„Hallo, ich bin Eoj vom Planeten Krolvenien, der im Sternensystem Zuna liegt. Ich bin gekommen, um mit den Frauen eurer Spezies Sex zu haben. Ich würde gerne mit dir anfangen und dann mit deiner Freundin weitermachen“, stellt sich der nette untersetzte Herr mit Vollbart an der Haustür vor. Besagte Freundin, die die Details nicht ganz mitgekriegt hat, tritt an die Haustür und fragt ihre Mitbewohnerin: „Wer ist das?“ „Das ist Eoj vom Planeten Krolvenien, der im Sternensystem Zuna liegt“, erklärt diese. „Und was will er?“ „Er sagt, er ist gekommen, um mit den Frauen unserer Spezies Sex zu haben. Er will mit mir anfangen und dann mit dir weitermachen“, erläutert die Erstangesprochene hilfreich. „Gut, komm rein“, lächelt die Freundin nett.
Aber mal ganz langsam. Einen Film wie GALACTIC GIGOLO – trotz anderslautender Vorahnungen, die durch die obige Szene hervorgerufen werden, kein Porno! – muss man sehr langsam und genüsslich delektieren. Eine derartige Unglaublichkeit läuft einem schließlich nicht alle Tage über den Weg, geschweige denn über den TV-Bildschirm. Und das auch noch öffentlich-rechtlich, also quasi mit dem Gütestempel des Kulturprogramms, mit der Finanzkraft unserer Fernsehgebühren!
Eoj, der titelgebende Gigolo, ist in Wirklichkeit ein Broccoli aus dem All, der in einer Quizshow auf seinem Heimatplaneten eine zweiwöchige Reise nach Prospect, Connecticut, gewinnt, um dort mit den einheimischen Frauen Sex zu haben („Die Erde hat einen gewissen Ruf im All“, heißt es). Er wählt die menschliche Form des „liebenswerten Sleazoiden“ und landet im silbernen Elvis-Glitteranzug im Wald vor Prospect.
Bei seiner Landung werden vier Hinterwäldler auf ihn aufmerksam. „Scheiße“, schreit einer von ihnen, „Den kriegen wir“ ein anderer, und dann jagen sie ihn durch den Wald, weil Eoj aussieht wie Elvis und höchstwahrscheinlich Kommunist ist. Eoj versteckt sich – in ungefähr zwei Meter Höhe! – auf einem Baum und kann entkommen. Dann klingelt er beim ersten Haus in Prospect und stellt sich wie oben beschrieben vor. Wir lernen schnell, daß Erdenfrauen beim Anblick eines liebenswerten Sleazoiden sofort dahinschmelzen und alles dafür geben, die vegetarische Erektion studieren zu können. Vielleicht liegt es aber auch an dem gelungenen Einleitungsspruch, den ich vielleicht beim nächsten Studentenfest anstelle von „Kenne ich dich von irgendwoher?“ austesten sollte.
Um möglichst viele Frauen erreichen zu können, gibt Eoj eine Pressekonferenz, auf der er vorführt, wie er mit einem Fingerschnippen die Frauen willig machen kann, und wie er sich im Zweifelsfalle in jede beliebige Form verwandeln kann. Eine Reporterin namens Hildy und ihr Hausfotograf Waldo überreden Eoj, daß sie ihn begleiten, um seine Abenteuer in einem Buch veröffentlichen zu können. Das bedeutet in diesem Fall, daß Hildy und Waldo bei jeder von Eojs Eroberungen neben dem Bett/Sofa/Whirlpool/Küchentisch (nein, das war ein anderer Film) sitzen – Waldo fotografiert orgiastisch, während Hildy die Frauen streng wissenschaftlich befragt. „Wie viele Orgasmen hattest du?“, will sie wissen. „Ich glaube, 46“, gibt eine Befragte zu Protokoll. Knallharter Enthüllungsjournalismus eben.
