The Oh in Oh No! Tut mir leid, aber das bot sich jetzt gerade so an. Mal ehrlich: Der einzige Grund, warum uns eine kleine Indie-Komödie über eine Frau, die noch nie einen Orgasmus hatte, interessiert, ist die Besetzung. Die ist bei THE OH IN OHIO weit prominenter, als man erwarten könnte: Neben Parker Posey spielen Paul Rudd, Mischa Barton, und Danny DeVito, und in Nebenrollen tauchen feine Charakterdarsteller wie Keith David und Robert Burke auf. Sogar Liza Minnelli und Heather Graham haben Gastauftritte!
Nun nützt die geballte darstellerische Klasse leider rein gar nichts, wenn das Drehbuch sozusagen saugt. Also: Die Geschichte dreht sich um Priscilla, die leider noch nie einen Höhepunkt hatte, und ihren Ehemann, den die vielen Jahre, in denen er seine Frau nicht glücklich machen konnte, schwer deprimiert haben. Nun möchten wir ja dieses kritische Thema nicht bagatellisieren, aber es sei durchaus festgehalten, daß Orgasmusprobleme intrinsisch gesehen nicht sagenhaft komisch sind. Um Mißverständnissen vorzubeugen: Jedes Thema kann komisch aufgearbeitet werden, aber dabei darf man nicht dem Irrglauben aufsitzen, daß das Thema an und für sich schon der absolute Brüller ist.
Und so quält sich der Film durch alle Stationen einer solchen Geschichte, die wir ja in zigfacher Ausführung auch schon anderswo erlebt haben: Priscilla kauft einen Vibrator! Priscilla trennt sich von ihrem faden Mann! Priscilla macht lesbische Erfahrungen! (Da letztere mit Heather Graham gemacht werden, bekommt der Film wenigstens Bonuspunkte für guten Geschmack.) Da ist durchaus hier und da ein winzig kleines Schmunzeln zu finden, aber gemeinhin rettet uns dreimal Schmunzeln selten über 90 Minuten gewollte Komödie.
Parker Posey gehört ja nun eigentlich zu den Guten, aber hier kann sie leider nicht viel mit ihrer Figur anfangen – was nun auch daran liegen könnte, daß das Drehbuch die Figuren dauernd Dinge tun läßt, die – mit Verlaub – doof sind. In der Mitte versucht sich der Film an ein wenig Slapstick, aber daß sich Priscilla einen Pager zwischen die Beine klemmt und mit eben diesem Gerät in der Hose in ihrer Firma eine Werbepräsentation gibt, die trotz ihres ekstatischen Gehampels (ist doch klar: wenn sie niemand während der Präsentation an-pagen würde, bräuchte sie sich das Gerät ja vorher nicht in die Hose zu stecken) in einem Multimillionen-Dollar-Deal endet, kann eigentlich nur an irgendeinem Stammtisch wirklich für eine grandiose Skript-Idee gehalten worden sein.
Natürlich gibt es diverse Komplikationen in der Geschichte, die uns dann leider doch nicht so enorm interessieren: Priscillas Ehemann bandelt mit einer seiner Studentinnen an, und der einzige Grund, warum uns das nicht stört, ist vermutlich der, daß diese von Mischa Barton gespielt wird. Priscilla vergnügt sich derweil mit einem älteren Pool-Installateur namens Wayne, und in diesen Szenen findet der Film dann doch noch die richtige Note: Wenn nur der ganze Film so gut geschrieben worden wäre wie Waynes allerletzte Szene! Zugegebenermaßen profitiert der Film hier auch von der Präsenz von Danny DeVito, der Wayne viel interessanter spielt, als er auf dem Papier gewirkt haben muß: Nämlich als witzige und doch ernstzunehmende Figur.
Ja ja, wir waren ungnädig. So extrem übel ist THE OH IN OHIO ja überhaupt nicht, nur belanglos. Er plätschert so ein bißchen vor sich hin, und hier und da ist er amüsant, und man kann wenigstens eine Menge guter Schauspieler darin sehen. Aber eigentlich sehe ich gute Schauspieler lieber auch in guten Filmen.
The Oh in Ohio (USA 2006)
Regie: Billy Kent
Drehbuch: Adam Wierzbianski
Musik: Bruno Coon
Produktion: Cyan Pictures Releasing / Cold Iron Pictures / The AV Club / Ambush Entertainment
Darsteller: Parker Posey, Paul Rudd, Mischa Barton, Miranda Bailey, Liza Minnelli, Danny DeVito, Keith David, Heather Graham
Länge: 85 Minuten
FSK: 16
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