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Gastbeitrag: PRINCESS WARRIOR – Schlecht oder schlimmer?

Und nochmal PRINCESS WARRIOR: Auch der junge Don Arrigone möchte über dieses Billigstepos berichten, das wir kürzlich begutachten durften. Mein eigener Text findet sich hier. Ich übergebe das Wort an den Don:

Unlängst habe ich mit Herrn Genzel diskutiert, welches denn der schlechteste Film sei, den wir bisher gesehen haben. Dabei kamen wir bald darauf zu sprechen, wie schwer es ist, „schlecht“ zu definieren, und daß es sich um einen subjektiven Eindruck handelt, auch wenn man konkrete Fehler benennen kann. Einig waren wir uns nur, daß es besonders problematisch ist, wenn schlicht und ergreifend nichts passiert. Auslöser der Diskussion war übrigens PRINCESS WARRIOR von 1989, den man gleich als Beweis für diese These anführen kann.

Gleich zu Beginn des Filmes lernen wir, daß Frauen nicht von der Venus stammen, sondern vom Planeten Vulkaria, wo sie eine matriarchale Herrschaft errichtet haben, in der Männer nur noch als Konkubinen dienen. Herrscherin ist die alte Königin Mutter, die allerdings im Sterben liegt und ihre beiden Töchter zu sich rufen läßt. Dabei handelt es sich um die gute Ovule (wir wissen, daß sie gut ist, da sie blond ist und weiße Kleidung trägt) und die böse Curette (schwarz gekleidet und zuviel Make-up, somit eindeutig böse). Ovule wird zur neuen Königin ernannt, und dementsprechend sauer ist Curette. Da Tribadie auf Vulkaria (leider) keine anerkannte Form der Konfliktlösung ist, metzeln Curette und ihre Lakaiinnen kurzerhand die Anhängerinnen ihrer Schwester nieder; nur der Blondschopf kann mit einem Transporter zur Erde fliehen. Curette schnappt sich zwei getreue Dienerinnen, Exzema und Bulemia (sich über diese Namen lustig zu machen, ist selbst mir zu einfach), und folgt ihr. Erwähnt sei noch, dass sich sämtliche Damen entkleiden müssen, bevor sie den Teleporter benutzen, da dieser keine unbelebte Materie durch den Raum senden kann und der Film eindeutig mehr Brüste brauchte.

Als wäre dies noch nicht genug, landen die jungen Frauen auf der Erde mitten in einem Wet-T-Shirt-Contest, der rund 20 Minuten dauert und dank extrem dicker Baumwoll-Shirts auch denkbar unspektakulär ausfällt – daß die Filmemacher selbst am T-Shirt-Kauf scheiterten, sollte zu denken geben. Ovule verlässt den Nachtclub, gefolgt von Bob dem DJ, der offensichtlich ein Auge auf die hübsche Blondine geworfen hat – und übrigens der einzig wirklich bemühte Schauspieler ist, wobei sein Engagement sich in wildem Gestikulieren äußert. Curette und ihre Gefährtinnen gehen etwas brachialer vor, verprügeln die anwesenden Herren und klauen ihnen ihre Klamotten – Stiefel und Motorräder waren leider nicht im Angebot.

Zum ersten offenen Konflikt zwischen den beiden Parteien kommt es in Bobs Haus, wo Curette ihn mit einem heißen Löffel foltern will – Darstellerin Dana Fredsti wurde noch Jahre später auf Parties dafür ausgelacht. Glücklicherweise kommen zufällig zwei Polizisten des Weges, die nur als solche zu erkennen sind, da sie entweder von Donuts schwärmen oder über Papierkram fluchen. Besagte Gesetzeshüter wollen alle Anwesenden verhaften, scheitern aber an ihrer eigenen Unfähigkeit. Und damit beginnt nun die wohl längste Verfolgungsjagd der Filmgeschichte, die rund die Hälfte des Films in Anspruch nimmt (immerhin 40 Minuten).

