Und schon sind wir beim fünften Teil der Report-Reihe, die nicht einmal 7 Monate nach Teil 4 in die deutschen Kinos kam und mittlerweile selbst schon zu müde ist, um den Zusehern noch große Sensationen zu versprechen: „Schulmädchen, Schulmädchen, Schulmädchen. Wir beschäftigen uns mit ihnen“, lauten die einleitenden Worte, die ein wenig so klingen, als würde selbst Drehbuchautor Günther Heller mittlerweile die Luft hörbar zwischen den Zähnen entweichen. Den bisherigen Kritikern hält man dann aber auch gleich noch das schöne Totschlagargument entgegen: „Oft angefeindet, oft verleugnet, aber von über 20 Millionen Zuschauern in Deutschland gesehen“. Wer kommt schon gegen den Erfolg an? WAS ELTERN WIRKLICH WISSEN SOLLTEN lautet der Untertitel dieses fünften Parts, und wer sich als Opfer pädagogischer Fehlleistungen fühlt, kann ja mal bei seinen Erzeugern nachfragen, ob sie denn diesen Report nicht gesehen haben.
Der Film kommt ganz ohne Klammerhandlung aus und reiht schlichtweg sieben Episoden in einer Art Omnibus-Lustfahrt aneinander. Erzählt werden die Geschichten größtenteils von den Hauptfiguren selbst, um dem Prozedere einmal mehr das Flair eines nachgestellten Tatsachenberichts zu geben, und gelegentlich meldet sich noch die seriös-dokumentarische Erzählstimme des Anfangs wieder, damit wir auch was lernen – wir schauen uns so viele nackte Frauen ja auch nicht zum Spaß an!
In der ersten Episode befinden wir uns auf einem Wandertag einer Abiturklasse, wo die spießige Lehrerin den begleitenden jungen Referendar dafür lobt, daß er „hart wie Kruppstahl“ sei – im pädagogischen Sinne natürlich. Unterdessen haben es drei Mädchen aus der Klasse auf den guten Mann abgesehen – darunter Cleo Kretschmer in einer ihrer ersten Rollen. Eines der Mädchen täuscht einen Krampf vor, der Referendar muß also bei den Frauen bleiben und auf sie aufpassen, während die Lehrerin mitsamt den anderen Schülerinnen in den nächsten Ort wandert, um dort einen Arzt aufzutreiben. In einer Scheune erklärt die Schülerin dem jungen Lehrer dann, daß ihre Schmerzen verschwinden, wenn er die Hand unterhalb ihres Bauchnabels hinlegt und sanft auf- und abreibt. Flugs verführt sie ihn, und auch wenn er anfangs noch ein wenig protestiert, ist er dann flott bei der Sache, als sie ihm anschafft: „Sei still und bums!“. Die anderen beiden Mädels machen dann auch mit (eine der beiden war offenbar im Kino und spornt den Lehrer mit den Worten „Laß jucken, Kumpel“ an); dann kommt die Lehrerin zurück und fällt prompt in Ohnmacht. „Dann bin ich ja wenigstens nicht ganz umsonst gekommen“, spricht der Arzt, den sie mitgebracht hat. Wer mag, kann mir in der Kommentarfunktion erläutern, was wir da gelernt haben.
Daß die Sexualität in den SCHULMÄDCHEN-REPORTs mit Beharrlichkeit in grenzwertige Geschmacklosigkeiten und Tabubrüche abgleitet, wissen wir ja schon, und da schippt auch Teil 5 fleißig nach: In der nächsten Episode verführt ein 15jähriges Mädchen den eigenen Großvater, der dann nach dreimonatigem Verhältnis alles beichtet und vor Gericht für ein Jahr auf Bewährung verurteilt wird. Eigentlich hätten es ja fünf Jahre werden sollen, aber der Anwalt erläutert den wahren Sachverhalt: Das Luder hat den armen Mann nämlich damit erpreßt, daß sie bei mangelnder Zuwendung den Eltern erklären würde, der Großvater habe sie vergewaltigt. Um den „Der-arme-Kerl-kann-ja-gar-nichts-dafür“-Effekt beim Zuschauer mittleren Alters zu steigern, sehen wir die Verführung denn auch schwungvoll ausgespielt: Das Mädchen räkelt sich nackt auf dem Bett des Opas, während die Eltern auf einer Betriebsfeier sind, und erklärt ihm: „Ich habe gehört, auf Betriebsfesten wird immer irre gebumst“. Als sich Opa dann ziert, erläutert sie noch: „Bumsen ist doch schick!“ Nur drei Monate später steht der gebrochene alte Mann dann bei den Eltern und spricht mit ernstem Gesicht: „Ihr wißt ja nicht, wie raffiniert eure Tochter ist“. Wir wollen ja gar nicht wissen, wieviele ältere Mitbürger nicht mehr bei ihren Kindern wohnen durften, nachdem die diesen Aufklärungsbericht gesehen haben.
