Kennt ihr das? Da sitzt man im Kino und schaut durchaus mit Vergnügen den Film, als einem plötzlich das Zweifelnde Ich auf die Schulter tippt und sagt: „Ich hab‘ Angst, uncool zu sein, wenn mir das hier jetzt nicht alles gefällt“. Und dann vergnügt man sich ein bißchen weiter und fragt sich, ob man wirklich so bedingungslos begeistert ist, wie es der Film gerne hätte.
Ich glaube, allzu uncool bin ich nicht, jedenfalls nicht im Hinblick auf KICK-ASS, der mir durchaus jede Menge Spaß gemacht hat. Allerdings halte ich die erste Hälfte des Films für wesentlich gelungener als die zweite. (Ich kenne die Vorlage nicht. Muß ich auch nicht, mich interessiert der Film primär als eigenständiges Werk.)
Das Reizvolle am ersten Part der Geschichte ist der parodistische Blick auf die Superheldengeschichte und auf maskulin geprägte Erzählmuster: Gleich zu Beginn breitet ein auf einem Hochhaus stehender Mann seine selbstgebauten Flügel aus und springt in die Tiefe, wo Menschen begeistert applaudieren – bis er unten ankommt und auf einem Auto sein jähes Ende findet. „Das bin ich nicht“, erklärt Dave im Off, „das war nur irgendsoein Spinner.“ So wird auch jeder Versuch von Dave, männlich und heldenhaft zu wirken, mit der ironischen Brechung quittiert: Der Superheldenanzug ist selbst am Ende des Films noch gnadenlos albern; seine bewaffnete Konfrontation mit zwei Straßenpunks endet damit, daß er blutend von der Ambulanz abtransportiert wird; und als sich die angeschwärmte Schulschönheit endlich für ihn interessiert, stellt sich heraus, daß das nicht etwa an seiner neuen heroischen Haltung liegt, sondern daran, daß sie glaubt, er sei schwul.
Und genau da verspüre ich dann eben den Stich, uncool zu sein, und gar nicht so zu jubeln, wie Regisseur Matthew Vaughn das vielleicht aus mir herauskitzeln will. Dabei habe ich nicht einmal großartige moralische Probleme mit der Gewaltdarstellung im Film – meine Güte, wir reden hier von einer völlig absurden Comicverfilmung, und ich kann sogar den ultra-reaktionären Chuck-Norris-Streifzügen einen heiteren Abend abgewinnen. (Allerdings regt sich bei mir gelegentlich im Hinterkopf die Frage, ob ein Film mir nichts Interessanteres sagen kann als fünf neue Wege, es möglichst lässig aussehen zu lassen, wie jemandem der Schädel weggepustet wird.) Eigentlich bin ich nämlich nur ein wenig enttäuscht, daß der Film seine zuerst aufgebauten Versprechen nicht einlösen kann. Sicher, da ist Witz und Tempo in der zweiten Filmhälfte, und vergnüglich war die Sache von vorne bis hinten – aber trotzdem ist es schade, wenn nur vorgetäuscht wird, sich über Männlichkeitsklischées lustig zu machen, die dann im Anschluß allesamt vollauf bestätigt und runtergeschluckt werden.
Also vielleicht doch uncool. Oder einfach nur zuviel nachgedacht. Mal wieder!
(Ich freue mich trotzdem auf ein erneutes Ansehen.)
—————–
4 8 15 16 23 42
i hob den kick-oasch voi subba gfundn.
der wird bei mir wohl bis in die videothek warten müssen.