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ZOMBIE VS. NINJA: Zwei Filme zum Preis von keinem!

Zombie vs. Ninja, Genzel vs. Don Arrigone: Zwei Schmalfilm-affine Filmfreunde sprechen über wundersames Schnipselkino von Ninja-Verramscher Godfrey Ho.

Genzel: „Zombiefilm oder Eastern“, wünscht sich Don Arrigone beim Besuch zum Filmabend im Genzel HQ. Weil ich die Interessen junger Cinephiler ernst nehme, kann ich mit nur einem Film beide Desiderate abdecken: ZOMBIE VS. NINJA, ein Streifen aus dem unendlichen Ninja-Fundus von Godfrey Ho, der meistens alte Ramschfilme aufkaufte und mit ein paar eigens gedrehten Ninjaszenen zu praktisch neuen Ramschfilmen umfunktionierte. Seine Ninjas tragen gerne bunte Klamotten und Stirnbänder, auf denen das Wort „Ninja“ steht, und sie haben freilich mit der Handlung der Originalfilme rein gar nichts zu tun, sondern werden irgendwie per Schnitt und Synchronisation ins Geschehen gebracht. Und wenn schon Ninjas das Herz des Videothekenkellerfans höher schlagen lassen, ist die Aussicht auf eine Begegnung zwischen Ninjas und untoten Gesellen geradewegs entzückend.

Versuchen wir kurz die Handlung des Films zu bezwingen. Also: Ethans Vater wurde vom bösen Räuber Titus ermordet, der sein Gold stehlen wollte. Ethan kommt als Lehrling bei einem Bestatter unter und lernt dort Kung Fu, um sich an Titus zu rächen. Dieser Mann kann die Toten für kurze Zeit lebendig werden lassen, um gegen sie zu kämpfen – sie heißen Zombies, hüpfen aber eher wie die chinesischen Vampire herum. Währenddessen rennen bunte Ninjas durch den Wald und bekämpfen sich – warum gleich wieder, Don?

Wenn man den Rest vom Stirnband auf dem Bild lesen könnte, würde man uns sofort glauben, daß es sich hier um einen Ninja handelt.

Don: Können wir nicht lieber über Nebencharaktere von KRIEG UND FRIEDEN diskutieren? Da könnte ich, glaube ich, mehr Überblick bewahren. Nein? Nun, einen Versuch ist es wert. Einer der Ninja, ein gewisser Duncan, ist gut und verfügt über irgendeine seit Ewigkeiten verloren geglaubte Geheimtechnik. Er bekämpft den bösen Ninja Mason, und metzelt daher dessen schnauzbärtige Handlanger ab, die, wenn mich meine Erinnerung nicht trügt, auf die Namen Bobby und Bert hör(t)en.

Da Duncan so ein netter Kerl ist, will er auch den lieben Ethan unterstützen. Dafür muss er sich leider ein wenig anstrengen: Da sie nicht im selben Film sind – die bunten Ninjas stammen eindeutig nicht aus demselben Material – kann Duncan leider nicht unmittelbar in Ethans Plot eingreifen, sondern ihm nur beratend zur Seite stehen. Die entsprechenden Schnitte sind weniger ungeschickt als erwartet, zumindest im Vergleich zu anderen Godfrey-Ho-Filmen. Dementsprechend beschäftigt waren Herr Genzel und ich, verschiedenste Theorien zu entwerfen, aus wievielen Streifen ZOMBIE VS. NINJA zusammengestückelt wurde, und wer denn nun in denselben Film gehört.

Zahnarzt vs. Ninja.

Genzel: Die Wahrheit dazu ist leider fast ernüchternd: Der Großteil des Films entstammt offenbar einem südkoreanischen Film namens THE UNDERTAKER IN SOHWA PROVINCE aus dem Jahr 1983, dazu gibt’s eben noch buntes Ninjaallerlei von Meister Ho. Nicht geklärt ist die Frage, ob der Originalfilm auch eher konfus zusammengestöpselt war, oder ob sich die Verwirrung durch die Neusynchronisation und das Geschnipsel verstärkt haben. Ich tippe mal auf Letzteres.

Da zeichnet sich natürlich, selbst ohne den Film gesehen zu haben, ein grundlegendes Problem des Films ab: ZOMBIE VS. NINJA schneidet einen Film mit Untoten mit anderen Szenen rund um Ninjas zusammen – wie könnten die Zombies also je auf die Ninjas treffen, nachdem sie ja dazu in den anderen Film springen müßten? Aber gut, der Titel ZOMBIE VS. NINJA macht halt mehr her als ZOMBIES WHO ARE IN THE SAME MOVIE AS NINJAS BUT NEVER, EVER MEET THEM.

Blickt noch jeder durch?

Don: Wir sollten aber mit dem Film nicht zu hart ins Gericht ziehen. Immerhin ⅔ des Titels entsprechen der Wahrheit – so gut sind wir selten ausgestiegen. Wie Genzel-Sensei bereits erwähnt hat, sind die lebenden Toten in diesem Film allerdings äußerst agil und scheinen nicht auf dem westlichen Zombie-Konzept zu basieren. Selbst die athletischen Leichen aus 28 DAYS LATER wirken im Vergleich schlapp.

