Das so vielseits beliebte StudiVZ – eine der amerikanischen Social-Networking-Seite Facebook nachempfundene Seite – hat ja keinen besonders guten Ruf. Vor ungefähr zwei Monaten habe ich mal spaßeshalber nach Artikeln zum StudiVZ gegoogelt und wurde auch prompt fündig: Da gibt es Hinweise auf den eiskalt vom Vorbild übernommenen Source-Code (kein Wunder, sehen sich die Seiten doch frappierend ähnlich); Hinweise auf Gruppen, die Mißbrauch mit persönlichen Daten betreiben (in einer „Männerrunde“ wird z.B. die Wohnheimadresse einer Studentin zwecks sexueller Abenteuer preisgegeben); und obendrein Gründungsmitglied Ehssan Dariani, der Newsletter im Layout von nationalsozialistischen Schriften herausgibt und Videos ins Netz stellt, in denen er fremde Frauen in der Berliner U-Bahn anbaggert (= Verletzung des Persönlichkeitsrechts PLUS ganz tiefes Niveau). Irgendwann im letzten Jahr fand auch ein Hackerangriff statt, bei dem tausende von persönlichen Daten ausgelesen wurden – die Sicherheitsmaßnahmen der Plattform waren einfach nicht gut genug; kurz darauf wurden alle User aufgefordert, ihr Paßwort zu ändern.
Seit kurzem wurden bei StudiVZ neue AGB eingeführt, denen der Benutzer zustimmen muß, weil er ansonsten gesperrt wird. Hintergrund der neuen Nutzungsbedingungen ist die Tatsache, daß sich ein großer Konzern (Holtzbrinck) für einen Millionenbetrag die Plattform gekauft hat. In den neuen AGB war bis vor kurzem unter anderem vorgesehen, daß das StudiVZ die persönlichen Daten (also nicht nur die Angabe musikalischer oder politischer Präferenzen, sondern auch Handynummern, Instant-Messager-Daten, usw.) zu personalisierter Werbung nutzen darf (angeblich wurde das jetzt wieder herausgenommen). Interessant z.B. auch dieser Punkt: „Der Betreiber behält sich vor, im Datenbanksystem von studiVZ Programme zu verwenden, welche Rückschlüsse auf das Kommunikationsverhalten der Nutzer ermöglichen.“ Netterweise stützt sich das AGB unter anderem auf das Teledienstedatenschutzgesetz (TDDSG), das es schon seit März 2007 nicht mehr gibt. Weiters sind Vertragsstrafen für User vorgesehen, die falsche Angaben machen (gilt das beispielsweise auch für den Beziehungsstatus? Oder für die Lieblingsbücher?), gar keine Studenten sind, oder in sonstiger Weise in einem der Fallstricke des AGB hängenbleiben.
Ich erspare mir das Verlinken sämtlicher relevanter Web-Artikel – hier sind haufenweise Links zu finden, und eine Google-Suche nach „studivz probleme“ oder „studivz agb“ führt zu Dutzenden von weiteren Hinweisen. Einen nüchterneren Bericht gibt es hier, inklusive weiterer Texte.
An vielen Stellen wird zum Boykott der Plattform aufgerufen; einige User haben sich schon abgemeldet. Vielleicht sollten wir uns auch mal Gedanken darüber machen, ob wir bei dem Verein bleiben – wenn es denn eine schöne Alternative gäbe! Denn das wirklich praktische an der Plattform ist ja wirklich die Tatsache, daß man leicht seine Kontakte organisieren kann, die mitunter sonst nie präsent wären. Was also tun?
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