Nein, das hier ist keine Anleitung, die einem wertvolle Tips gibt, wie man seine 15 Minuten Ruhm erhaschen kann – auch wenn das Buch so aufgezogen ist. Vielmehr handelt es sich bei WIE MAN BERÜHMT WIRD um einen ironischen Blick auf den Ruhm an sich – in all seinen Entwicklungen und Erscheinungsformen: Kinderstars, D-Listen-Promis, Paparazzi, Nobelpreisträger, Sportler, Entzugskliniken, und alles weitere, was wir aus den Klatschspalten der Presse kennen.
Autor André de Guillaume strukturiert das Büchlein wie einen Ratgeber: Welche Wege gibt es zum Ruhm? Welche Schritte und Verhaltensweisen muß ich dabei beachten? Welche Probleme können auf mich zukommen? Es ist ein amüsanter Blick auf unsere Promikultur, den de Guillaume da zusammengeschrieben hat, und der Text steckt voller bissiger, aber letztlich gutmütiger Seitenhiebe. Schon im Vorwort heißt es sehr schön: „Wir lieben Promis. Wir lieben sie, weil sie reicher, hübscher und schlanker sind als wir. Wir lieben sie, weil sie mit anderen Promis zusammen sind und noch reicheren, hübscheren und schlankeren Promi-Nachwuchs produzieren. Wir lieben sie, weil sie alles größer und besser machen als wir: größeres Haus, bessere Hochzeit, größeres Alkoholproblem, bessere Scheidung“. Autsch.
An ein paar Stellen schafft es der Autor mit seinen als Ratschlag verpackten Beobachtungen durchaus, gewisse Mechanismen des Ruhms und der damit verbundenen Öffentlichkeitsarbeit treffsicher aufs Korn zu nehmen. Beim Thema Wohltätigkeit zum Beispiel: „Auf dem Weg ins Krankenhaus für Ihre nächste Botox-Spritze oder den Check Ihrer Implantate können Sie bei ein paar kranken (aber nicht ansteckenden) Kindern vorbeischauen, ganz allein, begleitet nur von Ihrem Reality-TV-Kamera-Team“. Das sitzt. Oder zum Thema Reality-Fernsehen: „Wenn Sie mit einem Minimum an Talent und Anstrengung das Beste aus Reality machen wollen, halten Sie sich aus Anstrengendem wie DSDS, Kochduell und Germany’s Next Topmodel heraus und betrinken sich lieber mit anderen Exhibitionisten in einem Big Brother-Container.“
Aber leider bleibt ein weiter Teil des dünnen Büchleins (dessen unter 150 Seiten man in gut einer Stunde ausgelesen haben dürfte) relativ zahm und banal. Zum Beispiel beim Thema Künstlername und Name des Nachwuchses: Da fallen einige amüsante Sätze, aber viele Möglichkeiten für scharfe Satire werden außen vor gelassen – dabei hätte zum Beispiel die Promi-Tradition, Kinder nach Orten, Städten und Ländern zu benennen, ein weites Feld für bissige Bemerkungen und weitergesponnene Ideen geboten (Beispiel: Wenn es schon ein Model namens Brooklyn Decker gibt, wo bleibt ein Detroit Ford und das deutsche Pendant Lübeck Müller?). Aber wie an so vielen Stellen im Buch gibt es da nur ein, zwei Randbemerkungen und ansonsten relativ gehaltloser Text. Wenn hinten empfohlen wird, daß man etwas „Brillantes und Zitierfähiges“ sagen soll, um sich Ruhm über den Tod hinaus zu sichern, dann müßten da Beispiele kommen, die zeigen, wie diese Worte ohnehin nie mehr in dem Sinne gebraucht werden, in dem sie eigentlich geäußert wurden. Aber da spart der Autor gleich komplett mit Ausführungen.
Natürlich will HOW TO BE FAMOUS (wie das Buch im englischen Original heißt) gar kein Schwergewicht sein – es will ein amüsanter Kommentar zur Popkultur sein, der niemandem wirklich auf die Füße tritt. Dennoch hätte das Thema mehr hergegeben und die Satire durchgehend viel pointierter sein können – ohne das Buch unnötig aufzublähen oder zur schweren Lektüre zu machen. Aber ja, als Quickie zwischendurch ist die Lektüre durchaus unterhaltsam. Wer wirklich berühmt werden will, wird sich aber wohl ein anderes Werk suchen müssen.
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Bücherrezensionen lese ich doch immer gern 🙂
Sehr netter, pointierter Schlussabsatz.