Ein solides, aber weitesgehend überraschungsfreies Unterfangen der christlichen Rocker.
Es ist wohl das Schicksal der meisten Rockbands, daß sie über die Jahre hinweg gefälliger und formatfreundlicher werden. Unter der Phrase „besseres Songwriting“ verbirgt sich ja stets eine Konzentration auf konventionellere Strukturen, unter dem Wort „gereift“ ist zu oft nur eine Mäßigung zu verstehen, mit der das Altbekannte ohne das frühere Feuer aufbereitet wird. WHEN ANGELS & SERPENTS DANCE, das fünfte Album der christlich angehauchten (ehemals Nu-, jetzt vielleicht Alternative)-Metal-Gruppe P.O.D. – oder das siebte, wenn man die frühen Independent-Releases hinzurechnet – ist trotz Wiederkehr des früheren Gitarristen Marcos Curiel und somit erstmals seit dem ’01er-Album SATELLITE reformierter Originalbesetzung eine weitesgehend harmlose, professionell und sauber eingespielte Angelegenheit, die auf gröbere Aufregungen großteils verzichtet.
Nun ist die Mischung aus Heavy-Gitarren, donnerndem Rock und chilligem, melodischem Reggae ja eigentlich eine reizvolle Angelegenheit – und die Band schüttelt nach wie vor ohrenschmeichelnde Songs aus dem Ärmel, die sich schnell im Kopf festsetzen. Die Melodien sind catchy, wie man so schön sagt, und der Rhythmus großteils mid-tempo, aber durchaus mitreißend. Wo liegt also das Problem? Vielleicht darin, daß man schon beim ersten Song „Addicted“ stets den Refrain zur 7 Jahre alten Single „Alive“ mitsingen möchte. Oder darin, daß „Shine with Me“ und „Condescending“ perfekte Arbeiten sind, die völlig überraschungsfrei bleiben, sofern man seit 1999 auch nur eine Handvoll P.O.D-Songs gehört hat. Vielleicht auch darin, daß die Akustikgitarren-und-Streicher-Ballade „Tell Me Why“ recht anbiedernd klingt und mit der, hüstel, Message ein wenig plump aufträgt („Tell me why? / Why must we fight? / And why must we kill in the name of what we think is right? / No more! No war!“). Unvorhergesehenes (oder wäre das Unvorhergehörtes?) wird eher selten geboten: zum Beispiel in einer plötzlichen Hardcore-Attacke auf „Kaliforn-Eye-A“ mit Suicidal-Tendencies-Frontmann Mike Muir, oder in dem kantig-harten „God Forbid“ mit Page Hamilton von Helmet, oder auch in dem Gitarrensolo auf dem letzten Track, „Rise Against“, wo plötzlich munter mit dem Effektgerät gespielt wird.
Aber gut, seien wir mal nicht ungnädig. P.O.D.-Fans werden mit WHEN ANGELS & SERPENTS DANCE sicherlich exakt das bekommen, was sie wollen – und alle anderen hören ein fein produziertes Album ohne Aussetzer, auf dem viele Songs durchaus gefallen können. Kann ja nicht immer jede CD gleich bahnbrechend sein.
Dieser Text erschien zuerst am 19.11.2008 bei meinSalzburg/Salzburger Nachrichten.
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