Nächste Geschichte: Peter steht auf Gabi (Marina Blümel, die sich im vorigen Teil von dem vermeintlichen Schularzt auf den Luftdruck hin hat untersuchen lassen!), Gabi steht auf Peter. Beide befriedigen sich selbst, während sie vom anderen träumen – da wird der Film übrigens auf Peters Seite expliziter, obwohl ich das Gefühl habe, daß das Zielpublikum diesbezüglich nicht unter Aufklärungsbedarf leidet. Leider ist Peter aber schüchtern, weswegen die beiden noch keinen Sex miteinander hatten. (Peter legt sich zu ihr aufs Bett, küsst sie und legt ihr die Hand auf das nackte Bein: Ein typisch schüchterner Schüler also.) Dann probieren sie’s mal, es klappt aber nicht so richtig, weswegen beide übereinkommen, daß es ihnen an Erfahrung mangelt. Gabi geht also zu ihrem Untermieter, einem 40-jährigen Herren, der ihr gerne nicht nur unter die Arme greift und dabei doziert: „Ein junges Mädchen, das will genommen werden“. Peter geht währenddessen zu seiner Tante Erika, die ihm schlaue Bücher in die Hand drückt und sich ihm dann für die praktische Erfahrung unter plötzlichem Verlust sämtlicher Kleidung mit folgenden Worten anbietet: „Komm, wenn du Appetit hast“. Nun, nur eine Woche später treffen sich Peter und Gabi wieder, und beide können freudig das heimlich Gelernte in die Tat umsetzen. Auftragen! Polieren!
Zeit für eine Episode mit Ingrid Steeger, die schwer in den Schulkaplan verliebt ist, weswegen sie auch träumt, daß sie sich ihm nackt an den Hals wirft und dann aber von vier ebenso nackten Mitschülerinnen von ihm weggezerrt wird. (Wenn doch Leo DiCaprio mal in solche Träume eingestiegen wäre!) Der Herr Kaplan will aber aus verständlichen Gründen nicht, weswegen sich Ingrid flugs einen halbstarken Rocker anlacht, der den Priester schwach anredet und dafür prompt von dem Nahkampfkatholiken verprügelt wird (in Notwehr, versteht sich). Ingrid läßt also den Motorradrocker wieder links liegen und wirft sich dem Geistlichen umso vehementer an den Hals, der dann auch irgendwann schwach wird und nachgibt. Nur kurze Zeit später findet Ingrid aber eine Nachricht: Der Kaplan hat sich versetzen lassen und hält das Geschehene für einen Fehler. Ingrid reist ihm eilig hinterher und erklärt ihm, daß sie mit ihm zusammenleben will (im Zweifelsfall auch so, daß keiner davon erfährt, denn das machen ja eh so viele). Nachdem sie dem Priester eröffnet hat, daß sie von ihm schwanger ist, beschließt er, seinen Job hinzuwerfen und sich ehrenvoll zu verhalten: Ab sofort wird er nicht mehr versuchen, ein guter Kaplan zu sein, sondern lieber ein guter Ehemann und Vater. Wartet, ich muß kurz ein Taschentuch suchen, sonst übermannt mich die Rührung.
Ach, ihr seid noch da. Schön. Weil man Lernen ja auch immer mal mit Spaß verknüpfen soll, erwartet uns nun eine heitere Episode rund um Rinaldo Talamonti, der zusammen mit einem namentlich unbekannten Kollegen als Handwerker in den schuleigenen Duschen arbeitet. Dann kommt Uschi vorbei, die die Mittagspause von Rinaldo für ein schnelles Nümmerchen nutzen möchte und ihre noch unerfahrene Freundin Inge für den Herrn Kollegen mitgebracht hat. Rinaldo fährt aber mehr auf Inge ab, die er hinterm Duschvorhang entkleidet und entzückt begutachtet: „Ist das eine Milchfabrik!“ Uschi knöpft sich derweil den nur anfangs unbeholfenen anderen Handwerker vor, und weil Rinaldo hört, wie vergnügt die beiden ans Werk gehen, verkündet er: „Jetzt wird gevögelt, bis der Putz von der Decke fällt!“. Inge ist etwas größer als er, weswegen er sich flugs eine Holzkiste schnappt, um sie im Stehen beglücken zu können. Dann poltert aber leider der Chef herein, der der Mittagspause ein schnelles Ende bereitet, und gleich im Anschluß stolpert die gute Rosl Mayr als Schuldirektorin rein, kriegt einen Farbeimer auf den Kopf geknallt, und greift dann in die Duschkabine, wo sie unwissentlich Renaldo zu fassen kriegt: „Was ist das denn für ein Rohr? Das tropft ja!“, wundert sie sich. Ach, die gute Rosl muß ein herzensguter Mensch und wahrlich keine Spielverderberin gewesen sein.
