Auf den Mond damit!
ROLAND EMMERICH: Hey, Malcolm. Wie geht’s denn immer so, altes Haus? Sag‘ mal, ich mach‘ da grad einen neuen Film, hättest du Lust, mitzuspielen?
MALCOLM McDOWELL: Ich soll doch nur wieder den blöden Bösewicht spielen.
ROLAND EMMERICH: Was denn, kennst du das Drehbuch schon?
Ich habe mich ja 2004 mit Roland Emmerich ausgesöhnt. Damals hat er mir THE DAY AFTER TOMORROW gezeigt, der ganz grandios war und richtig gut, und irgendwie habe ich ihm diese ganzen Beleidigungen davor verziehen – STARGATE, INDEPENDENCE DAY und der gar grauenhafte PARIOT. Man könnte jetzt sagen, daß ich mich heute abend mit ihm wieder ent-söhnt habe. Das liegt an MOON 44, den er im Jahre 1990 verbrochen hat – den habe ich mir nämlich soeben mit meinem Dad angesehen, bei dem der Film einen wunderbaren Schlafreiz ausgelöst hat, bei mir nur den Wunsch nach unterhaltsameren Italo-Trashperlen.
MOON 44 war quasi noch ein Übungsfilm für Roland: Wie kann ich mit ganz wenig Budget etwas richtig gut aussehen lassen? Denn: Die Optik ist ja schon fein und vermag eine ganze Zeitlang über die ganz billigen Bauten und die sparsamen Locations wegtäuschen. Aber, der Emmerich-Kenner vermutet den Haken schon jetzt, es geht mal wieder um gar nichts. Die Handlung würde selbst auf Kurzfilmlänge dünn wirken, auf 95 Minuten aufgeblasen ist’s sehr zäh. Da hängen ein paar Ex-Sträflinge als Kampfpiloten auf einem Rohstoffminen-Mond herum und fliegen hin und wieder Einsätze, weil scheppernde Roboter anzugreifen drohen. Und Malcolm McDowell als Admiral der Station ist natürlich der fiese Finsterling, der sich als Verräter entpuppt.
Sonstige Stars oder brilliante Schauspieler? Meep! Michael Paré gilt nicht, der fiel nämlich noch nie in eine dieser beiden Kategorien. Ein Kerl namens Leon Rippy als strenger Sergeant hat auf der Schauspielschule sicherlich etwas mißverstanden, als ihm erklärt wurde, daß man für den Erfolg viel schwitzen muß. Aber Sergeant Schweiß bietet wenigstens ein paar heitere Momente, beim Kakerlakerfuttern zum Beispiel, oder beim Herumfuchteln mit einem Freizeitbeil („Ich bin kein Mörder!“).
Ehrlich, Freunde, das Ding ist doof. Doofe Handlung, doofe Dialoge, doofe Actionsequenzen. Und Sinn macht’s letzten Endes eh keinen. Wer sind diese komischen Roboter? Warum sehen die hochgeschätzten Minenroboter aus wie klobige Schaufelbagger? Warum fliegen die Burschen in Helikoptern durch irgendwelche Schluchten, wo doch die Roboter im Weltraum geklaut werden? Ich hab‘ da mal wieder ein paar Sachen nicht verstanden, fürchte ich.
Moon 44 (Deutschland 1990)
Regie: Roland Emmerich
Darsteller: Michael Paré, Lisa Eichhorn, Dean Devlin, Brian Thompson, Malcolm McDowell, Stephen Geoffreys, Leon Rippy
Länge: 95 Minuten
FSK: 16
2012 (2009)
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4 8 15 16 23 42
Schon erstaunlich, wie Regisseure einen Durchbruch mit Filmen schaffen, die letzten Endes nur blöd sind. Mir ist es gerade mit Cuaróns „Y tu mama también“ so gegangen. Riesenerfolg in Mexiko, den goldenen Klodeckel in Venedig eingeheimst und Cuarón berühmt gemacht. Wie lange kann man sich „Beavis and Butthead do Mexiko“ als Pseudodrama ansehen, bis man den Schwachsinn abschaltet? (Dasselbe bei „Million Dollar Baby“. Wieder beide Hauptdarsteller auf dem geistigen Niveau von Drittgruppisten.) Vielleicht kann mir ja ein Fan des Films erklären, was ich da alles an Tiefsinn und versteckten Anspielungen nicht verstanden habe.