Schon vor einiger Zeit haben wir uns das hochnotheitere Verwechlungskomödchen GUMMIBÄRCHEN KÜSST MAN NICHT angesehen, mit dem die Lisa-Film 1989 die Kinos beglückte. Da könnte man sich doch auch gleich noch den Soundtrack vorknöpfen, der als Flohmarktfund für 50 Cent auch nur halb so viel gekostet hat wie damals die DVD – und der dank der Auflistung der Mitwirkenden in Kombination mit dem Cover ja selbst bei solchen Menschen Schlimmstes erahnen läßt, die den dazugehörigen Streifen gar nicht gesehen haben.
Dabei fängt die Chose gar nicht so übel an: Das deutsche NDW-Trio Hong Kong Syndikat lässt den Titelsong „Real Men Don’t Eat Gummibears“ vom Stapel – ein hübsch leichtes Stück Nonsens, das mit entspannten Gesang über dezentem Synthgroove durchaus sympathisch wirkt. Der Gruppe selbst scheint die Nummer aber den Rest gegeben zu haben: Noch im selben Jahr löste sich das Syndikat auf.
Auch die beiden Nummern von Ricky-Martin-Songwriter Robby Rosa, der im Film zusammen mit seiner Dauerwelle auch mitspielen darf, sind gar nicht so unsäglich, wie man erwarten könnte: „Angela“ ist ein Latin-angehauchtes Stück Synthpop, „Little Woman“ etwas funkiger, und beide darf man mit zugedrücktem Hühnerauge durchaus durch die Grenzkontrolle winken.
Aber dann! Oh Schreck, oh Graus, der Bohlen kommt ins Haus. Und das gleich zweifach: Einmal mit Bonnie Biancos Epos „A Cry in the Night“ (seinerzeit ein Nummer-1-Hit in Österreich!), und später noch mit Nino De Angelos Schmachtfetzen „Whose Gonna Love You Tonight“ (and whose gonna check you’re grammar?). Beides gar grauenhafte Nummern mit brutaler Euroschlager-Produktion, bei denen man automatisch leiser dreht, um nicht bei den Nachbarn in Verruf zu kommen.
Und so geht’s dann dahin: Die Blechpopnummern „What Is Love“ von Eric & Hilda (dankenswerter ihre einzige Single) sowie „Tell Me Why“ von Fönfrisur Tony Baez (produziert vom ehemaligen Nena-Keyboarder Jörn-Uwe Fahrenkrog-Petersen) scheppern lautstark vor sich hin und überzeugen selbst größte 80’s-Fans wie mich, daß die Dekade nicht nur ihre guten Seiten hatte; nervlich noch belastender ist „Love Is Gonna Last Forever“ von Scott & Louise Dorsey, deren Schlagerkitsch einen nur hoffen läßt, daß diese Liebe ein schnelles Ende findet. Irgendwo dazwischen gibt’s noch einen Song einer Band namens Private Property, zu dem ich mir leider keine Adjektive merken konnte.
Anhörbar sind dann eigentlich nurmehr die zwei Instrumentalnummern, die Gitarrist Carl Carlton und Drummer Bertram Engel hier unter dem (sonst nie wieder genutzten) Bandnamen Midnight Cop beisteuern: „Kalmbach’s Peace of Mind“ und „Rumble Rag“. Vor allem ersterer Track ist mit seiner Mischung aus Percussion und Gitarre durchaus stimmungsvoll – man wird nicht applaudierend vom Sofa springen, aber neben so vielen Missetaten freut man sich doch immens über echte Musiker und genießbare Klänge.
Das Schlußlicht des Albums bildet dann allerdings der Song „Bring Me Edelweiss“ – damit man auch nicht vergißt, auf welchem Niveau wir hier agieren. Erinnern wir uns: Dieser Dancefloor-Stampfer schaffte es Ende 1988 in Österreich und in der Schweiz an die Spitze der Charts (in Deutschland immerhin auf Platz 2) und verkaufte sich insgesamt über 3 Millionen Mal. Und wißt ihr was? Nach über 14 Jahren ist das Stück immer noch keinen Deut weniger grausam.
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