Weil aber die Hinterwäldler das Fernsehinterview ebenfalls gesehen haben, wollen sie Eoj zur Strecke bringen. Also machen sich die etwas zurückgebliebenen Brüder Billy Joe Bob, Sammy Harry Bill, Tommy Jerry Joe und Big Peter Dick daran, die Gegend zu durchkämmen. Einer der vier, dessen Name aus naheliegenden Gründen nicht haften geblieben ist, bleibt zuhause, bewacht das Funkgerät und besteigt nebenbei Peggy Sue Peggy, die Frau seines Bruders Billy Joe Bob. Mitten während der letzteren Tätigkeit meldet sich einer der Brüder über das Funkgerät. „Ich muß da ran“, jammert der Funker Peggy Sue Peggy an. „Nur noch ein bisschen hin- und herwackeln“, fordert die und feilt sich ihre Nägel. Es hilft nichts: Er steigt unverrichteter Dinge von ihr herab, was der Film mit einem lautstarken „Plopp“-Geräusch sehr bildlich untermalt. Vielleicht sollte noch erwähnt werden, daß auf dem Sessel daneben der Familienvater Rabbi Goldberg sitzt, der hin und wieder „Schmock“ sagt.
Ebenfalls auf der Jagd nach Eoj ist eine Gruppe italienischer Kleingangster, die seine gestaltwandlerischen Fähigkeiten dazu nutzen wollen, um Banken auszurauben. Diese Gang, deren Hauptquartier ein kleines Dachbodenzimmer mit italienischer Flagge an der Wand ist – es wird wohl Zeit, bei Mama auszuziehen – besteht aus Sonny, der sich dauernd aufregt und im Minutentakt verkündet, daß er jetzt nachdenken muß, seinen zwei Henchmen, deren IQ knapp unter Zimmertemperatur liegt, und seiner Gespielin Kay, die aus ganz anderen Gründen Eoj in die Finger bekommen will. Wie sich später zeigen wird, ist es allein ihr Pech, daß sie nicht aus Prospect stammt. Die Gangster werfen sich also ins Auto und fahren Richtung Prospect. Irgendwo in New York kommen sie dann darauf, daß sie sich wohl verfahren haben.
Wie einleitend erläutert, ist GALACTIC GIGOLO kein Porno, und er ist nicht einmal ein Sexfilm. Es gibt einige blanke Brüste zu sehen, aber selbst die generieren wenig erotisches Kribbeln, wenn bei jedem Close-Up auf einen nackten Busen als Soundeffekt entweder eine Hupe oder das Muhen einer Kuh zu hören ist. Vielmehr ist der Film ein völlig infantiler Klamauk, der in seinem Humor derart debil ist – und so statisch abgefilmt und strunzdoof blödelnd gespielt wird – daß das Zusehen beinahe physische Schmerzen verursacht. Man sorgt sich wirklich um die eigene geistige Gesundheit. Ich erinnere mich an einen Filmabend vor vielen Jahren, bei dem Probant Matthias U. der Film so schwer zugesetzt hat, daß er in hysterisches Lachen verfiel, ein völlig unkontrollierbares Gekichere, das keinerlei Zusammenhang mehr mit dem Gezeigten aufwies und erst viele Minuten später unter Kontrolle gebracht werden konnte. Dieser Film ist gefährlich.
Das ist natürlich gelogen. GALACTIC GIGOLO ist völlig harmlos. Es hat überhaupt keinen Zweck, sich über den haarsträubenden Sexismus aufzuregen, über den grenzdebilen Nonsens zu ärgern, oder sich über die schlechte Machart zu mockieren – der Film ist eine Stammtisch-Idee, die von ein paar Enthusiasten mit offenkundiger Begeisterung umgesetzt und tatsächlich verkauft wurde. Keine Sekunde lang nimmt sich der Film selber ernst, also warum sollten wir das tun, anstatt uns einfach nur über die bunte Welt zu wundern, in der solche abstrusen Skurrilitäten überhaupt entstehen können? Ein Stern für den Film, sechs Sterne für das augenöffnende Erlebnis. Ein Film wie kein zweiter.
Galactic Gigolo – Gemüse aus dem All (USA 1988)
Originaltitel: Galactic Gigolo
Regie: Gorman Bechard
Drehbuch: Gorman Bechard, Carmine Capobianco
Filmmusik: Lettuce Prey
Produktion: Titan Productions
Darsteller: Carmine Capobianco, Debi Thibeault, Frank Stewart, Ruth Collins
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