Von der Polizei oder der bösen Curette verfolgt, fahren Bob und Ovule nämlich nun endlos durch die Nacht, ohne wirkliches Ziel und ohne wirkliche Spannung fahren sie einfach durch die leeren Straßen von L.A., wobei sich die Aufnahmen und Straßen frappierend ähneln – was soll auch passieren, wenn man einfach durch die Nacht fährt, denn was bei anderen Regisseuren Anstoß für philosophische Überlegungen darstellt, ist hier reiner Selbstzweck, um die 80 Minuten Laufzeit zu füllen – und die Verfolgungsjagd endet nur, um dann unter anderem Vorwand wieder neu zu beginnen, zieht sich einfach endlos hin, denn wie soll in leeren Straßen und Fahrten im Schritttempo auch Spannung aufkommen … Heiterkeit stellt sich nur ein, als Ovule einmal fragt, ob man nicht schon einmal an dieser Straße vorbeigekommen sei – nur 5 oder 6 Mal, antwortet der aufmerksame Zuschauer, der den gefühlt einzigen Schauplatz des Films sofort wiedererkennt.

Schließlich kommt es in einem alten Steinbruch zum großen Finale. Bob und Ovule schlafen endlich miteinander, wobei der Koitus in der mysteriösen Softsex-Dimension stattfindet, in der es bekanntlich nur spärliche Beleuchtung und weißen Nebel im Hintergrund gibt. Dann prügelt sich Ovule endlich mit Curette, wobei der Abspann verrät, daß Fredsti für die Choreographie der Kampfszenen verantwortlich war – eine wertvolle Information, aus dem Film selbst geht es nämlich nicht hervor, daß es eine Choreographie gab (dasselbe lässt sich allerdings auch über das Drehbuch an sich sagen).

Natürlich obsiegt das Gute, und Ovule nimmt Bob mit sich auf den Planeten Vulkaria, auf dem sie sofort die Gleichberechtigung der Männer sicherstellt und somit die jahrhundertelange Arbeit unzähliger Feministinnen innerhalb von Sekunden in den Sand setzt. Simone de Beauvoir würde sich im Grab umdrehen.

Die eigentliche Handlung nimmt also rund 10 Minuten in Anspruch, das Finale ungefähr ebenso viel. Dazu kommen über 20 Minuten Wet-T-Shirt-Contest und die 40-minütige Verfolgungsjagd – es läßt sich also sagen, daß in diesem Film so gut wie gar nichts passiert, und daß Regisseur Lindsay Norgard wohl sogar L’ARRIVÉE D’UN TRAIN EN GARE DE LA CIOTAT auf Spielfilmlänge gebracht hätte. Sämtliche anderen Fehler – das grottige Schauspiel, die absurden Dialoge, die Requisiten aus dem 1-Euro-Shop – verblassen angesichts der enormen Langeweile. Am schlimmsten ist es nun einmal doch, wenn rein gar nichts passiert. Quod erat demonstrandum.

Princess Warrior (USA 1989)
Regie: Lindsay Norgard
Buch: John Riley
Produzent: Philip J. Jones
Musik: Marc David Decker
Darsteller: Sharon Lee Jones, Dana Fredsti, Mark Pacific, „Tony Riccardi“ (= Mark Riccardi), Augie Blunt, Lauri Warren, „Isibella Peralta“ (= Christina Lucia Peralta-Ramos), Diana Karanikas

Don Arrigone
Als Kind ausgesetzt und im Kloster zum Heiligen Massacesi aufgezogen. Zeigte schon in jungen Jahren Interesse an jeglicher Art von Film, insbesondere aber an den Genres Horror und Thriller. Studium der Theologie, Magisterarbeit zur Darstellung der Nonne im italienischen Film des 20. Jahrhunderts. Priesterweihe, und Beitritt zum Geheimorden der Fratri Rossi. Tod während einer nächtlichen Orgie, aufgrund seines sündigen Lebenswandels hinabgefahren in die Hölle. Gefangen im 9. Zirkel der Unterwelt und somit gezwungen, bis zum jüngsten Tag Videothekenfutter zu rezensieren.

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