Aber es wird höchste Zeit, daß wir uns wieder um den Ernst des Lebens kümmern! Nämlich um Steffi, die mit 18 in einem Café einen dicken Schnauzbart namens Edgar kennenlernt, der ihr die Jungfräulichkeit nimmt und sie rundum glücklich macht. Nach kurzer Affäre verschwindet Edgar dann aber, weil er, wie sich herausstellt, verheiratet ist, und Steffi schnappt sich verzweifelt jeden dahergelaufenen Kerl, um endlich wieder dasselbe Glück wie mit Edgar mit dem Pornoblock haben zu können. Das kriegen irgendwann ihre Klassenkameraden mit, die auch mal herangelassen werden wollen, was dazu führt, daß Steffi dann auf eine vermeintliche Party eingeladen wird (das Motiv kennen wir ja schon aus Teil 4) und dann von den Mitschülern vergewaltigt wird. Dazu werden schöne Großaufnahmen von langen Panzerrohren gezeigt (die Sequenz spielt in einer militärischen Lagerhalle), und der Sprecher sinniert darüber, ob es so kommen mußte und die Vergewaltigung vielleicht eine unvermeidliche Konsequenz aus allem bisher Geschehenen sein könnte, und daß Steffi hoffentlich bald den Mann findet, der sie glücklich macht. Das sollte man jetzt scharfsinnig kommentieren, aber, ach, ich will eigentlich grad gar nichts dazu sagen.
Wer bislang noch nicht den Kopf gegen die Tischplatte geknallt hat, den dürfte die letzte Episode vielleicht doch noch schaffen: Da geht es um Ruth, die noch Jungfrau ist und von ihren Klassenkameradinnen immer dafür gehänselt wird. Dann erklärt sie sich einverstanden, diesem Zustand ein Ende zu bereiten, und die Mitschülerinnen organisieren prompt ein Treffen mit Henry, der „Architektur im zweiten oder dritten Semester“ studiert und, nunja, höchst kontaktfreudig ist. Ruth und Henry gehen ein wenig schwofen, dann gehen sie zu ihm nach Hause, wo sie dann im Voiceover Zweifel kriegt: Eigentlich ist der Typ ja viel zu nett, und eigentlich will sie noch gar nicht. Henry lümmelt sich derweil im Sessel und kriegt einen ebensolchen Voiceover-Anfall: Die ist ja viel zu nett, um sie jetzt einfach zu vernaschen, die ist ganz anders als die anderen. Henry erklärt Ruth dann, daß ihre Klassenkameradinnen zusammengelegt haben, um ihn für seine Liebesdienste zu bezahlen, und daß er sich jetzt richtig mies fühlt. Sie denkt sich: Der ist ja total nett, mit dem könnte ich mir was Ernsthaftes vorstellen. Und er denkt sich: Die ist keins von den Mädchen, mit denen ich sonst immer rumgebumst habe, und bietet freimütig an, das Geld zurückzuzahlen. Wenige Wochen später sind Ruth und Henry ein Liebespaar und tummeln sich im Schnee, bevor sich Ruth zur Kamera dreht und erklärt, daß es heute abend soweit sein wird. Ich hoffe, sie kriegen viele Kinder, die sie später mal fragen werden: Wie habt ihr euch damals eigentlich kennengelernt?
„Schulmädchen sind wie alle Frauen“, erläutert uns der Sprecher noch zum Ausklang. „Sie wollen eines Tages auch körperlich mit dem geliebten Menschen zusammensein. Um der Liebe willen, die alle Welt beherrscht.“ In dem Zusammenhang fällt mir ein anderer schöner Film ein, mit einem Förster und einem bösen Großindustriellen, der den Wald zerstören will … ach, lassen wir das.
Für die Teile 6 und 7 unseres Report-Reports (WAS ELTERN GERN VERTUSCHEN MÖCHTEN sowie, seufz, DOCH DAS HERZ MUSS DABEI SEIN) konnten zwei Gastautoren gewonnen werden, die die folgenden beiden Filme hier in Kürze kritisch sezieren werden: Peter Linhuber taucht in die Heimlichkeiten von Part 6 ein, während Kollege Christoph Schwarz den dem Titel nach viel romantischer gehaltenen siebten Film diskutieren wird. Und dann bleiben mir ja nur noch sechs weitere Teile!
Schulmädchen-Report, 5. Teil – Was Eltern wirklich wissen sollten (Deutschland 1973)
Regie: Ernst Hofbauer, Walter Boos
Drehbuch: Günther Heller
Kamera: Klaus Werner
Musik: Gert Wilden, K.A. Dilz
Darsteller: Cleo Kretschmer, Ekkehardt Belle, Elisabeth Welz, Ingrid Steeger, Andrea L’Arronge
Länge: 82 Minuten (ungeschnitten), 65 Minuten (geschnitten)
FSK: Keine Abgage an Kinder oder Jugendliche
Die auf Amazon erhältliche FSK-18-DVD ist um ca. 17 Minuten geschnitten; die ungeprüfte DVD, die einzeln oder in der ungeprüften Box über den OFDB-Shop erhältlich ist, ist ungeschnitten.
Das Photo des Plakatmotivs wurde mit freundlicher Genehmigung von Andreas Schiefler und seinem Shop Vintage Movie Posters zur Verfügung gestellt (wo dem Plakatconnoisseur das Wasser im Munde zusammenlaufen dürfte!).
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