Warum eigentlich nicht auch mal einen älteren erfolgreichen Film mit attraktiven Teenagern, sexy-slickem Look und sehr kommerziellem Soundtrack neu erzählen? SWIMFAN verlagert Adrian Lynes EINE VERHÄNGNISVOLLE AFFÄRE, in dem sich Familienvater Michael Douglas nach und nach von seinem eigentlich belanglosen Seitensprung Glenn Close das Leben demontieren lassen mußte, in die Highschool, wo sich nun Ben, Star des Schulschwimmteams, auf einen One-Night-Stand mit dem blonden Gift Madison einläßt, die ihm dann mit zerstörerischer Obsession das Leben zur Hölle macht.
Madison ist böse. So richtig. Schon ihre erste Unterhaltung mit Ben auf dem Schulkorridor – eine von vielen Gelegenheiten, wo in diesem Film Menschen an öffentlichen Plätzen ganz alleine reden können – wird mit einer Menge ROM (richtig ominöser Musik) untermalt. Als Ben ihr nach dem Seitensprung erklärt, daß es nur ein Ausrutscher war und er seine Freundin nicht verlassen will, schaut Madison gruselig ins Leere, schrille Geräusche ertönen auf dem Soundtrack, und harte Jumpcuts künden von ihrem Geisteszustand. Madison ist sogar so böse, daß ihr Gesicht immer mindestens halb im Schatten ist, egal, wo sie gerade steht. Sie könnte eigentlich wirklich nur dann offensichtlicher psychopathisch veranlagt sein, wenn sie ein T-Shirt mit dem Aufdruck „Vorsicht Psychopath“ und ein „Stay Away“-Tattoo auf der Stirn trüge.
So plantscht SWIMFAN also durchweg und von Beginn ab im Offensichtlichen. Wo immer Madison auftaucht oder etwas sagt, wird sie von ROM begleitet. Sie geht schneller die Psychowände hoch als Jack Torrence in THE SHINING. Alle Orte sind in Schatten getaucht; die Schwimmhalle sieht mit seinem blassen, kalt-blauen Licht zu jeder Zeit aus, als wäre sie schon lange geschlossen. Wo die Lyne-Vorlage ein durchaus beängstigendes psychologisches Duell zeichnete, in dem Glenn Close nur langsam und bis zu einem Punkt durchaus nachvollziehbar Besitzansprüche stellte, ist Madison hier von Anfang an ein Mädchen, bei dem die Sicherungen schon lange auf Nimmerwiedersehen herausgeflogen sind.
Da hilft es freilich auch nicht, daß die Geschichte mit Teenagern nicht einmal halb so gut funktioniert wie mit Erwachsenen: In der Vorlage wurde perfide das Familienglück des untreuen Mannes zerlegt, der wirklich alles zu verlieren hat – Frau, Familie, Besitz, Karriere. Hier bemühen sich die Autoren, daß Madison Bens sagenhaft wichtiges Wettschwimmen sabotiert und Drogen ins Spiel bringt – ganz so, als wäre mit 16 die letzte Chance auf die Zukunft verbaut.
Im Finale – wer unbedingt den Film sehen will, überspringt den kommenden Absatz lieber – sitzt dann auf einmal ein Polizist auf der Rückbank des Polizeiwagens, wo die festgenommene Madison seine Waffe klauen kann und wie alle Filmpsychopathen übernatürliche Kräfte entwickelt: Instant-Transport an jeden gewünschten Ort (egal, ob bewacht oder unbewacht), und ganz viele Muckis, um potentielle Opfer gleich mit an ebendiese Orte zu schleppen. Bevor sie Bens Freundin im Pool ertränkt, erklärt Madison ihm dann noch, er könnte das verhindern, wenn er ihr sagt, daß er sie liebt. Macht Ben natürlich nicht. Leute anlügen ist ja uncool. Tut man nicht. Selbst dann nicht, wenn sie gerade die eigene Freundin ertränken wollen.
Warum also nicht auch mal einen älteren erfolgreichen Film mit Teenagern und sexy Look und tollem Soundtrack neu erzählen? Man kann dadurch immer wieder sehen, wie gut doch die Originale waren.
Swimfan (USA 2002)
Regie: John Polson
Drehbuch: Charles Bohl, Phillip Schneider
Kamera: Giles Nuttgens
Musik: Louis Febre
Produktion: 20th Century Fox / Cobalt Media Group / Greenestreet Films / Furthur Films
Darsteller: Jesse Bradford, Erika Christensen, Shiri Appleby, Kate Burton, Dan Hedaya
Länge: 81 Minuten
FSK: 12
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