Aber es gibt da ja noch eine Handlung, und irgendwer muß die besprechen, auch wenn Herr Genzel geschickt versucht, abzulenken. Ethans Meister versteht sich also darauf, Untote zu beschwören, auch wenn sein Gesichtsausdruck dabei … sagen wir, sehr angestrengt wirkt – den Vergleich zum allzu menschlichen Bedürfnis zieht ohnehin der Film selbst. Ethan wird dann entweder von den lebenden Leichen verprügelt, oder – was deutlich seltener eintritt – er schickt sie zurück ins Reich der ewigen Schatten. Wie auch immer der Kampf endet, Ethan wird in braver Rollenspielmanier immer stärker und steigt Level um Level auf.

Epische Ninja-Schwertkämpfe!

Genzel: Weshalb es auch eher egal ist, daß man aufgrund des holprigen Zusammenschnitts ständig das Gefühl hat, etwas verpaßt zu haben. „Wer sind die da doch gleich? Warum gehen sie grad da hin? Waren die nicht eben noch im Wald? Kennen die sich? Ach, egal, kämpft mal.“ Wer schaut schon Martial-Arts-Streifen wegen der Handlung?

Noch unterhaltsamer als die Chuzpe, mit der hier irgendwas zusammengekleistert und albern zusammensynchronisiert wird, ist der vermutlich längst patentierte Anarcho-Unfug, den Ho hier mal wieder für billigstes Geld abfeiert. Da leben bunte Ninjas mit englischen Namen im Wald, während anderswo ein Kerl den breiten Sarg, den er quer auf dem Rücken trägt, eben mal verwendet, um böse Buben zu verprügeln. In einem unausgeglichenen Kampf im Wald, bei dem nur einer der beiden Hübschen bewaffnet ist, hängt praktischerweise ein Schwert in Griffnähe an einem Baum. Und irgendwann bewegt sich unser Held beim Kämpfen wie ein Roboter, weil er sich von den Untoten offenbar die geheime Rigor-Mortis-Kampftechnik abgeschaut hat.

Ethan wartet auf Zombies oder Ninjas.

Don: Umso überrraschter waren wir gegen Ende, als es plötzlich möglich wurde, der Handlung zu folgen. Ethan kämpft sich konsequent durch die letzten Henchmen und scheut dabei auch nicht davor zurück, Frauen eins auf die Fresse zu geben. Titus täuscht aus einem mir unerfindlichen Grund seinen Tod vor, um dann bei seiner eigenen Beerdigung unsere Helden anzugreifen. Ehrenwerter Martial-Arts-Kämpfer, der er ist, beschließt Ethans Meister, den Zweikampf nicht zu stören (gut … wenn ich ehrlich bin, haut er einfach ab). Ethan und Titus prügeln sich rund 5 Minuten mäßig eindrucksvoll, dann folgt der Showdown aus dem Parallelfilm.

Was soll ich zu diesem Film noch sagen? Das Zielpublikum ist klar umrissen: Leute, die sich den Film ob des Titels oder Covers versehentlich in der Videothek ausgeliehen haben, oder wahre Eastern-Enthusiasten, die glücklich sind, sobald sich irgendwo zwei Leute prügeln. Erstere waren wohl ebenso enttäuscht wie sämtliche Zombie-Aficionados, letztere bekommen immerhin zwei handlungsarme Martial-Arts-Streifen zum Preis von einem. Insgesamt habe ich schlechtere Godfrey-Ho-Filme gesehen; darüber zu philosophieren ist aber letztlich ähnlich sinnvoll, wie über den am wenigsten schmerzhaften Zahnarztbesuch zu diskutieren. Am Ende des Tages sind solche Filme nur für masochistische Wiederholungstäter wie Genzel-Sensei und mich geeignet.

Genzel: Also, ich fand den super.

 

Zombie vs. Ninja (HK 1989)
Alternativtitel: The Undertaker in Sohwa Province / Gravedigger
Regie: „Charles Lee“ (= Godfrey Ho)
Buch: „Benny Ho“ (= Godfrey Ho)
Kamera: Raymond Chang
Musik: Stephen Tsang
Darsteller: Pierre Kirby, Edowan Bersmea, Dewey Bosworth, Thomas Hartham, Patrick Frzebar, Renato Sala

Christian Genzel
Christian Genzel arbeitet als freier Autor und Filmschaffender. Sein erster Spielfilm DIE MUSE, ein Psychothriller mit Thomas Limpinsel und Henriette Müller, erschien 2011. Außerdem drehte Genzel mehrere Kurzfilme, darunter SCHLAFLOS, eine 40-minütige Liebeserklärung an die Musik mit Maximilian Simonischek und Stefan Murr, und den 2017 für den Shocking Short Award nominierten CINEMA DELL' OSCURITÀ. Derzeit arbeitet er an einer Dokumentation über den Filmemacher Howard Ziehm und produziert Bonusmaterial für Film-Neuveröffentlichungen. Christian Genzel schreibt außerdem in den Bereichen Film, TV und Musik, u.a. für die Salzburger Nachrichten, Film & TV Kamera, Ray, Celluloid, GMX, Neon Zombie und den All-Music Guide. Er leitet die Film-Podcasts Lichtspielplatz, Talking Pictures und Pixelkino und hält Vorträge zu verschiedenen Filmthemen.

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