In letzter Zeit lief SCHLAFLOS ja an verschiedenen Orten, was mich sehr freut, weil der Film ja schließlich zum Herzeigen da ist und nicht zum Verstauben in der Schublade.
Freitag lief er im Nürnberger KommKino, und dafür geht ein herzliches shout out an die beiden Jungs, die dieses kleine, abgefahrene Programmkino betreiben: Gerry und Jochen. Man merkt, daß dieses Kino eine absolute Herzblutangelegenheit für die beiden ist, und Geld dürfte da überhaupt keins herausspringen. Das Kino selbst ist in einem Künstlerhaus/Filmhaus versteckt – wir Ortsunkundigen sind auch erst eine Zeitlang durch die Nürnberger Bahnhofsgegend geirrt, bis wir das Kino im ersten Stock des besagten Gebäudes ausgemacht haben – außen angebrachte Hinweisschilder hätten die Freude an der Suche frühzeitig verdorben.
Ein Blick auf das sonstige Programm des Kinos zeigt einen Sinn fürs Trashige, Schräge, Abgefahrene: Besondere Begeisterung rief die Herbert-Fux-Retrospektive hervor, die die Filme GEISSEL DES FLEISCHES (in dem Fux einen Frauenmörder spielt) und HEXEN BIS AUFS BLUT GEQUÄLT umfaßt. Als Gerry mitbekommen hat, daß auch ich einen Hang zum Schundkino habe (was man meinem eigenen Film ja hoffentlich nicht ansieht), haben wir begeistert über die ollen Italo-Meister gequatscht und kritische Reihungen der Troma-Filme vorgenommen. Ehrlich, wenn Nürnberg nicht so weit weg wäre, würde ich da richtig oft vorbeischauen. Jedenfalls schickt mit Gerry seinen eigenen Spielfilm, JIMMY TORNADO, auf DVD, und den kündigt die Website als „Science Fiction Kung Fu Film Noir“ an. Wir sind gespannt!
Die Aufführung – mitsamt RUNDWELTMÄDCHEN GESUCHT! (im Kinoprogramm salopp als RUNDMÄDCHEN GESUCHT angekündigt, was in unserer Gruppe einige Diskussionen darüber auslöste, ob „Rundmädchen“ vielleicht einfach nur eine nette Umschreibung für „dicke Frau“ sein könnte) und THE KISS und Schwarzens musikalischer Darbietung – kam richtig gut an, und zwar bei fast jedem der insgesamt zehn Besucher (uns selber haben wir da nicht mitgerechnet). Wenigstens sehen 16 Menschen in einem 60-Sitze-Kino nicht ganz so traurig aus, wie wenn die sich im 200er-Saal vom Das Kino verstecken würden, aber natürlich wäre es nett gewesen, wenn mehr Leute gekommen wären. Der Abend war trotzdem super – wir haben 5 CDs verkauft und 2 eMail-Adressen für den Newsletter bekommen, was eine statistische Ausbeute von 50% bzw. 20% ausmacht. Jetzt stellen wir uns mal vor, wir hätten 1000 Besucher und würden 500 CDs verkaufen! Jedenfalls sind die Leute noch recht lange geblieben, wir haben mit den meisten sehr nett geredet, und gefallen hat’s ihnen auch – die Nürnberg-Fahrt hat sich also durchaus gelohnt.
Sonntag lief SCHLAFLOS in Tübingen auf dem „Plattform NoBudget #5“-Festival, aber das hat ohne mich stattgefunden. Zu Tübingen fällt mir ja immer nur ein, daß man dort Parapsychologie studieren kann, und ich möchte gerne jemanden treffen, der das auch tut, weil ich ihn dann fragen will, ob man dort solche Kartenexperimente macht wie Bill Murray in GHOSTBUSTERS.
