Schnell! Bücher zu und Pop Quiz beantworten! Welche berühmten Musiker und Bands stammen aus dem schönen Minnesota? Genau, das ist dieser leicht abseits gelegene Staat im Mittleren Westen der Vereinigten Staaten, wo der ehemalige Wrestler Jesse Ventura jetzt Gouverneur ist. Also?
Prince! Ja, brav. Bob Dylan! Richtig, der ist aus Duluth. American Head Charge! Mmmhhh, okay, die sind völlig gut, und werden vielleicht noch die Welt erobern. Atmosphere? Meep – nein, sorry, danke für’s Mitspielen, aber die sind ja nun ganz und gar nicht berühmt.
Was eigentlich schade ist, denn interessant sind die HipHop-Alumni Atmosphere allemal – und mit diversen Alben und EPs konnten sie auch schon Lorbeeren im Underground einheimsen. Aber bis das Zweiergespann Slug (Raps) und Ant (Beats) hierzulande wirklich etwas reißen wird, wird wohl noch viel Wasser den Mississippi hinunter- und durch Minnesota hindurchfließen.
Das mittlerweile vierte Album der Hüfthüpfer ist wieder eine Kollektion diverser Stile, zusammengehalten durch die bodenständigen Texte von Slug – der sich manchmal übrigens auch Seven nennt und deshalb die CD SEVEN’S TRAVELS betitelte. Pop Quiz! Welcher Rapper verwendet immer seinen richtigen Namen? Genau, Justin Warfield. Tut uns leid, DMX heißt ehrlich nicht wirklich so. Und Rotkäppchen Fred Durst zählt nicht.
Wo waren wir? Der Mann, den sie Slug nennen, erzählt jedenfalls am liebsten von Frauen – genaugenommen von Scharen derselben – und kämpft jedes Mal, seine große Bescheidenheit und sein noch größeres Ego unter einen Hut zu bringen. Manche seiner Texte sind ernst und verstörend, so zum Beispiel „Gotta Lotta Walls“, das Slug einem Mädchen widmet, das bei einer seiner Shows von einem Lokalangestellten mißbraucht und getötet wurde.
Musikalisch erinnert SEVEN’S TRAVELS manchmal an Folk-Rapper wie Arrested Development oder Me Phi Me, ohne deren Peace-and-Happiness-Botschaften zu übernehmen. Ants Beats haben einen funkigen Groove, seine Samples bringen eine interessante Färbung in die Geschehnisse. Manches erinnert an Becks Collagen, während „Cats Van Bags“ mit kräftigem Verzerrer Staub aufwirbelt. Die einzelnen Tracks sind größtenteils hervorragender Qualität, insgesamt gesehen ist das Album allerdings viel zu lang – eine gute Viertelstunde weniger wäre besser verdaulich gewesen.
Vielleicht wiederholen wir das Quiz in einem halben Jahr nochmal. Bis dahin könnte sich SEVEN’S TRAVELS in die Ohren einer breiteren Masse gespielt haben – das Zeug dazu haben Atmosphere allemal. Und wenn sie dann nicht mehr nur im Underground bekannt sind, dürfen sie uns erklären, warum das so lange gedauert hat.
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