Klopperfilme müssen offenbar einen primordialen Urinstinkt in uns ansprechen: Tief in uns drin sitzt wahrscheinlich noch immer ein steinzeitlicher Höhlenmensch, der sich mit Keule in der Hand freut, wenn er harten Kerlen dabei zusehen kann, wie sie sich gegenseitig die Birne weichprügeln. Das würde zumindest die Popularität der BLOODSPORT-Reihe erklären, in der man sich nun schon vier Filme lang ansehen konnte, wie sich Muskelpakete – nun ja – zu Brei schlagen.
Zum Glück versichern uns DVD-Cover und Abspann des Films nachdrücklich, daß der Film, mit dem Jean Claude Van Damme sich ins Gedächtnis der Kinogänger kämpfte, „eine wahre Geschichte“ sei. Wie? Echt? Da haben sich echt schon mal Leute im wahren Leben geprügelt? Und dann hat einer gewonnen? Ein Wunder eigentlich, daß das nicht schon früher verfilmt wurde. Na schön: Van Damme spielt in BLOODSPORT den Kumite-Weltmeister Frank Dux, der von 1975 bis 1980 in diesem Vollkontakt-Kampfwettbewerb ordentlich abgefrühstückt hat. Heißt also auf den Film bezogen: Frank Dux geht nach Hong Kong zum Kumite und haut dort die Konkurrenz zu Mus. Eine wahre Geschichte! Und diese Betrunkenen, die sich den Salzburger Rudolfskai auf- und abkloppen, haben sicherlich diverse quasi-dokumentarische Schwarzenegger-Filme inspiriert.
In der Tat besteht die Handlung von BLOODSPORT hauptsächlich daraus, daß gekämpft wird. Um nun also den Spaß auf 88 Minuten aufzupimpen, haben drei Drehbuchautoren ihr Möglichstes getan: Es werden gleich zu Beginn ein paar Animositäten gestreut, Van Damme freundet sich mit einem kulleräugigen amerikanischen Kämpfer an, ein paar Polizisten versuchen Frank vom Kämpfen abzuhalten, und eine blonde Reporterin möchte sehr gerne beim Kumite zuschauen, um dann eine Story darüber zu schreiben. Entsprechend folgt auf die Hiebe ein wenig Liebe, bis dann Blondchen tatsächlich die Kämpfe ansieht, total entsetzt ist und Frank dann eine große Szene macht, daß er da nicht mehr hingehen und sein Leben riskieren soll. Gleich danach läuft sie zur Polizei, die den Wettkampf stoppen soll. Da sieht man’s mal wieder: Frauen und Actionfilme, das geht einfach nicht zusammen.
Amtierender Weltmeister beim Kumite ist ein gewisser Chong Li, der von Bolo Yeung gespielt wird und beim Kämpfen auch mal gerne Knochen und Genicke bricht. (Beim Kumite ist sowas offenbar durchaus erlaubt, was in mir die Frage hervorruft, für was dann Schiedsrichter gebraucht werden.) Yeung schaut dabei immer recht angespannt, und man ahnt schon, was für ein böser Bube er ist, als er sich völlig unbeeindruckt davon zeigt, daß Van Damme einen Ziegelstein mit der Handkante zerbröseln kann, und mit stechenden Augen knurrt: „Brick don’t hit back“.
Wie steht es nun also mit dem Urinstinkt? Eher gemischt. Freilich sind einige spektakuläre Kämpfe dabei, und selbstverständlich ist die Körperbeherrschung der Akteure recht beeindruckend (solange man nicht auf das Gesicht schaut). Der Endkampf ist adäquat solide choreographiert; dazwischen sieht man viele Montagen zu schrecklichem Synth-Pop, in denen anonyme Kämpfer sich dreschen. Aufregend ist das Vergnügen aber nicht gerade, was vielleicht auch daran liegt, daß viel Zeit mit banalem Drumherum vergeudet wird und diese Sequenzen ohnehin kaltlassen, wenn Van Damme alle Dialoge mit der emotionalen Tiefe eines IKEA-Prospekts vorträgt.
Vielleicht bin ich aber auch nur gerade nicht so im Einklang mit meinen Urinstinkten. Viel lieber würde ich gerade etwas Anspruchsvolles sehen. AMERICAN FIGHTER 4 zum Beispiel.
Bloodsport (USA 1988)
Regie: Newt Arnold
Drehbuch: Sheldon Lettich, Christopher Crosby, Mel Friedman
Kamera: David Worth
Musik: Paul Hertzog
Produktion: Cannon International
Darsteller: Jean-Claude Van Damme, Donald Gibb, Leah Ayres, Norman Burton, Forest Whitaker, Bolo Yeung
Länge: 88 Minuten
FSK: 18
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