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Soldiers: End of Days (2007)

Dann doch lieber den Zivildienst.

Gott sei Dank gibt’s die Promo-Info. Ansonsten hätten wir diesen „brutalen und ehrlichen“ Hardcore-Zusammenschluß von Mitgliedern der Bands This Is Hell, Last Conviction, The Backup Plan und Subterfuge für das Proberaum-Demo einer auf ewig ins ganz frühe Vorprogramm verdammten Schüler-Punkband gehalten. So wissen wir wenigstens, daß sich die Soldaten aus diversen Grüppchen der Long-Island-Szene rekrutieren, und wir schreiben die Namen einfach mal hin, falls hier irgendwer „Ach, die sind das!“ rufen möchte.

Überhaupt, Namen: Im Booklet wird eine ganze Reihe weiterer Bands gegrüßt, die unter heiteren Namen wie „Crime in Stereo“, „Crime Is a Trend“, oder – der Favorit – „Death Before Dishonor“ auftreten. Warum halten wir uns mit dem Booklet auf? Weil die Dankesliste spannender ist als das Album.

Wie es sich für eine richtig ehrliche Band gehört, rumpelt der Sound wie aus Nachbars Garage. Das Schlagzeug scheppert, die Gitarristen üben Akkorde, der Shouter brüllt aufrechte Parolen darüber. „I’ll keep screaming the truth ‚til I explode“, heißt es schon am Anfang, aber leider explodiert er nicht, sondern krakeelt noch 12 Songs lang weiter. Irgendwie richtet sich alles gegen irgendwen, der den Burschen irgendwas wegnehmen will, oder irgendwas anderes glaubt, oder vielleicht auch einfach nur nicht in der Band ist. „I say fuck them and their empty words“, wettert der heisere Junge, im Zweifelsfall gegen das Establishment, und man ist geneigt, ihn bei soviel zwanghafter Haltung gleich im Anschluß zum Orthopäden zu schicken.

Dankenswerterweise werden die Songs gegen Ende hin viel kürzer, was das dreckige Dutzend austauschbaren Radaus nicht abwechslungsreicher macht, es aber wenigstens schnell vergehen läßt. Dabei hätte man aus der flotten Kurzprosa in den Songtexten doch so viel Lustigeres komponieren können: „Fuck you, I fucking hate you. I hope you die. I hope you fucking rot.“ Ich hab‘ manchmal auch solche Tage, aber nehm‘ ich die deswegen gleich auf CD auf?

Dieser Text erschien zuerst am 21.11.2007 bei Fritz!/Salzburger Nachrichten.

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Christian Genzel
Christian Genzel arbeitet als freier Autor und Filmschaffender. Sein erster Spielfilm DIE MUSE, ein Psychothriller mit Thomas Limpinsel und Henriette Müller, erschien 2011. Außerdem drehte Genzel mehrere Kurzfilme, darunter SCHLAFLOS, eine 40-minütige Liebeserklärung an die Musik mit Maximilian Simonischek und Stefan Murr, und den 2017 für den Shocking Short Award nominierten CINEMA DELL' OSCURITÀ. Derzeit arbeitet er an einer Dokumentation über den Filmemacher Howard Ziehm und produziert Bonusmaterial für Film-Neuveröffentlichungen. Christian Genzel schreibt außerdem in den Bereichen Film, TV und Musik, u.a. für die Salzburger Nachrichten, Film & TV Kamera, Ray, Celluloid, GMX, Neon Zombie und den All-Music Guide. Er leitet die Film-Podcasts Lichtspielplatz, Talking Pictures und Pixelkino und hält Vorträge zu verschiedenen Filmthemen.

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