Letzten Samstag war wieder einmal Plattenbörse in Salzburg, und natürlich habe ich mit scharfem Blick die Kisten nach Schätzen durchwühlt. 13 Platten und eine CD konnte ich erbeuten – nicht gar so viele wie bei manch anderen Gelegenheiten, aber ich wollte eine gesunde Mischung aus billigen Horchen-wir-doch-mal-rein-Alben und etwas teureren Stücken für die Sammlung (gewisse Platten landen eben nie in der Billigkiste).
Wenn ihr bei den folgenden Beschreibungen auf den Albumtitel klickt, gelangt ihr wie gehabt zu Amazon, wo ihr die entsprechenden CDs vorfindet (bzw. teilweise auch die LPs oder eine CD-Kollektion mit dem entsprechenden Album). Wenn ihr da etwas bestellt (egal was!), geht ein kleiner Teil des Kaufbetrags an Wilsons Dachboden – und natürlich freue ich mich über derartige Unterstützung ungemein! Wohlan, hier sind die ergatterten Platten:
Percy Sledge: When a Man Loves a Woman (1966). Das Titelstück gehört zu den größten Soul-Klassikern überhaupt – diesen wundervollen Song kann man einfach immer hören. Das dazugehörige Album ist Percys erstes, und hinten drauf ist er im zarten Alter von 25 Jahren abgelichtet. Die weiteren Songs sind keine solchen Hits gewesen – Percy hatte nie wieder einen Hit von der Größenordnung – aber es sind doch stimmungsvolle und hervorragende Soul-Stücke, die mit warmem Klang Percys Stimme ins rechte Licht rücken. Ein toller Fund!
Alan Vega: Saturn Strip (1983). Alan Vega war eine Hälfte des einflußreichen New-Wave-Synthpop-Duos Suicide. SATURN STRIP ist sein drittes Soloalbum, und produziert wurde es von Ric Ocasek von den Cars. Es ist eine unglaublich coole Mischung aus hypnotischer Elektronik, punkigem Geschnarre und Retro-Rockabilly-Gesang, die Vega und Ocasek hier zusammenbrauen – wobei es bei jedem Track weniger um einen Song als um ein Feeling geht; manche Stücke tuckern wie unbewegliche Monolithen vor sich hin, während andere als flotte Rock’n’Roll-Mimikry abgefackelt werden. Auf einem Track ist tatsächlich der spätere Ministry-Mann Alain Jourgensen involviert, bei einem anderen sitzt Cars-Keyboarder Greg Hawkes am Synth.
Landscape: From the Tea-rooms of Mars … to the Hell-holes of Uranus (1981). Diese Band kannte ich gar nicht – aber das spannende Cover und der Achtziger-Computer-Look der restlichen Hülle haben mich neugierig gemacht. Landscape war eine Band, der unter anderem Richard James Burgess angehörte – ein Synth-Spezialist, der später auch Spandau Ballet und Adam Ant produzierte (und ein interessantes Buch über das Produzentendasein geschrieben hat: THE ART OF RECORD PRODUCTION). Die Platte ist recht schräg – viel Elektronik natürlich, aber auch ein gewisses Rock-Flair dazu, merkwürdiger Gesang, seltsamer Humor. Der beste Startpunkt ist wohl der Song „Einstein A-Go-Go“, der gleichzeitig auch das bekannteste Stück dieser kurzlebigen Gruppe war – der Rest ist interessant, wird aber wohl noch ein paar Anläufe brauchen …
Aretha Franklin: With Everything I Feel in Me (1974). Ein feines R&B-Set von „Lady Soul“. Die meisten Songs sind mit einer festen Band aus hochklassigen Sessionmusikern aufgenommen – darunter Richard Tee und Chuck Rainey; ebenso zu hören sind Pat Rebillot und Steve Gadd. Franklin selber spielt auf fast jedem Track auch Piano; das Ergebnis ist ein voller, dichter und energiegeladener Sound, der Aretha ziemlich gut steht.
Black Box: Ride on Time (1990). Ein Hit meiner Jugend! Black Box war ein italienisches House-Gespann, das mit „Ride on Time“ einen Megahit feiern konnte. Der intensive Gesang stammt allerdings nicht von der auf dem Cover abgebildeten Frau – nein, der war von Loleatta Holloways großartiger Single „Love Sensation“ gesampelt! Aber das wußten wir damals natürlich nicht: Ein mitreißender Song ist halt ein mitreißender Song. Und ja: Er funktioniert immer noch.
Corey Hart: First Offense (1984). Und noch so ein Hit von früher: „Sunglasses at Night“. Meine Güte, was für ein großartiger Track. Dieser nach tiefer Nacht klingende Synth-Puls, über den Corey ganz lässig singt – bis dann im Refrain die Gitarren hereinkrachen und der fesche Kerl sich die Seele aus dem Leib plärrt. „Don’t switch the blade on the guy in shades, oh no …“ Der Rest des Albums bietet keinen weiteren so zündenden Kracher – aber dennoch ist Harts Synth-Rock-Mischung durchaus attraktiv und bietet auch ein paar kleinere Schmankerl, z.B. „The World Is Fire“. Laut den Credits spielt übrigens Eric Clapton als Gast auf irgendeinem Track eine Dobro-Gitarre.
