Was machen eigentlich Synchronsprecher so den ganzen Tag, wenn sie nicht gerade im Studio hocken und bekannten Stars ihre Stimmen leihen? Sie machen billige italienische Actionfilme! Zu überprüfen in DER COMMANDER, einem Söldnerfilm von Anthony M. Dawson, in dem eine Truppe käuflicher Krieger in irgendeinen Dschungel rennt (Indonesien?), um die Festung von irgendeinem Drogenbaron in die Luft zu jagen. Da hätten wir zunächst mal den toughesten aller Kämpfer, Bruce Willis. Genaugenommen seine Synchronstimme, Manfred Lehmann. In dessen Team befindet sich Arnold Schwarzenegger. Genaugenommen dessen Synchronstimme, Thomas Danneberg. Und schon steuern wir auf ein interessantes ontologisches Problem zu: Weil Danneberg (der nicht nur Schwarzenegger, sondern auch Terrence Hill, Sylvester Stallone und andere Recken spricht) im COMMANDER den Hauptdarsteller Lewis Collins synchronisiert, wird er selbst von Kollege Rainer Brandt gesprochen. Alles klar?
Geschrieben hat diesen Unsinn übrigens Tom Hanks. Naja, ihr wißt schon: Arne Elsholtz. Der hat ein sicheres Gespür für subtextbeladene Dialoge, wie dieser Austausch zwischen einem glatzköpfigen schwarzen Söldner und einem unrasierten kleineren Teammitglied beweist:
SÖLDNER (SCHWARZ): Gustafson, ich habe gehört, du hast mal einen Dinosaurier erschlagen.
SÖLDNER (WEISS): Nein, nur ein paar Mosquitos auf einer schwarzen Glatze.
Neben den ganzen körpergewordenen Stimmen laufen im Film auch Lee Van Cleef (der sicher Spielschulden bei Dawson einlösen mußte) und Donald Pleasence (der mit dicker Brille und Alte-Oma-Mütze vergeblich versucht, nicht erkannt zu werden) herum. Ui, und John Steiner ist auch zu sehen, und das ist ja immer einen Videoabend wert.
Vom italienischen Dschungelabenteuer zum italienischen Kriegsabenteuer: Das Feuer-aus-allen-Rohren-Double-Feature wurde von KOMMANDO SCHWARZER PANTHER ergänzt, den Umberto Lenzi unter dem Namen „Umberto Lenzi“ inszenierte. Ehrlich wahr, kein Pseudonym! Besagter Film, Baujahr 1987, ist übrigens eine italienisch-jugoslawische Koproduktion und ein wahrhaft völkerverbindendes Projekt. Mit italienischem Regisseur, amerikanischem Hauptdarsteller, österreichischem Widersacher und jugoslawischen Nebendarstellern wird hier der Traum vom global village wahr. Wie haben die sich denn alle verständigt? Vermutlich gar nicht, und deshalb ist der Zusammenschnitt diverser Schlachtszenen auch nicht unbedingt als „kohärent“ zu bezeichnen.
Jedenfalls geht’s um irgendeinen schwedischen Professor, den die Nazis für sich arbeiten lassen, damit er irgendeine Waffe baut. Schon steht ein alliiertes Sonderkommando vor der Tür, nimmt den Professor mit und versucht, ihn zu überzeugen: „Wir kämpfen für die Freiheit, Sie dagegen kollaborieren mit den Nazis!“ Angeführt wird der freiheitsliebende Haufen von einem Kerl, der wie Steve Guttenberg aussieht, aber die Augen weiter aufreißt. Böser Antagonist ist Major Dietrich, gespielt vom Österreicher Werner Pochath, der ungefähr so aussieht wie ein blonder Ulrich Matthes nach einem zu langen Kinski-Marathon. Während sich die niederen deutschen Soldaten im Bordell vergnügen, schnauzt der wahrscheinlich vom Endsieg träumende Dietrich seine Privathure an: „Du langweilst mich!“ Zum Glück wird er vom Cobra-Alarm-Einsatz-Team am Leben gelassen, weil er sonst nicht den ganzen Film über versuchen könnte, den Prof wieder in seine Gewalt zu bringen. Und so wird viel gerannt, geschossen, gestorben und geschrien, bis zum Schluß die Freedom Fighters wieder beruhigt in die amerikanische Heimat aufbrechen können: Just another day at the office.
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Schwarzenegger hat einen Synchronsprecher?
Wie jetzt, kann der weder Englisch noch Deutsch gescheit 😉
Du gehörst zu den vielen Menschen, die glauben, Schwarzenegger spricht sich selbst … nö, Thomas Danneberg spricht ihn! Augen zu, erst einen Terrence-Hill-Streifen anhören, dann einen Schwarzenegger-Film … T.D. spricht auch John Travolta, John Cleese, Dan Aykroyd und Adriano Celentano, und viele andere mehr.