Wir ahnen’s ja schon: Wenn auf der Billigsdorfer-DVD, erhältlich zum Bitte-nehmt-den-Ladenhüter-aus-dem-Regal-Preis in den Ramschkisten der Nation, ein „actiongeladenes Sci-Fi-Abenteuer […] im Stile der Klassiker PREDATOR und ROBOCOP“ versprochen wird und besagtes „Abenteuer“ von Bruno Mattei (unter dem Namen „Vincent Dawn“) inszeniert wurde, dann ist man grundsätzlich selber schuld und darf das gehirnzersetzende Seherlebnis zur Strafe seinen Freunden bei frohsinnsgetränkten Videoabenden angedeihen lassen. Denn: Schrott gucken und für sich behalten ist unsexy.
Schon in Matteis unlängst hier sezierten Endzeit-Schmumpf CONTAMINATOR hat Italiens wohl unfähigster Herumfilmer eine Liebe zu erfolgreichen Stoffen bewiesen und ein gar schamloses Gebräu aus ALIENS und TERMINATOR serviert. Für ROBOMAN, um den es hier ja eigentlich gehen soll, hat sich Mattei PREDATOR angesehen und den selben Spaß zum Preis einer Trambahnfahrkarte gleich nochmal inszeniert. So wütet nun ein losgelassener Cyborg in einem dieser Dschungel herum und zerschießt noch während der Anfangscredits wahllos Hütten und Hubschrauber. Ein Top-Spezialkommando wird losgeschickt, im Prinzip ohne tatsächlichen Auftrag, aber zuviel Wissen macht ja nur Kopfschmerzen und über den Cyborg werden sie sicher ohnehin stolpern.
Kaum erspäht der Arbeitslose-Schauspieler-Trupp den Kampfroboter, gruseln sie sich auch schon: So etwas haben sie noch nicht gesehen. Omega-1, wie der Cyborg ganz offiziell heißt, ist hochgradig gefährlich, absolut unkaputtbar, total perfekt – und sieht aus wie ein in schwarz gekleideter Motorradfahrer mit Helm. Beständig wird darauf hingewiesen, wie fantastisch überlegen Omega-1 doch nicht sei, aber der kritische Zuseher vermutet eher, daß ein früher Testroboter ins Feld geschickt wurde: Der Cyborg sieht alles in fürchterlich pixeligem Rot und plappert permament seine primitive BASIC-Programmierung vor sich hin („Feind ausfindig machen! Zu Befehl! Feind vernichten! Zu Befehl! Feind verloren! Was nun? Was nun? Ölwechsel und Reifendruck prüfen“). Dazu stapft er schön langsam durch den philippinischen Dschungel und mäht alles nieder, was sich freiwillig zum Dreh gemeldet hat.
Zum Glück gibt es ja unseren Spezialplatoon. Sieht man mal davon ab, daß der eine von denen mit dem Fuß in eine herumliegende Bärenfalle tappt, und daß der Fährtensucher statt mit dem Gewehr lieber mit einer Machete auf den Roboter losgeht, und daß der Anführer der Truppe den sich am Boden herumschlägelnden Cyborgarm mit einem verwunderten „Was ist denn das an deinem Bein?“ kommentiert, sind die Jungs wirklich schwer auf Zack. Nach stundenlangem Herumlaufen im Dschungel – nur PHANTOM RAIDERS hat ein höheres Aufgebot an Einstellungen, in denen Söldner ereignislos durch den Wald spazieren – finden sie ein kleines Dorf, wo finstere Männer (die sich verdächtigerweise auch in irgendwelchem ausländischen Kauderwelsch verständigen) herumstreunern. Es ist zwar nicht ihre Mission, aber da unser Spezialtrupp ja schon mal da ist, machen die Jungs doch auch gleich den Räuberhorst dem Erdboden gleich. Vielleicht ist der Auftrag der Truppe aber auch eine Abwandlung von „Expedition Österreich“, und das Dorf der Rabauken befand sich eben im Weg.
Irgendwann schließt sich eine blonde Frau namens Virgin – da hat jemand beim Schreiben bestimmt Tränen gelacht – dem Trupp an, hat aber nichts zu tun. Die Kampfspezialisten sind auch damit beschäftigt, am unverwüstlichen Cyborg zu verzweifeln – es käme zwar keiner auf den Gedanken, einfach mal auf den bewegungsschwachen Omega-1 zu schießen, aber ansonsten probieren sie ja wirklich alles aus, vom Davonschleichen bis zum In-die-andere-Richtung-laufen. Eines der Platoon-Mitglieder entpuppt sich als Erfinder des Cyborgs, und praktischerweise hat er auch eine Fernbedienung dabei, mit der man den Krawallbot einfach sprengen könnte, aber blöderweise geht das nur, wenn man direkt davor steht und „die Frequenz den Roboter direkt zwischen die Augen trifft“. Die Fernbedienung meines Receivers macht ähnliche Zicken.
Irgendwann ist Schwarzenegg–, äh, Reb Browns Platoon ausgelöscht, und nur er und Virgin laufen noch durch den Dschungel. Sie finden eine verlassene Mission, Virgin ist auf einmal Chemiestudentin und will Napalm zusammenmischen. Dann – schockschwerenot! – die Enthüllung: Omega-1 ist halb Mensch, halb Maschine, zusammengebaut aus einem früheren Freund des Platoonleaders. „Ein menschliches Gehirn gibt einem Roboter Befehle“, wird hilfreich erklärt. Infolge des unglaublichen Twists verzichtet Omega-1 darauf, mit seiner Laserkanone herumzuballern, und würgt den Platoonleader lieber mit seinem Roboterarm. Der stößt ihn unsanft in die Ecke, woraufhin beim unkaputtbaren Cyborg schon Garantieansprüche geltend gemacht werden können: Er stottert nur noch und bewegt sich ganz ruckelig. Virgin kippt irgendwelche Säure drüber, Omega-1 hat einen Kurzschluß, und die Hütte explodiert. Freilich folgt noch ein zweiter Showdown, aber der ist quasi nicht in Worte zu packen.
Sprechen wir die Wahrheit ruhig aus: ROBOMAN ist nicht wirklich gut.
Roboman (Italien 1988)
Originaltitel: Robowar – Robot da guerra
Regie: Bruno Mattei
Drehbuch: Rossella Drudi
Produktion: Flora Film
Darsteller: Reb Brown, Catherine Hickland
Länge: 69 (geschnitten)
FSK: 16 (geschnitten)
—————–
4 8 15 16 23 42