Moon Martin: Shots from a Cold Nightmare (1978). Und noch ein Mensch, den ich überhaupt nicht kannte – aber da Blondie-Bassist Gary Valentine dabei ist und das Ganze auch von Blondie-Produzent Craig Leon betreut wurde, war ich mal neugierig. Moon Martin heißt eigentlich John Martin, aber er hat diesen Spitznamen gekriegt, weil er so gerne das Wort „Moon“ in seinen Songs verwendet hat. Zwei seiner Songs wurden durch andere Interpreten bekannt: „Bad Case of Lovin‘ You“ wurde von Robert Palmer gecovert, „Cadillac Walk“ von Willy DeVille. SHOTS FROM A COLD NIGHTMARE ist jedenfalls Martins erstes eigenes Album – und was für eine coole Mischung aus Rock’n’Roll und New Wave das ist! Hallige Gitarren, darüber Martins weicher Gesang – und dazu noch abgründige, aber schön melodische Songs, wo tiefe Enttäuschungen mal ganz lapidar besungen werden: „Careful now of what you crave / It led me right into the grave / A paid killer / My baby’s a paid killer“. Großartig!
John Abercrombie: Timeless (1974). Starkes Cover, dessen Blauton ein wenig an das wundervolle Cover von Julian Priesters LOVE, LOVE erinnert – das im selben Jahr ebenso auf ECM veröffentlicht wurde. Gitarrist Abercrombie stürzt sich auf seinem Debütalbum zusammen mit Keyboarder Jan Hammer und Drummer Jack DeJohnette in ein aufregendes Jazz-Rock-Gebräu, das eine Menge spannende Momente zu bieten hat.
Joe Walsh: „But Seriously, Folks …“ (1978). Ein Soloalbum von Eagles-Mitglied Joe Walsh – und offenbar sein Bestseller. Die Eagles-Kollegen Don Felder und Glenn Frey schauen auch kurz vorbei, und Eagles-Produzent Bill Szymczyk ist ebenso involviert – was heißt, daß das Album wohl nicht kilometerweit vom Sound der Hauptband entfernt sein wird …
Silent Running – Soundtrack (1971). Der Score zum Science-Fiction-Kultfilm SILENT RUNNING stammt von dem mir bislang ganz unbekannten Peter Schickele; Folksängerin Joan Baez steuert eine Handvoll Songs bei.
Driving Miss Daisy – Original Soundtrack (1989). 1989 war Hans Zimmer noch nicht gar so bekannt wie heutzutage, wo er so ziemlich jeden großen Film klangtechnisch betreut (oder über seine Firma betreuen läßt). Es ist lange her, daß ich diesen wunderbaren Film zum letzten Mal gesehen habe, aber ich erinnere mich, daß der Score ein sehr eingängiges, leicht wehmütiges Motiv verwendet hat, das sich durch die ganze Musik webt. Ich freue mich drauf, das wieder zu hören. Nebenher gibt’s jeweils einen Song von Louis Armstrong und Eartha Kitt sowie etwas Klassik von Antonin Dvorak.
Midge Ure: Pure (1991). Das dritte Soloalbum des Ex- (und mittlerweile Ex-Ex-)Ultravox-Sängers. Vielleicht kann man da etwas schlüssiger nachvollziehen, wie sich Ures Stimme über die Jahre so sehr ändern konnte, daß man ihn auf dem neuen Ultravox-Album BRILLANT kaum erkennt. Und wenn nicht? Dann bleibt wohl ein schönes Pop-Album. Midge Pure, sozusagen.
Ray Charles: Renaissance (1975). Man kann einfach nie genug Ray Charles haben. Und trotz des etwas käsigen Covers gilt dieses auf Rays eigenem Crossover-Label veröffentlichte Album offenbar zu seinen großen Glanzleistungen abseits der bekannten Hits. Aber ganz ehrlich: Bei der Stimme ist es meistens auch egal, ob es sich um einen Evergreen oder eine obskure Zwischendurch-Nummer handelt …
Iommi (2000). Die einzige CD der diesmaligen Ausbeute: Tony Iommis Soloalbum von 2000, wo er auf jedem Track mit einem anderen Gastsänger zusammenarbeitet. Ja, Ozzy ist natürlich dabei – ebenso wie Billy Corgan, Billy Idol, Brian May, Serj Tankian, Skin, Henry Rollins, und andere. Bislang kenne ich nur den Track „Goodbye Lament“ (mit Dave Grohl), der aber schon ein exzellentes Rockalbum verspricht.
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