Wenn einem Menschen, die man überhaupt nicht kennt, unbedingt etwas schenken wollen, mutet das immer irgendwie merkwürdig an. Der Elektromarkt-Großkonzern MediaMarkt schenkt uns derzeit einen eigenproduzierten Kurzspielfilm namens DADsDEAD (weil man sich dort mit Elektronik besser auskennt als mit Sprache, wurde angesichts des fehlendes Apostrophs lieber eine sozusagen hippe Schreibweise gewählt), der in 37 Minuten die Geschichte eines Vaters erzählt, dessen Tochter in einer Filiale eines – wer weiß es? – Elektromarkt-Großkonzerns verloren geht und dann mit merkwürdiger Fernsehbotschaft ihren Erzeuger in ebendiese lockt.
Die Werbung preist DADsDEAD als den ersten von einem Handelsunternehmen produzierten und ganz jovial an den Kunden weitergeschenkten Spielfilm an, aber – welch Überraschung! – ganz ohne Hintergedanken schenkt uns der MediaMarkt natürlich gar nichts. Die Tatsache, daß beinahe die gesamte Filmhandlung im MediaMarkt spielt, bietet genug Gelegenheit, das Konzernlogo in allen erdenklichen Größen durch das Bild zu schieben. Wenn der Vater einen unkooperativen Wachmann fesselt und knebelt, geschieht das mit rotem MediaMarkt-Absperrband inklusive Schriftzug. Liebevolle Detailaufnahmen zeigen die Chipkarten, die wenig Frage offenlassen, welche Firma sie denn hat herstellen lassen. Und weil es ja immer Konsumenten geben könnte, die komplett blind sind, wird sicherheitshalber der Firmenname auch in schönster Regelmäßigkeit im Dialog genannt.
Die penetrante Werbung war zu erwarten, ist aber so allgegenwärtig und unübersehbar plaziert, daß die Konzentration auf die eigentliche Handlung ein wenig nachzulassen droht. Das mag dem löchrigen Plot durchaus zu Gute kommen: Der Film hakt alle Stationen einer standardisierten Mystery-Story ab – Telefonanrufe aus dem Nichts, ominöse Fernsehbotschaften, verschwindende Personen, fragwürdige Gesellen – und hält den Zuseher dabei wach, aber nicht unbedingt in Hochspannung. Das verschwundene Kind wurde wahrscheinlich durch eine Kleinanzeige „Filmproduktion sucht unheimliches Kind zum gruseligen Herumstehen“ gefunden und darf dementsprechend ein wenig SHINING-Flair kanalisieren, aber so technisch kompetent die Geschichte auch dahintrabt – man wartet eigentlich doch nur auf die Auflösung. Die gestaltet sich enttäuschend und weitestgehend sinnfrei; die Obsession jüngerer Geschichtenerzähler mit dem ihnen obligatorisch erscheinenden Twist führt auch hier zu einer „Es war nur ein …“-Auflösung, die immer wie eine Nadel im Ballon wirkt.
Wem Auflösung und der Film im Allgemeinen übrigens zugesagt haben, der darf sich nicht nur ein dazugehöriges Spiel im Elektromarkt des Vertrauens kaufen, sondern auf einer dazugehörigen Website auch T-Shirts und anderen Merchandising-Spaß. Aber so ist das eben mit Werbefilmen, egal wie kurz oder lange sie sind: Sie kosten nichts, wollen aber nur ein Bedürfnis wecken, ihnen Geld hinterherzuwerfen.
Nun schaut man einem geschenkten Gaul ja bekanntlich nicht hinter die Flinte, und weil die altruistisch veranlagten Menschen vom MediaMarkt sogar ein Musikvideo auf die DVD gepackt haben (in dem die Gruppe Naca7 in Media-Markt-Personaluniformen den Titelsong rockt!), kann man sich die DVD ruhig schenken lassen. Richtige Filme kosten halt nach wie vor Geld.
DADsDEAD (Österreich 2006)
Alternativtitel: Dad’s Dead
Regie: Christopher Schier
Drehbuch: David Schalko
Produktion: MediaMarkt / Superfilm / Agenturprojekt 42
Darsteller: Andreas Patton, Simona Sbaffi, Axelle Krieger
Länge: 37 Minuten
FSK: 16
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