Heute abend standen zur Abwechslung mal zwei Audiokommentare auf dem Programm.
OCEAN’S ELEVEN, mit Steven Soderbergh und Ted Griffin. Der Kommentar ist recht trocken, und beide wirken ein wenig kühl. Hin und wieder witzeln sie ein wenig, aber das wirkt mitunter auch etwas bemüht. Dennoch ein interessanter Track, weil er ein bißchen Einblick darin gibt, wie Soderbergh arbeitet: Er mag keine Storyboards – er hat für OCEAN’S ELEVEN angefangen, welche zu zeichnen, aber dann bald wieder aufgehört. Ebenso mag er es nicht, zu bestimmen, wo die Schauspieler stehen und gehen sollen. Er läßt sie das gern selber machen und reagiert dann entsprechend darauf (er ist ja auch sein eigener Kameramann, unter dem Namen „Peter Andrews“). Er gibt zu, daß diese Technik bei SEX, LIES AND VIDEOTAPE noch einfacher anzuwenden war als bei einem Streifen von der Größe von OCEAN’S ELEVEN. Noch etwas: Während des Drehs liest er einmal in der Woche das komplette Drehbuch von vorne bis hinten, um nicht aus den Augen zu verlieren, worum es eigentlich geht. Und während des Schnitts sieht er sich den kompletten Film zwei- bis dreimal die Woche an, um zu sehen, wo er noch etwas verbessern kann.
Autor Griffin steuert weniger interessante Infos bei – obwohl an manchen Stellen anklingt, daß er Szenen anders geschrieben hat, als sie Soderbergh dann inszeniert hat. Soderbergh erklärt bei einer ganzen Reihe von Sequenzen, daß ihm die Ausleuchtung nicht gefällt oder seine Auflösung nicht gut ist, aber daß er die Szene trotzdem nicht nochmal gedreht hat, weil die Performance der Schauspieler perfekt war.
THE NAKED GUN 33 1/3, mit Produzent/Autor David Zucker, Produzent Robert K. Weiss, Regisseur Peter Segal und einem Moderator. Die Audiokommentare zu den vorangegangenen NACKTE-KANONE-Filmen mit Weiss und Zucker waren ja schon sehr witzig: „Not many people realize that this movie is based on Shakespeare’s The Tempest“, wird da zum Erstling erklärt, und Zucker erzählt, wie er seinem Bruder Jerry davon abgeraten hat, GHOST zu machen: „Whatever you do, you’ll always have a dead guy in the end“, hat er seinen mangelnden Glauben an das Potential der Geschichte erklärt. Die Burschen machen sich mit Vorliebe über sich selbst lustig. Der Kommentar zum dritten Film ist dank Peter Segal noch um einiges alberner: So mancher Moment geht in aufgeregtem Durcheinanderreden und unkontrolliertem Gelächter unter. Wenn Fred Ward auftaucht, erklären sie, daß sie ja pro Film einen „legitimate actor“ anheuern. Zucker erklärt, daß sie Peter Segal angeheuert haben, weil er lesen kann. Schönster Moment? Einer der Burschen sagt, wie toll er eine der Nebendarstellerinnen findet, woraufhin er erinnert wird: „You were married at the time, weren’t you?“. Antwort: „Even the fat man gets to look at the menu.“
Nebengedanke: Eigentlich muß man Peter Segal ja bewundern. Erster Film die dritte Nackte Kanone, danach Blödsinn mit Chris Farley, DER VERRÜCKTE PROFESSOR II und zwei Adam-Sandler-Filme. Klamauk von vorn bis hinten, und jetzt gerade mit dem fetten Blockbuster GET SMART mit Steve Carrell und Anne Hathaway im Kino. Auch mit Krawallhumor kann man zum gefragten Regisseur werden. Wenn man ihn auf dem Audiokommentar so hört, ist sein Geheimnis schnell klar: Der Bursche ist einfach total gerne albern. Ich finde das sympathisch.
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Audiokommentare sind an sich ein interessantes Genre, weil nicht ganz klar ist, wer hier eigentlich für wen etwas sagen sollte bzw. welche Funktion sie überhaupt haben. Bei Komödien dient der Film oft nur als Stichwortlieferant, um dann völlig frei draufloszublödeln, was ja völlig legitim ist. In der Kategorie „Drama“ finde ich es hingegen völlig unangebracht, wenn die Hauptdarsteller über Haarausfall und Campingklos witzeln. Schauspieler sind, meiner Meinung nach, sowieso nicht geeignet über einen Film zu reden, da sie zu sehr mit einzelnen Szenen beschäftigt sind, anstatt den Film als Gesamtkonzept im Auge zu haben, und, zweitens, immer von den Umständen des Filmens reden, die keinen interessieren: Catering, zu viel Wind, lange Wartezeiten etc.
Der beste Audiokommentar ist für mich noch immer Verhoevens und Neumeiers Kommentar zu STARSHIP TROOPERS. Beide machen von Anfang an klar, dass der Film ein politisches Statement ist, das den Amerikanern den Spiegel vorhält und ihre imperialistischen bzw. faschistischen Tendenzen aufzeigt. Natürlich haben die amerikanischen Kinobesucher das nicht verstanden und waren ganz empört, als plötzlich die Führungselite im Film in Naziuniformen auftritt. Beide Kommentatoren erklären, wie die strahlenden Helden des Films von der ersten Szene an ohne viele Skrupel die Naziideologie dieses Regimes verinnerlichen.
Verhoeven hat mit SHOWGIRLS gezeigt, wie tief er sinken kann, aber hier zeigt er, dass er auch anders kann.