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Die Bühne ist leer, der Auftritt ist um …

… und auf irgendein’m Gipsbein steht mein Autogramm. Okay, die Autogramme halten sich noch in Grenzen, wenn auch am gestrigen Abend eine mir völlig unbekannte Frau mit großen Augen unbedingt meine Telefonnummer und eMail-Adresse haben wollte (ersteres blieb unter Verschluß) und mich dann noch gefragt hat, wo ich eigentlich herkomme: „Das frage ich jeden Künstler“.

Die letzte Performance war, wie es so üblich ist, ein Mordsspaß, wo wieder überall kleine und große Gags eingebaut waren. Der Bringer waren natürlich die Hosen samt Danksagung, die den Insidern vor lauter Lachen beinahe Urlaub unterm Sauerstoffzelt beschert hätten. Tja, und dann ist’s vorbei, alles wird abgebaut, die Garderobe wird geräumt, und lange, harte Arbeit löst sich mehr oder weniger in Luft auf. Natürlich gibt es noch ein paar Nachbeben: Nach wie vor sprechen mich die Leute auf das Stück an, auf meine Darstellung, und die Rückmeldungen sind sehr positiv. Da ist natürlich schon so manches dabei, was dem Ego schmeichelt – zum Beispiel, wenn man tatsächlich fünf Minuten am Stück von jemandem hört, wie gut man war. Da ist dann das Pflichtlob schon lange vorbei und man merkt, daß scheinbar doch etwas dahintersteckt.

Naja, jetzt wird erstmal gründlich gefeiert. Diesen Monat gibt’s ja noch unsere Grillfeier bei Ilse, wo sich die Truppe trifft, und weil sicher wieder jemand nicht kann, wird noch eine Feier hinterhergeschoben, und dann gibt’s sicher noch Abschiedsfeiern für den Einen oder die Andere – zettbee für Lizzie, unsere Regieassistentin, die jetzt bald nach Bristol geht und dort eine Triphop-Band gründet. Oder was man halt sonst so in Bristol macht. Ui, und bald haben wir auch sicher die Fotos, wo wieder ein paar Knüller dabeisein werden.

Ben freut sich jetzt sicher, daß ich ihm nicht mehr jeden Abend in die Nüsse schlagen kann. Ich halte ja gar nicht so viel von Method-Acting, aber irgendwie habe ich trotzdem fast immer richtig getroffen. Autsch. Alles für die Kunst.

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Christian Genzel
Christian Genzel arbeitet als freier Autor und Filmschaffender. Sein erster Spielfilm DIE MUSE, ein Psychothriller mit Thomas Limpinsel und Henriette Müller, erschien 2011. Außerdem drehte Genzel mehrere Kurzfilme, darunter SCHLAFLOS, eine 40-minütige Liebeserklärung an die Musik mit Maximilian Simonischek und Stefan Murr, und den 2017 für den Shocking Short Award nominierten CINEMA DELL' OSCURITÀ. Derzeit arbeitet er an einer Dokumentation über den Filmemacher Howard Ziehm und produziert Bonusmaterial für Film-Neuveröffentlichungen. Christian Genzel schreibt außerdem in den Bereichen Film, TV und Musik, u.a. für die Salzburger Nachrichten, Film & TV Kamera, Ray, Celluloid, GMX, Neon Zombie und den All-Music Guide. Er leitet die Film-Podcasts Lichtspielplatz, Talking Pictures und Pixelkino und hält Vorträge zu verschiedenen Filmthemen.

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