Während die Männer vergeblich versuchen, aus der Halle auszubrechen und sich ihrer Situation klar zu werden, verfolgen wir in der „Außenwelt“ einen Polizeieinsatz mit, bei dem es sich offenbar um eine schiefgelaufene Lösegeldübergabe handelt. Natürlich hängt das Geld mit der Entführung zusammen, aber wie? Und welche Rolle spielen die Gangster, die sich in Richtung Fabrikhalle aufmachen?
Produzenten lieben solche Geschichten. Der Großteil der Handlung spielt an einer leicht kontrollierbaren Location, es gibt wenig Figuren, kaum Effekte – sprich: Der Spaß kostet ganz wenig. Dafür gibt es einen Aufhänger, der den Zuseher neugierig macht, einen twistreichen Plot, der zum Mitknobeln animiert, und das alles garniert mit ein wenig Blut und Gewalt. Früher waren solche Indie-Thriller mit völlig unbekannten Schauspielern bestückt, aber seit dem SAW-Boom ist es tatsächlich möglich, ein Ensemble aus vertrauten Namen und Gesichtern zusammenzustellen: In der Fabrikhalle sind unter anderem Greg Kinnear, Joe Pantoliano und Jesus höchstpersönlich gefangen – Jim Caviezel – während in der Außenhandlung Peter Stormare und Bridget Moynahan durch den Plot irren.
Regiedebütant Simon Brand hält die Geschichte mit gutem Tempo am Laufen und sieht sich durch die räumliche Beschränkung der Fabrikhalle visuell nur wenig begrenzt. Manches ist verzichtbar – zum Beispiel die komplette Außenhandlung, ohne die sich die Lage in der Fabrik um einiges klaustrophobischer und intensiver entfaltet hätte. Daß die Erinnerungsbruchstücke als zunächst nicht erkennbare Bilderflut auf die Figuren einstürzen, mag ein visuelles Klischée sein, ist aber ohne viel Aufhebens eingesetzt – will heißen: auch die vertrauten Parts der Inszenierung funktionieren. Daß einer der fünf Männer bei der Zweidrittelmarke einen nostalgischen Rappel kriegt und einen Fünf-Minuten-Monolog dahinkeucht, hätte es dagegen wieder weniger gebraucht, aber wenigstens funktionieren die Twists zum Schluß, ohne einfach nur clevere und völlig haarsträubende Konstrukte zu sein.
Warum, könnten wir uns jetzt fragen, ist diese Rezension so uninspiriert? Weil es der Film letzten Endes auch ist. Ein bißchen MEMENTO, ein wenig CUBE, eine Prise SAW oben drauf und einmal unter Zugabe von 100ml RESERVOIR DOGS umrühren – die Story ist spannend und unterhaltsam gemacht, aber über die Linie „solide“ reicht der Film nur selten hinaus. UNKNOWN gibt einen guten Videoabend her – und manchmal braucht man ja auch nicht mehr. Beschäftigen wird er uns nicht.
Unknown (USA 2006)
Regie: Simon Brand
Drehbuch: Matthew Waynee
Musik: Angelo Milli
Produktion: Greenestreet Films International
Darsteller: Jim Caviezel, Greg Kinnear, Bridget Moynahan, Joe Pantoliano, Barry Pepper, Jeremy Sisto, Peter Stormare
Länge: 98 Minuten
FSK: 16
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