Erinnert sich noch jemand an die Firma Ocean? Die haben in der glorreichen Heimcomputerzeit mit sicherem Geschäftssinn zahlreiche Filmlizenzen aufgekauft und dazu dann Computerspiele auf den Markt gebracht – die sich nicht unbedingt immer wegen ihrer Qualität verkauften, sondern weil sie als Merchandising funktionierten. Die meisten Ocean-Games waren gewöhnliche Action- und Geschicklichkeitsspiele, die auf die Filmfiguren hingetrimmt wurden, und mitunter auch Sammlungen von Mini-Games, die dann verschiedene Situationen aus dem Film ins Gedächtnis riefen. RAMBO, ROBOCOP, LETHAL WEAPON und HIGHLANDER: Ocean war wegweisend darin, wie man aus einer Filmmarke auch spieltechnisch Kapital schlagen kann.
Im Zuge der 1989 grassierenden Batmania – da kam Tim Burtons BATMAN mit Michael Keaton und „Joker“ Jack Nicholson auf die Leinwände und spielte mit seinem stilvollen Design im Handumdrehen ein mittelgroßes Vermögen ein – war es also quasi Ehrensache, daß Ocean wieder zuschlagen würde. Wobei die Firma schon 1986 mit dem isometrischen Action-Adventure BATMAN (für den CPC, den MSX und den Spectrum) und 1988 mit dem Seitenscroller BATMAN: THE CAPED CRUSADER (diesmal auch für C64, Amiga und ST) Spiele mit dem maskierten Rächer vorgelegt hatte, die sich aber an keine bestimmte Vorlage außer an das Bat-Universum selbst halten mußten. Für das eher mißverständlich betitelte BATMAN: THE MOVIE (müßte es nicht BATMAN: THE GAME lauten?) mußte die Firma also nun den entsprechenden Kinofilm begutachten und daraus Spielsituationen extrahieren. Das Ergebnis sind quasi vier Einzel-Spiele auf fünf Levels, in denen man Burtons Story von der Entstehung des Jokers bis zu seiner Vernichtung nachspielt.
Level 1 ist eine Plattform-Geschichte, die man mit „Jump’n’Run“ bezeichnen würde, wenn man rennen oder springen könnte. Batman schleicht hier auf der Suche nach Ganove Jack Napier durch die Axis-Chemiefabrik und muß sich Napiers Handlanger sowie herumlaufender Polizisten erwehren. Die Fabrik ist ein ziemlich unübersichtliches Labyrinth, und nur selten kann man über Leitern auf höher- und tieferliegende Plattformen klettern – meistens muß man sich stattdessen mit dem Batseil nach oben hangeln, nach unten herablassen bzw. über Abgründe hinweg schwingen. Zu tiefe Stürze sind dabei natürlich ebenso tödlich wie zu viele Treffer durch die Schüsse und Wurfgeschosse der Gegner (die man umgekehrt mit dem Wurf eines Batarangs erledigen kann). Außerdem problematisch: heruntertropfende Säure und natürlich ein Zeitlimit, das den Spieler zwingt, innerhalb von sechs Minuten den richtigen Weg zu finden und Napier zu besiegen – der dann wie im Film in ein giftiges Faß fällt und zum Joker mutiert.
In Level 2 steuert man das Batmobil durch die Straßen von Gotham City und muß innerhalb von zwei Minuten die richtigen Abzweigungen erwischen und zur Bathöhle gelangen. Während die Sequenz auf dem Amiga als 3D-Rennen im Stil von OUTRUN gehalten ist, fährt man auf dem C64 seitwärts scrollend durch die Stadt, weicht dem Verkehr aus und biegt ab, sobald ein entsprechender Pfeil auftaucht (da man in der seitlichen Ansicht also auch nur nach links abbiegen kann, drängt sich mir der Verdacht auf, daß Batman nicht den kürzesten Weg zum Ziel nimmt – oder daß sein Bat-Nawi ein Update vertragen könnte). Das ist nicht ganz easy auf dem Amiga, aber auf dem C64 kein wirkliches Problem für jemanden, der sich schon einmal durch den Münchner Feierabendverkehr gewälzt hat.
Level 3 ist das kleinste Spiel: Der Joker hat diverse Produkte mit giftigen Chemikalien versehen und man muß innerhalb von einer Minute auf einer größeren Auswahl mittels Ausschlußverfahren die drei kontaminierten Objekte finden. Man sucht sich also drei Gegenstände aus und der Bat-Computer verrät einem, wieviele richtige dabei sind – und so arbeitet man sich durch. Als Knobeleinlage ist das ganz nett, aber nicht wirklich als vollwertige Spielstufe anzusehen.
Im vierten Level steuert man das Bat-Flugzeug und muß die mit Giftgas gefüllten Ballons entsorgen, die der Joker auf Gothams Straßen angebracht hat. Dazu muß man mit dem Flieger das Seil kappen, mit dem die Ballons angebracht sind – und weil die Dinger sich bewegen, trifft man gerne mal den Ballon selbst, der dann platzt und Energie abzieht. Auch hier unterscheiden sich die Versionen am Amiga und auf dem C64 dahingehend, daß bei ersterem die Sequenz in 3D gespielt wird, während sie am Brotkasten seitlich scrollend vonstatten geht. Das Zeitlimit ist hier erstmalig einfach eine Anzeige, wie lange man noch Ballons entsorgen muß. Als Zwischensequenz okay, aber auch keine wirkliche Herausforderung.
Level 5 funktioniert nach demselben System wie der erste: Man kämpft sich über diverse Plattformen durch die Kathedrale in Gotham und muß wiederum innerhalb von ein paar Minuten den Joker davon abhalten, mittels Helikopter zu flüchten. Im Gegensatz zum ersten Level gibt es hier noch Bodensegmente, die man nicht berühren darf, und einen viel vertrackteren Aufbau, der einen auch gerne mal im Kreis oder in Sackgassen laufen läßt.
Die wirkliche Herausforderung des Spiels – zumindest in der C64-Version – sind also die beiden Plattform-Levels, die gleichzeitig auch diejenigen sind, die am interessantesten und spannendsten sind. Genaugenommen hätte es gerne mehr von diesen Levels geben können: Mit 10 solcher Spielstufen und einem Verzicht auf die anderen Segmente wäre BATMAN: THE MOVIE ein richtig gutes Spiel geworden, das einen lange auf Trab gehalten hätte. So ist es zwar ein technisch sauberes, kurzweiliges und durchaus schönes Game, aber die einzelnen Herausforderungen sind zu schnell bewältigt – auch wenn Levels 1 & 5 einen eine Zeitlang auf Trab halten – und das Spiel als solches ist zu uneinheitlich. Zumindest stellen die Fahr- und Flugsequenzen am Amiga eine härtere Nuß dar, was der Spieldauer zugute kommt – und dennoch macht das Game stets den Eindruck, als wäre es etwas mit der heißen Nadel gestrickt worden. Was angesichts der Herstellerfirma kein allzu abwegiger Gedanke sein mag.
Natürlich ändert das rein gar nichts an der Tatsache, daß ich Gotham City gerettet habe und jetzt ein Held bin. Kann ja nicht jeder von sich behaupten.
Die Screenshots stammen von der Seite Mobygames und aus dem Blog Planet Bob.
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