Eigentlich ist die U-BOOT ACADEMY gar kein Vertreter des in den Achtzigern so beliebten Academy-Subgenres: Wie bei vielen anderen Filmen (DRIVING ACADEMY, FBI ACADEMY, …) war es der deutsche Verleih, der dem Film die Nähe zur immens erfolgreichen POLICE-ACADEMY-Reihe geben wollte. Und doch paßt GOING UNDER, wie die U-BOOT ACADEMY im Original heißt, perfekt zu dieser Komödienspielart, in der die Unfähigen auf eine altehrwürdige Institution oder ein ganz nüchternes Berufsfeld losgelassen werden.
Im Prinzip waren die Academy-Filme kleine Oden an den Außenseiter: Hier standen die Spinner und die Seltsamen im Zentrum der Geschichten und waren ihre Helden, während die ordnungsliebenden Normalos als unsympathische Gegenspieler fungierten. Es war erfrischend, einmal nicht die Supercops zu sehen, die knallharten Ermittler, die Besten ihres Feldes, sondern sich komische Käuze in diesen Rollen vorzustellen; einmal nicht die aufrechten Führungspersönlichkeiten abzufeiern, sondern die sozial Schwachen und die unsicheren Eigenbrötler das gewohnte Erfolgsprinzip unterwandern zu sehen. Natürlich waren diese Ausgeflippten als Karikaturen angelegt, aber sie waren liebevoll gezeichnet und hielten zusammen – und wir waren eingeladen, mit ihnen die kleinen Triumphe gegen das System zu feiern. Die Academy-Filme waren das perfekte Gegenmittel zum Narrativ der Leistungsgesellschaft.
In der U-BOOT ACADEMY sind die Protagonisten zwar größtenteils in keiner Akademie, aber das Prinzip der schrägen Dilettanten im genormten Umfeld der Disziplin greift hier ebenso. Die Geschichte dreht sich um den unglückseligen U-Boot-Kapitän Biff Banner (Bill Pullman), der Angst vor Wasser hat und an Klaustrophobie leidet – keine guten Voraussetzungen für den Job. Das Verteidigungsministerium setzt ihn aber trotzdem ein: Der Stapellauf des geheimen Tarnkappen-U-Boots (oh ja!) U.S. Sub Standard (jawohl!) steht bevor, und weil die Gelder für das sündhaft teure Forschungsprojekt eher in die Taschen von Admiral Malice (Ned Beatty) geflossen sind, will man den notdürftig zusammengeschraubten Kahn möglichst unauffällig versenken. Dann gerät Banner mit seiner Crew an entbehrlichen Versagern aber in einen Ost-West-Konflikt, der einen Atomkrieg auslösen könnte …
Schon die Zusammenfassung zeigt: U-BOOT ACADEMY ist albern. Was sonst sollte so eine Academy-Komödie wohl sein? Das Wunderbare an diesem Film ist gerade die Tatsache, wie unglaublich albern und absurd sich das ganze Prozedere über die Leinwand blödelt. Da ist kein Witz zu hirnrissig, kein Unfug zu fern, keine Entwicklung zu hanebüchen – die Geschichte ist so närrisch, daß sie mitunter wie bei den schönsten ZAZ-Parodien ins Surreale abkippt. Da steht Banner, nachdem er aufgefordert wird, endlich als Captain zu funktionieren, plötzlich mit Piratentuch und Steuerrad auf der Brücke; zum Showdown Amerika gegen Rußland erwirkt Banner wie beim Football ein Time-Out und beruft ein Huddle der sechsten Flotte ein; Lecks im U-Boot werden wahlweise mit Gummipropfen oder mit jungen Matrosen beseitigt, die den Finger ins Loch halten; und die „Tarnkappenvorrichtung“ läßt das U-Boot als großen Wal erscheinen, woraufhin es von einem japanischen Boot mit Harpunen angegriffen wird (die auf der Brücke einfach so durch die Wände krachen). Als Banner sich Rat bei Footballlegende Joe Namath holen will, geht er zu einem Telefon im U-Boot und sagt: „Hallo, Vermittlung? Geben Sie mir Joe, hier ist Biff.“
Man muß freilich eine Vorliebe für Kalauer haben, um an der U-BOOT ACADEMY wirklich Vergnügen zu entwickeln. Schon die Namen würden mancherorts Einzahlungen in die Wortwitzkasse erfordern: Das Boot heißt „Sub Standard“, Banners Therapeut heißt „I.M. Friendly“ (und ist ein plärrender Drill Sergeant im Stil von EIN OFFIZIER UND GENTLEMAN), irgendwo sitzt ein „General Alert“ herum, und der Navigator heißt McNally (Rand McNally ist ein großer US-Verlag für Karten und Navigationssysteme). Die Crew trägt Kappen mit übergroßen Schirmen, mit denen die Leute ständig irgendwo hängenbleiben. Der erste Offizier war schon zwölf Jahre auf der Marineakademie, hätte letztes Jahr fast den Abschluß geschafft („Versuchen Sie’s weiter“, empfiehlt ihm Banner) und lobt jede Order mit „Super!“ oder „Ein toller Befehl!“. Und das russische U-Boot, das Jagd auf unsere Helden macht, trägt den Namen „Pink November“.
Die deutsche Synchro läßt sich da nicht lumpen und blödelt mit Wonne mit. Banner kann das Wort „Periskop“ nicht aussprechen („Persikokosp ausfahren!“), die Russen schwäbeln oder hängen an jedes Wort ein „-i“ oder „-ski“ („Geheimski Radarstützpunkti“), der japanische Kapitän redet gewissermaßen asiatisches Bayrisch („Sacklzement! Wos fül Fisch! Meine Flau legt sich niedel!“), und Admiral Malice spricht von „nuklearen Waffeln“. Beständig werden Sprüche geklopft („Geh mir aus der Sonne, sprach schon Diogenes in der Tonne“), oder die Figuren reden in verstellten Stimmen – vor allem Michael Winslow, der in einer Nebenrolle als Reporter auftaucht und mit Quietschestimme ruft: „Ich bin der Onkel von Eddie Murphy!“
Oh ja, die U-BOOT ACADEMY ist wunderbar beknackt, und Regisseur Mark W. Travis hat viel Vergnügen daran, sich von einer Absurdität zur nächsten Albernheit fortzubewegen. Für eine solche Blödelei muß man eine Antenne haben – aber wenn schon die Protagonisten dafür gefeiert werden, komische Spinner mit drolligen Spleens zu sein, darf der Film sich genauso verhalten. Die heldenhaften Kapitäne und dienstbeflissenen Soldaten, die ganz im Sinne der Navy agieren, gibt es anderswo: Hier herrscht sympathische Anarchie. „Hißt die Segel! Schrubbt das Deck! Kocht Kaffee!“
U-Boot Academy (USA 1990)
Originaltitel: Going Under
Regie: Mark W. Travis
Buch: Darryl Zarubica, Randolph Davis
Musik: David Michael Frank
Kamera: Victor Hammer
Darsteller: Bill Pullman, Wendy Schaal, Chris Demetral, Tyrone Granderson Jones, Dennis Redfield, Lou Richards, Ernie Sabella, Elmarie Wendel, Bud Cort, Ned Beatty, Roddy McDowall, Robert Vaughn, Richard Masur, Joe Namath, Michael Winslow, Tad Horino