Nach vier Jahren ein neues Album von Nora: SAVE YOURSELF ist ein ungezähmtes Biest.
Dem Cover nach sind sie eine von diesen Fantasy-Power-Metal-Bands, wo hochfrequenter Gesang auf Elfen und Dämonen trifft. Dem Namen nach vermutet man eine minderjährige Drittplazierte bei Starmania, neben der einem ganz plötzlich Elfen und Dämonen sehr sympathisch erscheinen. Beides ist natürlich falsch: Nora sind eine Hardcore-Band aus New Jersey, die mit SAVE YOURSELF ihr mittlerweile drittes Album vorlegt. Und was die Burschen um Carl Severson, nebenberuflich Chef des Volle-Kante-Labels Ferret, hier zu Gehör bringen, ist ein blutendes, wildgewordenes Biest.
Klangliche Ähnlichkeit zu diversen anderen Bands auf Noras Label Trustkill ist natürlich vorhanden: Die Jungs poltern durch alles, was so ein Hardcore-Album braucht. Die Band sägt mit enormem Tempo durch die Songs, türmt harte Gitarrenriffs aufeinander, schreit sich hysterisch den Frust von der Seele. Irgendwo sind immer mal wieder kurze Atempausen versteckt, bis dann alles aufs Neue explodiert und uns um die Ohren fliegt. Melodien gibt es keine, nur harte Riffs, vertrackte Rhythmen und der ständige Versuch, das Chaos irgendwie zu bändigen.
SAVE YOURSELF ist unglaublich intensiv und sehr kantig, aber natürlich erschlägt es einen komplett. Es ist nicht leicht, zwischen den einzelnen Stücken zu unterscheiden – alles ist immer auf Anschlag, immer am Limit. Die relativ kurze Spielzeit von 36 Minuten kommt einem da durchaus entgegen: Das Album funktioniert als halbstündiger Sturm, nach dem man die Stille durchaus angenehm empfindet. Höhepunkte sind das langsamere, aber nicht minder lautstarke „The Moment, the Sound, the Fury“, das darauf folgende geradlinig-rasante „Chances Aren’t“, und das desillusionierte „Famous Last Words“ – bei dem Bassist Mike Olender (der nebenher Sänger in der Band Burnt by the Sun ist) mitkreischt.
Der Hardcore-Sound mag schon seit Jahren Ermüdungserscheinungen zeigen und oft genug zum Klischée verkommen: Nora pflügen dieses Feld so stürmisch um, dass wenig Zeit zum Nachdenken bleibt. Was für ein Biest von einem Album.
Dieser Text erschien zuerst am 5.8.2007 bei Fritz!/Salzburger Nachrichten.
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