Der elektronische Teil der Band Simian mit einem Album voller Elektro-Dance-Tracks: Eine spannende Angelegenheit, nicht nur auf der Tanzfläche.
Endlich mal ein informativer Pressewaschzettel mit einer guten Geschichte, die man gerne zum Besten gibt (auch wenn jede andere Publikation das ebenso macht): Die Knöpfchendreher James Ford und Jas Shaw waren Mitte der Neunziger mit einer eher gebremst erfolgreichen Gruppe namens Simian unterwegs. Weil sie mit ihrer Rolle in der Gruppe unzufrieden waren, legten sie nebenher als DJs auf und nannten sich schelmisch „Simian Mobile Disco“.
Bei einem Remix-Wettbewerb machte sich ein unbekanntes französisches Duo namens „Justice“ über den Simian-Track „Never Be Alone“ her. Der Remix verlor den Wettbewerb, wurde aber von DJs aufgegriffen und zum veritablen Dance-Klassiker. Auf einmal war die Motivation da, aus der Simian Mobile Disco mehr zu machen.
Und so produzierte das Duo Ford & Shaw zehn kurzweilige Elektro-Dance-Tracks, die nun das pompös betitelte Album ATTACK DECAY SUSTAIN RELEASE ausmachen. Daß die Laufzeit insgesamt nur 38 Minuten beträgt, ist ein Plus: Keiner der Tracks bleibt länger im Player, als er willkommen ist. Die Abwechslung stellt sicher, daß das Album auch außerhalb der Tanzfläche gehört werden kann.
In der Tat bieten viele der Stücke auch für „Heim-Hörer“ ihre Reize: Die klanglichen Texturen bleiben in ihrem analogen Summen und den kantigen Beats immer spannend, die Grooves sind fast durchweg zwingend, und überall gibt es Ecken und Überraschungen. Zugegebenermaßen ist die erste Hälfte des Albums gelungener: Der kühle Elektro-Opener „Sleep Deprivation“, die Roboter-Disco „I Got This Down“, die SciFi-Technotronic-Reminiszenz „It’s the Beat“ – alles exzellent produziert und auf hohem Niveau. Auch „Hustler“ und das versponnene „Tits & Acid“ halten die Spannung oben. Aber dann kommt „I Believe“, eine ziellos mäandernde Zusammenarbeit mit dem früheren Simian-Kollegen Simon Lord, und da fällt die Energie ab. Auch im zweiten Teil sind noch Perlen zu finden – der pfeilgerade „Hotdog“ zum Beispiel – aber eben auch Aussetzer, wie das klinisch-sterile „Love“.
Die Mäkeleien am zweiten Part des Albums sollten aber niemanden davon abhalten, sich den Spaß anzuhören. Die guten Tracks sind gut genug, um die paar weniger aufregenden zu überschatten – und dank flotter Sequenzierung und steter Abwechslung bleibt auch alles interessant anzuhören. Die Mobildisco kann also ruhigen Gewissens jedem Freund elektronischer Klänge ans Herz gelegt werden.
Dieser Text erschien zuerst am 9.7.2007 bei Fritz!/Salzburger Nachrichten.
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