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Der weiche Keks von Fred Durst

In unehrlichen Zeiten wie diesen, wo sich VW-Vorstandschefs durch käuflichen Sex bestechen lassen, Politiker uns nurmehr anlügen und die ARD unverschämterweise mit Schleichwerbung abkassiert, während sie doch unsere Steuergelder einsacken, ist es gut, wenn es aufrechte Menschen gibt, die uns die Wahrheit sagen. Unverblümt, ungeschönt, direkt.

Einer dieser Menschen ist Fred Durst. Fred, seines Zeichens volksnaher Ex-Tätowierer, gescheiterter Navy-Rekrut und paranoider Frontmann der einst so großen Limp Bizkit, befand sich ja schon seit jeher auf einem Kreuzzug gegen alles, was falsch ist auf dieser Welt. Auch diejenigen, die es nie hören wollten, hat er immer wieder wissen lassen, daß die ganzen Bands im Radio „saugen“ (um es einmal neudeutsch zu formulieren) – subversiverweise tat er dies stets mittels des angeprangerten Mediums. Er sprach aus, was andere über Columbine nie zu sagen trauten: Es ist schon okay, sich zu wehren, man darf halt nur nicht übertreiben. Und selbstverständlich wird er seinen Jungen nicht auf eine Sonntagsschule schicken, weil er ja dort nur von lüsternen Priestern befummelt und – Verzeihung – gefickt wird.

Schön, daß Fred nicht müde wird, uns die Wahrheit zu sagen. Dies wird er im Herbst wieder tun, mit THE UNQUESTIONABLE TRUTH (PART 2). Eine Fanseite hat jetzt die vielversprechende Trackliste parat: 1 – The Sound, 2 – The Weapon, 3 – The Panties, 4 – The Rebellion, 5 – The Lie, 6 – The Spirit, 7 – The Revolution. Da haben wir ja alles dabei, was wir brauchen, um die Lügen der Welt endgültig zu vernichten: Geist, Waffen, Rebellion, Klang und Wut und schlußendlich die Revolution. Herzstück der Tirade wird aber sicherlich Lied Nummero 3 sein, wo uns Fred endlich sagt, was es alles über die Höschen junger Damen zu wissen gibt.

Zum Glück wird dies nicht das Ende des wackeren Kreuzzugs sein, denn Fred verspricht noch für dieses Jahr ein Greatest-Hits-Album mit viel Zeugs, das es bislang nie zu hören gab (als ob die Zahl der Zuhörer über die Größe des Hits entscheiden würde, pah!), danach dann ein komplettes Album, weil – ach so? – die EPs mit der Wahrheit uns eigentlich nur ruhig stellen sollten, und zur Krönung die „greatest limp tour ever“. Hoffentlich kommt da auch jemand. „Timing is everything“, verrät uns der weise Fred und zeigt mit einem aus drei Worten bestehenden Blog-Eintrag vom 3. August, daß doch eine sensible Denkerseele in ihm wohnt: „is mysterious appealing?“

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Christian Genzel
Christian Genzel arbeitet als freier Autor und Filmschaffender. Sein erster Spielfilm DIE MUSE, ein Psychothriller mit Thomas Limpinsel und Henriette Müller, erschien 2011. Außerdem drehte Genzel mehrere Kurzfilme, darunter SCHLAFLOS, eine 40-minütige Liebeserklärung an die Musik mit Maximilian Simonischek und Stefan Murr, und den 2017 für den Shocking Short Award nominierten CINEMA DELL' OSCURITÀ. Derzeit arbeitet er an einer Dokumentation über den Filmemacher Howard Ziehm und produziert Bonusmaterial für Film-Neuveröffentlichungen. Christian Genzel schreibt außerdem in den Bereichen Film, TV und Musik, u.a. für die Salzburger Nachrichten, Film & TV Kamera, Ray, Celluloid, GMX, Neon Zombie und den All-Music Guide. Er leitet die Film-Podcasts Lichtspielplatz, Talking Pictures und Pixelkino und hält Vorträge zu verschiedenen Filmthemen.

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