Heute fand wieder der alljährliche HAUS-Flohmarkt in Salzburg statt – HAUS steht für „Humanitäre Aktionen der Universität Salzburg“. Da komme ich eigentlich jedes Jahr mit einem Stapel Bücher und ein wenig neuer Musik heim, die ich dort für kleinstes Geld gekriegt habe (das dann für gute Zwecke verwendet wird).
Gerade in Sachen Schallplatten hat sich das diesjährige Stöbern gelohnt. Folgendes habe ich zu Tage gefördert:
Stephen Duffy war Sänger und Bassist von Duran Duran, bevor die Gruppe bekannt wurde – er stieg schon 1979 aus der nur ein Jahr zuvor gegründeten Gruppe aus. THE UPS AND DOWNS ist sein Debutalbum von 1985 und wird im All-Music Guide als „brilliant“ und „stunning“ bezeichnet. Vier der Synthpop-Songs wurden von Booker T. Jones produziert, der auf einem Track auch Piano spielt, Stephen Street hat einige Songs co-produziert und abgemischt, und Toni Childs ist auf Duffys erster Hitsingle „Kiss Me“ Gastsängerin.
Der Tenorsaxophonist Tommy Smith war mir bislang völlig unbekannt und das Cover der Platte ist eher abschreckend, aber die Besetzung von STEP BY STEP, einer Blue-Note-Veröffentlichung von 1989, klingt gut: Unter anderem spielen John Scofield und Jack DeJohnette (neben Eddie Gomez und Mitch Forman). Gary Burton hat produziert.
Das Duo Annie Lennox & Dave Stewart hat mir auf meiner momentanen Synthpop-Forschungsreise noch gefehlt. SAVAGE ist das sechste Album der Eurythmics, Jahrgang 1987. Offenbar keine Hitsingles darauf, aber daß muß ja gar nichts heißen.
Ein sehr schöner Fund: Dieses Randy-Newman-Album von 1988 wollte ich schon länger haben. Sieben Songs auf LAND OF DREAMS wurden von Mark Knopfler produziert, der auch Gitarre spielt und seinen Haus-und-Hof-Keyboarder Guy Fletcher mitgebracht hat. Auf vier weiteren Songs – produziert von James Newton Howard und Tommy LiPuma – sind namhafte Sessionleute versammelt: Michael Boddicker, Steve Lukather, Nathan East, Jeff Porcaro, Jerry Hey, und andere. Und ein Song wurde von Jeff Lynne produziert, der als Gitarristen noch Tom Petty dazugeholt hat. Randy Newman selbst gehört zu den wenigen Singer/Songwritern, die weniger über sich selbst schreiben (obwohl die ersten drei Songs hier wohl sehr persönlich sein dürften), sondern ihre Geschichten mit imaginaren Figuren bevölkern und erzählen. Ich bin sehr gespannt auf das Album.
Bewegen wir uns ein wenig zurück in der Zeit: NANCY & LEE war das erste Album, bei dem Nancy Sinatra und Lee Hazlewood als Duo auftreten. 1968 war das. (Natürlich hatte Hazlewood schon vorher jede Menge Songs für Nancy geschrieben und produziert.) Das Review des All-Music Guides klingt schmackhaft: „[…] a classic of ’60s pop. He plays the leering, deep-throated, trail-worn cowboy to her bright-eyed girl-child, and the match on songs like ‚Summer Wine,‘ ‚Sand,‘ ‚Jackson,‘ and ‚Some Velvet Morning‘ is a smart, sexy, lip-smacking bowl of mind candy.“ Die schönen Sechziger!
Die Musik von Mikis Theodorakis ist weltberühmt; der Film mit Anthony Quinn natürlich auch. Beides zu recht: ALEXIS ZORBAS bzw. ZORBA THE GREEK ist ein wunderbarer Film über einen kauzigen Lebenskünstler mit einem fantastischen, lebensbejahenden Score. Für mich der schönste Fund heute!
Zwei CDs habe ich auch noch entdeckt:
Eigentlich bin ich gar kein Tom-Waits-Fan – was ich bislang kenne, ist mir zu aufgesetzt verschroben und fasziniert mich dabei mit wenigen Ausnahmen so gar nicht – aber ich respektiere Waits für die ganz eigene künstlerische Stimme, die er entwickelt hat, und seine musikalische Neugier. Außerdem ist BLUE VALENTINE von 1978 – ein Jahr, für das ich eine Schwäche habe – und hat ein starkes Photo als Cover. Darf also in die Sammlung.
Peter Gabriel ist ein interessanter Musiker, mit dem ich mich bislang noch gar nicht richtig auseinandergesetzt habe: Der Mann wird ja üblicherweise auf ein paar Pophits und seine Zeit bei Genesis reduziert, dabei hat er so viel verschiedene Sachen gemacht, darunter auch sehr viel Experimentelles. SO von 1986 beinhaltet natürlich einen seiner größten Hits, „Sledgehammer“ – und die Liste der Musiker verspricht für das ganze Album spannende Klänge: Tony Levin, Stewart Copeland, Daniel Lanois, Manu Katche, Richard Tee, Kate Bush, L. Shankar, Youssou N’Dour, Bill Laswell, Nile Rodgers, Laurie Anderson, und andere.
Und drei Bücher aus der alten RoRoRo-Reihe „Grundlagen des populären Films“ von Roloff und Seeßlen habe ich noch gefunden: DER ABENTEURER (über den Abenteuerfilm), MORD IM KINO (über den Detektivfilm), und DER ASPHALT-DSCHUNGEL (über den Gangsterfilm). Schade eigentlich, daß mir das schönste Buch jemand weggeschnappt hat: MOVIE-MADE AMERICA: A CULTURAL HISTORY OF AMERICAN MOVIES von Robert Sklar. Eigentlich habe ich das beiseite legen lassen, um es mir zu reservieren, aber dann hat es doch jemand irgendwie mitgenommen. Hoffentlich geht dem Schurken heute noch der BluRay-Player ein.
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Stephen Duffy hat ja damals auch abgelehnt für eine unbekannte Nachwuchskünstlerin namens Madonna zu schreiben. Erst bei Robbie Williams hat der dann angebissen und hatte prompt seinen ersten und bisher einzigen Nummer 1 Hit.
Ah, das wußte ich gar nicht. Madonna hatte es damals richtig schwer: Sie hatte auch für eine Troma-Sexkomödie von Lloyd Kaufman vorgesprochen, THE FIRST TURN-ON!!, und wurde nicht genommen. Solche Stories sind ja immer erst im Nachhinein komisch, wenn man weiß, wie groß die Leute dann geworden sind.