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Filmnotizen: Nonnen auf der Flucht / Phantom der Oper

Nonnen der Oper, Phantome auf der Flucht! Bei Amazon schmeißen sie schon seit einiger Zeit superbillige DVDs aus dem Lager, von denen die meisten auch aus sehr gutem Grunde nichts kosten. Ein paar schöne Schnäppchen kriegt man aber immer wieder, und drum konnte ich mich Donnerstag über DVDs zu NONNEN AUF DER FLUCHT (mit Eric Idle), DIE SIEGER (mit Kevin Costner) und der Grunge-Doku HYPE! freuen, allesamt um knapp drei Kronen. Zack!

NONNEN AUF DER FLUCHT ist einer von diesen Streifen, die ganz amüsant sind und recht unterhaltsam und letzten Endes völlig belanglos und unwichtig. Eric Idle und Robbie Coltrane befinden sich als Kleinganoven mit zwei großen Geldkoffern auf der Flucht vor ihrem ehemaligen Auftraggeber und der chinesischen Mafia und müssen sich als Nonnen verkleidet in einem Kloster verstecken. Jup, der Film ist ungefähr so grandios, wie es die Inhaltsangabe erahnen läßt (und die Erinnerung an die letzten beiden Male Ansehen bestätigt). Idle und Coltrane geben natürlich zu keiner Sekunde auch nur im Entferntesten glaubwürdige Frauen ab, die Witze sind teils amüsant, teils müde, die Handlung bietet halt sehr viel Obligatorisches – Flucht vor Gangstern! Verdachtsmomente! – aber offenbar hatten die Beiden Spaß an der Arbeit. Camille Coduri hat einige amüsante Momente als superkurzsichtige Freundin von Eric Idle, die restlichen Darsteller mühen sich halt mit den üblichen funktional gehaltenen Figuren ab. Was soll’s, immerhin ist der Film von Jonathan Lynn, der einen meiner persönlichen Favoriten (SGT. BILKO) inszeniert hat und außerdem mit MEIN VETTER WINNIE einen weiteren urkomischen Film auf dem CV hat – also sagen wir doch einfach mal: Für 3 Euro ist er nett zu haben und kann in ungefähr 5 Jahren wieder mal begutachtet werden.

Eine der schönsten Anschaffungen der letzten Zeit ist die Universal Monster Legacy Collection, in der 18 Filme aus der ersten großen Ära des Horrorfilms (und danach) zu finden sind. Ein schmuckes Stück, das mit Büsten von Karloff (Frankenstein), Lugosi (Dracula) und Chaney (Wolfsmensch) aufwartet, massig Audiokommentare und Dokumentationen zu den wichtigsten Werken bietet, und außerdem diverse Fortsetzungen beinhaltet (DRACULAS TOCHTER usw.), die einzeln nicht erhältlich sind. Kurzum: Ein schönes Stück Filmgeschichte.

Als dritten Film aus der Box (nach DIE MUMIE und FRANKENSTEIN) habe ich mir also Donnerstag PHANTOM DER OPER mit Claude Rains angesehen, der mit Baujahr 1943 dem Großteil der anderen Filme schon recht modern gegenübersteht. In ganz bunten Technicolor-Farben (die wie gehabt stets unecht aussehen) huscht hier also Rains als verrückt gewordener Musiker durch das Opernhaus, um seine große Liebe, eine aufstrebende Sängerin, zu Ruhm und Ehren zu bringen. Das macht er natürlich nicht mit wohlfeil formulierter Pressearbeit, sondern mit Mord an der Konkurrenz. Es wird – welch Überraschung – extrem viel gesungen, und dies wie in vielen US-Operndarstellungen schwer bombastisch, aber Rains ist wunderbar in seinem Part; die Kabbeleien des Inspektors und des Opernsängers, die beide um besagte Sängerin buhlen, sind sehr unterhaltsam; das Finale ist aufwendig und aufregend inszeniert; und die Bilder der Katakomben unterhalb des Opernhauses sind beeindruckend. Alles in allem: Lohnenswert!

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Christian Genzel
Christian Genzel arbeitet als freier Autor und Filmschaffender. Sein erster Spielfilm DIE MUSE, ein Psychothriller mit Thomas Limpinsel und Henriette Müller, erschien 2011. Außerdem drehte Genzel mehrere Kurzfilme, darunter SCHLAFLOS, eine 40-minütige Liebeserklärung an die Musik mit Maximilian Simonischek und Stefan Murr, und den 2017 für den Shocking Short Award nominierten CINEMA DELL' OSCURITÀ. Derzeit arbeitet er an einer Dokumentation über den Filmemacher Howard Ziehm und produziert Bonusmaterial für Film-Neuveröffentlichungen. Christian Genzel schreibt außerdem in den Bereichen Film, TV und Musik, u.a. für die Salzburger Nachrichten, Film & TV Kamera, Ray, Celluloid, GMX, Neon Zombie und den All-Music Guide. Er leitet die Film-Podcasts Lichtspielplatz, Talking Pictures und Pixelkino und hält Vorträge zu verschiedenen Filmthemen.

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