Uncategorized

Robot Jox 2 – Krieg der Stahlgiganten (1993)

Ob ich mir denn eigentlich immer nur Unfug ansehe, will unser Chefred. wissen. Von wegen! Manchmal sehe ich mir auch richtig schlechten Unfug an – wie zum Beispiel ROBOT JOX 2 – KRIEG DER STAHLGIGANTEN, mitunter auch einfach ROBOT WARS genannt und trotz zusammenfassender Worte zu Beginn in keinster Weise mit Stuart Gordons ROBOT JOX verbunden.

Zu den hartnäckigsten Lieferanten unterirdisch schlechter Videothekenware gehört ja seit den Achtzigern Charles Band und seine Firma Full Moon Entertainment, die aus den Aschen seines Vorgängerlabels Empire entwuchs. Wie so oft bei den für den ganz schnellen (und ganz anspruchslosen) Konsum gemachten Direct-to-Video-Releases versprechen Coverartwork und Trailer stets mehr, als der tatsächliche, minimal budgetierte Film dann einhalten kann. Und ob Teil 2 jetzt irgendwas mit Teil 1 zu tun hat – abgesehen vom Konzept, daß große Roboter aufeinander eindreschen – mag angesichts des gemeinhin überschätzten Gedächtnis des typischen Videothekengängers auch hinfällig sein. Immerhin strapazieren die Full-Moon-Produktionen selten die Geduld des Zusehers allzu lang: Nicht selten sind die Filme schon nach 70 Minuten wieder vorbei. Cheers.

Band hat beide ROBOT JOX-Filme produziert und ließ für Nummero Zwei seinen Papa Albert Band Regie führen (prominentestes Mitglied des Band-Clans ist übrigens Charles‘ Sohn Alex Band, seines Zeichens Sänger der Gruppe The Calling – eine trivial anmutende Information, die allemal interessanter scheint als der gesamte vorliegende Film). Die Handlung spielt im Jahre Zweitausendnochirgendwas, die Erde ist mal wieder verwüstet, und ein letzter Großroboter stampft unverdrossen durch die Wüste und wird von einem schlechtgelaunten Chef von irgendwas als Touristentransporter eingesetzt. Leider klauen ein paar forsche Japaner in Zusammenarbeit mit maskiertem Bodenvolk den Roboter und machen sich mit dessen Laser an irgendeiner Giftmülldeponie zu schaffen – warum sie dies tun, braucht weder uns noch den Drehbuchautoren zu belasten.

Zum Glück tritt Captain Drake auf den Plan, der als draufgängerischer Roboterpilot die beste Wahl zu sein scheint, die Welt oder den Roboter oder die Giftmülldeponie zu retten. Wo der misanthrope Chef Drake noch vorwirft, ihm fehle der Killerinstinkt, kontert Drake mit einem schmusigen „Sehen Sie in diese Augen“ und stellt seinen besten Hundeblick zur Schau. Dann schlägt der Chef sämtliche Warnungen Drakes in den Wind: Die Japaner könnten eventuell irgendwas planen, oder die Bodensoldaten könnten Unruhe stiften, oder der Film wäre sicher nicht weniger grottig, wenn Chef mal lachen würde. Aber weil Vorgesetzte in B-Action-Movies immer grimmig schauen und ignoranterweise nie auf erfahrene Menschen und ihre Warnungen hören wollen, haben die Japaner freie Hand. Wie wird so eine Spaßbremse eigentlich Chef? Wieso wird er nicht beispielsweise Filmproduzent, oder Feuerwehrmann?

Aber wir verlieren den roten Faden. Mitten in der Handlung und doch völlig davon unberührt rennen zwei Frauen herum, die irgendwelche angeblich verschrotteten Waffen suchen und diese dann in einem Keller auch finden (freilich müssen wir uns dabei auf ihr Wort verlassen, da uns der Film nur irgendwelchen Metallschrott zu zeigen vermag). Die blonde von den beiden wird dann von dahergelaufenen Rüpeln gejagt, und der wissende Leser mag die Spannungsintensität des gesamten Handlungsstranges erahnen, wenn er weiß, daß mir viel Zeit blieb, darüber nachzudenken, wie die Mädels wohl mit körperbetonterer Kleidung aussähen.

Zum Glück ist’s gleich vorbei: Die Schwarzhaarige fällt irgendwie aus der Handlung raus, die Blonde trifft auf Captain Drake, der einen ebenso angeblich verschrotteten Altroboter namens MEGA-1 findet und reaktiviert und damit gegen den vom Japaner entwendeten MRAS-2 antritt. In sagenhaften zwei Minuten gibt es ein wenig Stop-Motion-Kampf zwischen den angeblich 25 Meter hohen Robotern, und dann gewinnt Drake auch schon und küsst die blonde Frau. Wer hätte es geahnt.

Wie schon erwähnt: Es ist wenigstens kurz. Albert Bands Regie ist ein statisch inszeniertes Kasperltheater mit der aufwühlenden Energie von drei Säcken Zement, die Handlung ist völlig wirr und sinnlos, und die Effekte sind niedlich und dabei wenig erbaulich. Eigentlich merkwürdig, daß es nie einen dritten Teil gegeben hat.

Robot Jox 2 – Krieg der Stahlgiganten (USA 1993)
Originaltitel: Robot Wars
Regie: Albert Band
Drehbuch: Jackson Barr
Produktion: Full Moon Entertainment
Darsteller: Don Michael Paul, Barbara Crampton, James Staley, Lisa Rinna
Länge: 76 Minuten
FSK: 12

Dieser Text erschien zuerst am 20.11.2006 bei mannbeisstfilm.de.

—————–
4 8 15 16 23 42

Christian Genzel
Christian Genzel arbeitet als freier Autor und Filmschaffender. Sein erster Spielfilm DIE MUSE, ein Psychothriller mit Thomas Limpinsel und Henriette Müller, erschien 2011. Außerdem drehte Genzel mehrere Kurzfilme, darunter SCHLAFLOS, eine 40-minütige Liebeserklärung an die Musik mit Maximilian Simonischek und Stefan Murr, und den 2017 für den Shocking Short Award nominierten CINEMA DELL' OSCURITÀ. Derzeit arbeitet er an einer Dokumentation über den Filmemacher Howard Ziehm und produziert Bonusmaterial für Film-Neuveröffentlichungen. Christian Genzel schreibt außerdem in den Bereichen Film, TV und Musik, u.a. für die Salzburger Nachrichten, Film & TV Kamera, Ray, Celluloid, GMX, Neon Zombie und den All-Music Guide. Er leitet die Film-Podcasts Lichtspielplatz, Talking Pictures und Pixelkino und hält Vorträge zu verschiedenen Filmthemen.

    Comments are closed.

    0 %