Gestern wurde SCHLAFLOS auf der Filmparty in München gezeigt – zusammen mit Jean-Lucs THE FEST. Zwinn und Seck der Filmparty ist es, ein wenig Networking zu ermöglichen und andere Filmschaffende zu treffen, und dabei dann eben auch noch seine Werke präsentieren zu können. Da waren also ungefähr 20 Leute, und auch hier ist der Film gut angekommen. Irgendwer hat bei der Diskussion um THE SOUND OF MUSIC herzhaft gelacht, was mich sehr freut, weil da außerhalb von Salzburg eigentlich nie Reaktionen kommen. Jean-Luc durfte auch zu THE FEST wieder ein wenig reden und begann einmal mehr, seine Inspiration zu erläutern: „Ja, da war ich besoffen …“ (selbige Inspiration gab er in Nürnberg zu THE KISS an, und dort lief er dann auch auf einmal im Kino herum und schnorrte sich von den Besuchern eine Zigarette). Gebt dem Mann eine Bühne, nötigenfalls noch einen comic foil, und laßt ihn ein Stand-Up-Programm machen.
SHOPPEN-Darsteller Thomas Limpinsel (Egon, der Koch) war mitsamt seiner Freundin auch auf der Filmparty, aber weil sie zu spät gekommen sind, haben sie meinen Film natürlich verpaßt. Thomas‘ Freundin ließ mich aber wissen, daß ihr jemand erklärt habe, daß der Film total gut sei, und deshalb lief sie dann auch herum und gab immer zu Protokoll, daß SCHLAFLOS total gut sei. So kann das natürlich auch funktionieren. Mit Thomas habe ich dann noch über die Probleme eines 40-Minuten-Films geredet, den man auf den meisten Festivals einfach nicht unterkriegt (zu lang für einen Kurzfilm, zu kurz für einen Langfilm), und da sind zwei Lösungsansätze aufgetaucht:
1. Beim Einschicken an Festivals, die – sagen wir mal: – eine 30-Minuten-Obergrenze haben, schreiben wir einfach „30 Minuten“ auf die DVD. Vielleicht merken sie gar nicht, daß der Film länger dauert.
2. Wir organisieren unser eigenes Festival, wo nur 40-Minuten-Filme gezeigt werden. Die ganzen Kurzfilmer mit ihren popligen 25-Minuten-Werken und die Langatmigen mit den 43-Minuten-Dingern können zuhause bleiben. Vorteile hierbei ist nicht nur, daß es sehr leicht ist, den Film hier unterzubringen, sondern auch die Tatsache, daß hier sehr viele Preise abgestaubt werden können:
– den Preis für den längsten 40-Minuten-Kurzfilm
– den Preis für den kürzesten 40-Minuten-Kurzfilm
– den Preis für den vierzigminütigsten 40-Minuten-Kurzfilm
– den Preis für den bestausgeleuchtetsten 40-Minuten-Kurzfilm
– den Preis für den meistgezeigtesten 40-Minuten-Kurzfilm (auf besagtem Festival)
– den Preis für den 40-Minuten-Kurzfilm mit den meisten Besuchern (pro Kopie)
Alle Preise können dann noch in Publikums- und Jurypreis aufgeteilt werden. Heißa, das füllt den Lebenslauf.
Zwei Filmschaffende haben mich übrigens im Anschluß gefragt, ob der Film auf Film (also, Zelluloid, nicht Video) gedreht wurde. Das gebe ich als großes Kompliment einfach mal an Hasi weiter – die waren nämlich schwer beeindruckt, was wir aus so wenig Geld herausgeholt haben.
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Herzlichen Glückwunsch!
Der Film ist auch wirklich gut und ein Riesenschritt vorwärts in die richtige Richtung. Wenn das so weiter geht, hat der nächste Film nicht nur Spielfilmlänge, sondern wird auch der große Durchbruch. Wenn nur mal die Sponsoren genug Kohle rüberschieben, damit es auch was werden kann.