Das zweite Album von Bedlight for Blue Eyes, mit fast komplett neuer Besetzung: Eine CD, die wächst.
LIFE ON LIFE’S TERMS heißt das zweite Album der Gruppe Bedlight for Blue Eyes: Das Leben so nehmen, wie es kommt. Das ist ja nicht immer einfach – zum Beispiel, wenn nach einem Debütalbum drei von fünf Bandmitgliedern, darunter der Sänger, das Handtuch werfen. Irgendwie haben sich die übrigen zwei dann aber doch mit neuen Musikern reformiert und machen weiter: Mit einem geradlinigen Teen-Punk-Pop-Album, dessen Qualitäten sich erst mit mehrfachem Anhören offenbaren – in der melodiösen, aber glatt produzierten CD stecken elf kleine, aber feine Kurzgeschichten über Liebe, Leben und Alltag.
Schon das Artwork erzählt eine kleine Geschichte: Unter orangefarbenem Himmel steht ein kleiner Junge auf der Straße und blickt herauf zu ein paar Schuhen, die auf Stromleitungen geworfen wurden. Ganz klar: Es ist die Idee aus Tim Burtons BIG FISH, wo die Schuhe auf die Leine gehängt werden, weil man nicht mehr weggehen muß. Im Booklet zeigen sich dann die zwei Seiten der Geschichte: Der Blick nach oben, in den offenen Himmel – alle Möglichkeiten stehen offen. Und dann der Blick nach unten, auf den Jungen, mit den thronenden Schuhen im Vordergrund – das Bleiben im Vertrauten.
Zwischen diesen beiden Möglichkeiten pendelt auch die Musik von Bedlight for Blue Eyes. Musikalisch ist alles altbekannt: Ihr energetischer Teen-Punk offenbart hymnische Melodien, der Sänger schwingt sich mitunter in schwindelerregende Höhen auf. Alles ist radiotauglich und zudem so fett produziert, dass selbst die ruhigen Passagen mit Dezibeldruck auf den Ohren liegen. Die Dynamik und die klangliche Identität gehen dabei leider verloren. Aber dann sind da noch die Songs selber, die nach mehrfachem Anhören immer mehr ins Ohr wandern, immer mehr Facetten zeigen. LIFE ON LIFE’S TERMS wächst mit der Zeit.
Am interessantesten ist das Album textlich gesehen – die Gruppe erzählt eine Reihe von kleinen Geschichten und fängt dabei sehr spannend verschiedene Stimmungen ein. In „Too Late For Us“ ist die Ex-Freundin schon wieder in einer neuen Beziehung, der Erzähler aber nicht: „I’d love to say I’m happy for you / but I’m sorry, I’m just not there“. Augenzwinkernd wird dann aber noch angemerkt: „I guess I shouldn’t blame you / in fact I ought to thank you for helping me write this song / If this album tops the Billboard / I think I’ll save a quarter to call you and let you know“. „Michael“ erzählt von dem großen Bruder, der gestorben ist, „Broken Door“ vom unbekannten Vater. Thematisch mag das abgegriffen und klischéehaft wirken, aber Bedlight for Blue Eyes finden immer wieder Worte, die vertrauten Themen frisch zu erzählen: „Summer days lying in the grass / the world seemed bigger then / I could never find a word for that feeling / until she told me her name“, heißt es an einer Stelle.
Klar, die Gruppe reißt keine Bäume aus und erfindet kein Rad neu. Aber sie bewegen sich mit Können und feinen Songs durch ein vertrautes Feld – und die CD wächst und schafft ihre eigene Stimmung. Das reicht völlig für eine Empfehlung. Und das Leben muß man sowieso so nehmen, wie es kommt – und damit auch die Musik.
Dieser Text erschien zuerst am 2.8.2007 bei Fritz!/Salzburger Nachrichten.
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