Im zweiten Teil unserer Reihe „Filmnews von vorgestern“ knöpfen wir uns die Meldungen aus dem Heft Splatting Image #45 vor, das im März 2001 erschien – und wieder (mit dem wissenden Blick von heute) einige hochinteressante Hinweise auf Filme gibt, die entweder gar nicht oder letztlich ganz anders als geplant das Licht der Welt erblickten. Tauchen wir also mit folgenden Nachrichten in die alternative Filmwirklichkeit ein:
„Wieder fett im Geschäft ist auf einmal der gute alte George A. Romero. Sein neuer Film THE ASSASSINATION handelt von der Ermordung des Diktators der Dominikanischen Republik Rafael Trujillo im Jahr 1961. Die illustre Besetzung: Ed Harris, James Coburn, Anthony Quinn und kein geringerer als Ricky Martin.“
Sehr schade – ganz so „fett im Geschäft“ war Romero dann doch nicht: THE ASSASSINATION blieb nämlich unverfilmt. Angesichts der Besetzung wäre das sicherlich eine interessante Angelegenheit gewesen, und man würde es Romero vergönnen, einmal aus dem Horrorgenre ausbrechen zu dürfen. Hätte er mal doch den Film mit dem Titel THE ASSASSINATION OF THE LIVING DEAD versehen, dann wäre da sicherlich etwas draus geworden: Romeros nächstes Projekt war nämlich der 4. Teil seiner Zombie-Reihe, LAND OF THE DEAD (2005).
„Der Pitch für HALLOWEEN 8 klingt nach einem echten Knaller. Während eines Live Chats dringen sechs Teenager in Michael Myers Geburtshaus ein und erleben eine böse Überraschung. Als Titel ist tatsächlich HALLOWEEN 8: MICHAEL MYERS.COM im Gespräch. Die Regie übernimmt Whitney Ransick (CRACKER), das Buch stammt von Larry Brand (PARANOIA). Jamie Lee Curtis hat seltsamerweise noch nicht unterschrieben.“
Hätte sie es doch bitteschön bleiben lassen! Ein Curtis-loses HALLOWEEN-Sequel wäre erfreulicher gewesen als die lieblose Beseitigung ihrer Figur in dem achten Teil der Horror-Reihe, der letztlich den Titel HALLOWEEN: RESURRECTION erhielt. Die Grundidee des Films blieb (leider) erhalten; Regie führte aber dann nicht der weitgehend unbekannte Whitney Ransick (der hauptsächlich Fernsehen inszenierte, darunter einige Folgen SMALLVILLE), sondern Rick Rosenthal – dessen Arbeit an HALLOWEEN II ja schon so unbefriedigend ausfiel, daß John Carpenter einige Szenen selber nachdrehte …
„John Milius schreibt derzeit ein neues Conan-Skript: KING CONAN: CROWN OF IRON.“
Dieses Projekt geistert schon seit langer Zeit durch die Filmwelt, und es bleibt eine Vorstellung, die immer noch für sehnsüchtige Hoffnung sorgt. Milius hatte seinen CONAN THE BARBARIAN (1982) ja ursprünglich schon als Trilogie ausgelegt, hatte dann aber mit der Fortsetzung CONAN THE DESTROYER (1984) gar nichts mehr zu tun – es blieb nur eine vage Andeutung am Ende des ersten Films, die uns immer noch Großartiges in Aussicht stellt: „Many wars and feuds did Conan fight. Honor and fear were heaped upon his name and, in time, he became a king by his own hand… And this story shall also be told.“ Es geht kongruent mit der Originalgeschichte, die damit endete, daß sich Conan selber zum König krönte.
Ende der ’90er und Anfang der 2000er tauchte das Projekt wieder auf, und eine Zeitlang sah es so aus, als würden die Wachowski-Brothers den Film produzieren oder gar gleich selber inszenieren. Aber dann ging Arnold in die Politik, und mit Marcus Nispels CONAN-Remake mit Jason Momoa war dann eigentlich jede Hoffnung auf ein opulentes Alterswerk für den Barbaren erloschen. Bis vor einer guten Woche: Da kam nämlich die Nachricht, daß Schwarzenegger in THE LEGEND OF CONAN wieder Howards legendären Helden spielen würde. Und doch scheint man das Milius-Projekt zu den großen Es-wäre-so-schön-gewesen-Irrlichtern zählen zu müssen: Das Skript für den für 2014 geplanten neuen CONAN schreibt Chris Morgan, der die letzten vier Teile von THE FAST & THE FURIOUS zu Papier gebracht hat …
„Vincenzo Natalin [sic] (CUBE) will jetzt einen Agententhriller drehen: THE COMPANY. Danach soll in bester Coen Brothers-Fashion eine Komödie folgen: BOTTOMFEEDERS.“
Aus THE COMPANY wurde wahrscheinlich CYPHER, und aus BOTTOMFEEDERS wurde NOTHING. Aber ganz sicher können wir uns da wohl nicht sein … immerhin verzeichnet die IMDB zu ersterem Film den Arbeitstitel COMPANY MAN.
„Cronenberg wird nun doch nicht BASIC INSTINCT 2 drehen (statt dessen hat sich wohl John McTiernan breitschlagen lassen).“
Breitschlagen lassen hat sich dann letzten Endes Michael Caton-Jones, und das hat noch ein paar Jahre gedauert – BASIC INSTINCT 2 kam erst 2006. Außer den beiden genannten Regisseuren waren auch noch Jan De Bont und Paul Verhoeven selbst im Gespräch; nach McTiernans Weggang verklagte Sharon Stone dann die Produktionsfirma wegen Vertragsbruch, weil die das Projekt einstampfen wollten. Mal ganz abgesehen von der fragwürdigen Notwendigkeit einer Fortsetzung zu Verhoevens fantastischem Erotikthriller – wie bizarr und spannend ist denn bitteschön die Vorstellung eines von David Cronenberg inszenierten Sequels?
„Frank Darabont (THE SHAWSHANK REDEMPTION) will die Regie beim FAHRENHEIT 451-Remake übernehmen.“
Will er wohl immer noch: Auch nach seiner King-Verfilmung THE MIST (2007) sprach Darabont noch über sein Wunschprojekt. Und doch scheint dieses durchaus spannende Vorhaben in mittlerweile 11 Jahren kaum einen Schritt weitergekommen zu sein …
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