebsamkeit zweier Großkapitalisten dürfte Entenhausen also noch von der Inflation verschont geblieben sein.
25 Cent für eine Rutsche? Micky, weißt du, wieviele Trampoline ich für das Geld kriege?? |
Ab geht’s über die Gleise zum Spielplatz, wo die gekauften Gegenstände arrangiert werden können. Dann kann man einen der drei Neffen durch das Gelände steuern und spielen lassen: Springen auf dem Trampolin, Schaukeln im Reifen, Hinaufklettern am Netz und dann herunterrutschen. Und dann kann man sich wieder an die Arbeit machen, um den Spielplatz auszubauen.
Es ist leicht zu sehen, warum das Spiel seinerzeit so viel Spaß gemacht hat: Es ist ganz einfach herzallerliebst. Donald watschelt in niedlicher Animation durch die Stadt und schaut sogar brav nach links und rechts, bevor er über die Schienen hurtet. Beim Obstsortieren quakt er wütend, wenn er etwas nicht fangen kann, und schaut glücklich, wenn er etwas richtig einsortiert hat. Und wie die Neffen auf dem Spielplatz herumhüpfen, ist trotz ganz einfacher Gestaltung absolut goldig.
Becky wohnt mit ihrem Laden wie Elwood: Jede Minute fährt ein Zug vorbei … |
Dazu kommt: Die vier Spiele machen sehr kurzweiligen Spaß. Man braucht wenig bis gar keine Erklärung, um sie spielen zu können, aber sie sind flott genug, um damit vergnüglich die Zeit zu vertreiben. Mein Favorit war immer die Eisenbahn, aber ich habe in allen Bereichen geschaut, wo ich noch flotter und effektiver arbeiten kann, um etwas mehr zu verdienen.
Aus heutiger Sicht ist es sehr nett, wie den Kindern hier sanft dies und jenes beigebracht wird: Man lernt am Flughafen Buchstaben auseinanderzuhalten, beim Weichenstellen ist etwas Kombinationsgabe gefragt. Nicht nur beim Einsammeln des Lohns lernt man den Umgang mit Geld: Wenn man im Laden etwas kauft, muß man das Geld auf den Tresen legen und sich gegebenenfalls das passende Wechselgeld auch selber nehmen. Ganz generell bereitet einen DONALD DUCK’S PLAYGROUND auf ein Grundprinzip des wirklichen Lebens vor: Wenn man etwas Schönes kaufen will, muß man eben vorher dafür arbeiten, um das entsprechende Geld zu haben.
Noch ein bißchen leer, der Spielplatz – aber wenn Micky halt zweistellige Wucher-Centbeträge verlangt …! |
Als Erwachsener kann das Spiel aber leider nur für einen kurzen, entspannenden Nostalgietrip herhalten: Obwohl es drei Schwierigkeitsstufen gibt (auf den höheren läuft alles etwas schneller ab, dafür wird besser bezahlt), sind die Spiele doch zu einfach, um ganz lange fesseln zu können. Heutzutage würde man vielleicht aus einem Game wie dem Weichenstellen auch eine trickreiche, komplexere Erwachsenenversion basteln – aber es ist eben für Kinder gedacht und deswegen eher knuffig als herausfordernd.
Dazu kommt, daß das Spiel eigentlich kein Ziel hat: Selbst, wenn der Spielplatz vollständig ausgerüstet ist, geht das Game halt einfach weiter. Man kann mehr Geld verdienen, wenn man mag, den Spielplatz umrüsten, aber man arbeitet halt nicht wirklich auf etwas hin. Aber vielleicht ist es genau das, was man als Erwachsener aus DONALD DUCK’S PLAYGROUND lernen kann: Hin und wieder mal Spaß an der Sache selbst haben und nicht immer nur an Ziele denken …
Der Cover-Scan und die Screenshots stammen von der Seite mobygames.com.