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Seufz …

Das steht gleich zusammen mit dem EVIL-DEAD-Remake auf der Liste dieser Neuverfilmungsprojekte, bei denen man einfach nicht weiß, warum die das unbedingt machen wollen, und man’s gar nicht haben will. Die Rede ist vom Remake von THE BIRDS, das Michael Bay produzieren will. Bay scheint sich ja eine Zweitkarriere als Horrorfilm-Neuverwerter aufzubauen nach dem TEXAS CHAINSAW MASSACRE (der ja angeblich gut sein soll), THE AMITYVILLE HORROR (der gerade im Kino läuft) und dem geplanten THE HITCHER (auch hier: warum nur?).

Nun gibt es ja durchaus Remakes, die gut sind und die ich gerne mag. Verbinskis THE RING ist so einer, Snyders DAWN OF THE DEAD auch. Von mir aus auch Friedkins 12 ANGRY MEN oder den wunderbaren FATHER OF THE BRIDE mit Steve Martin. Aber Hitchcock-Filme haben nicht gerade eine lange Liste von guten Remakes hinter sich her gezogen. Wer hat denn schon die Farbfassung von PSYCHO gebraucht, oder diesen eher schwachen A PERFECT MURDER? Den zweiten REAR WINDOW habe ich ja nicht gesehen, aber mein Verdacht ist ja, daß der nur wegen Christopher-Reeves-Sympathiebonus einigermaßen gute Kritiken gekriegt hat. Schon ein paar Jahre später wieder erinnern wir uns nicht mehr wirklich an die Remakes, aber die Originale bleiben auf ewige Zeiten als wunderbare, immer noch sehenswerte Klassiker zementiert. Daran wird sich mit THE BIRDS nichts ändern, und auch nicht mit dem Remake von STRANGERS ON A TRAIN, das gerade gefilmt wird.

Ein guter Grund, warum sich Hitchcock einfach nicht für Remakes eignet, ist wohl der, daß die Hitchcock-Filme so sehr von dem ganz eigenen Stil ihres Regisseurs geprägt sind, so durchdacht sind, und so unverkennbar die Handschrift und den leisen Humor ihres Machers tragen. Ein Meisterwerk ist etwas, das seine perfekte Form gefunden hat – und weil Hitchcock so viel von seinem Genie und seiner Intelligenz in jeden seiner Filme gesteckt hat, kann ein Remake eigentlich nur schwächer sein. Ich schaudere beim Gedanken an CGI-Vögel, die tausendfach über den Bildschirm kreisen, verbunden mit der ganz typischen Bay-ADD-Schnittfolge. Und vielleicht gibt’s noch ein Happy End, weil ja Bay die Leute so ungern deprimiert aus dem Kino gehen läßt, und dann ist das perfide, apokalyptische Ende von THE BIRDS (bei dem uns Hitchcock auch die finale Einblendung von „The End“ versagt) wieder so ein typischer Alles-halb-so-tragisch-Rückzieher.

Und irgendwo schwebt ja immer noch das Gerücht umher, daß sich Bay an Carpenters HALLOWEEN versuchen will …

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Christian Genzel
Christian Genzel arbeitet als freier Autor und Filmschaffender. Sein erster Spielfilm DIE MUSE, ein Psychothriller mit Thomas Limpinsel und Henriette Müller, erschien 2011. Außerdem drehte Genzel mehrere Kurzfilme, darunter SCHLAFLOS, eine 40-minütige Liebeserklärung an die Musik mit Maximilian Simonischek und Stefan Murr, und den 2017 für den Shocking Short Award nominierten CINEMA DELL' OSCURITÀ. Derzeit arbeitet er an einer Dokumentation über den Filmemacher Howard Ziehm und produziert Bonusmaterial für Film-Neuveröffentlichungen. Christian Genzel schreibt außerdem in den Bereichen Film, TV und Musik, u.a. für die Salzburger Nachrichten, Film & TV Kamera, Ray, Celluloid, GMX, Neon Zombie und den All-Music Guide. Er leitet die Film-Podcasts Lichtspielplatz, Talking Pictures und Pixelkino und hält Vorträge zu verschiedenen Filmthemen.

    4 Comments

    1. Was ist eine Bay-ADD-Schnittfolge? Darunter kann ich mir im Moment gar nichts vorstellen.
      Father of the Bride ist brutal kitschig, aber wegen der ganzen Komik und insbesondere Steve Martin gehört er auch zu meinen Lieblingskomödien. Franck alleine ist es wert, sich den Film anzusehen.

    2. Ach ja: zu den Remakes. Da stimme ich dir voll zu. Was hältst du dann von Cover-Versionen in der Musik?

    3. ADD steht für Attention Deficit Disorder, woran Michael Bay ganz offensichtlich leidet – seine Filme sind so schnell geschnitten, daß man das Gefühl hat, ihn langweilt jede Einstellung schon nach 2 Sekunden. — Steve Martin ist ja auch einer meiner Helden, und Martin Short ist in der Tat wunderbar unverständlich. — Cover-Versionen: Prinzipiell gerne. Aber nur, wenn die Coverversion etwas neues probiert, einen eigenen Stil mitbringt, nicht dem gleichen Schema wie dem des Originals folgt. Ich mag diese War-mal-ein-Hit-und-jetzt-mit-Technobeat-Covers überhaupt nicht, aber woanders können die Dinger fantastisch & witzig sein. Orgy, „Blue Monday“. Dope, „You Spin Me Round“. Den Beatles-Song „Eleanor Rigby“ mag ich ja auch in den Coverversionen von Godhead und Ray Charles viel lieber als in der Originalfassung, but that’s just me.

    4. ADD hätte ich eigentlich kennen müssen, da eine meiner absoluten Lieblings-South Park-Folgen, „Timmy“ genau um diese Sache geht. Silly me!

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