Ex-Manowar-Gitarrist David Shankle beweist mit seiner eigenen Band DSG und dem
Debütalbum ASHES TO ASHES Traditionsbewusstsein.
Der Name David Shankle sagt den meisten unserer musikliebhabenden Mitbürgern gar nichts; erwähnt man aber, daß David lange Zeit Gitarrist bei Manowar war und auf deren Album THE TRIUMPH OF STEEL gegniedelt hat, ist das Interesse geweckt. Wenn man dann noch darauf hinweist, daß das erste Solo-Album dieses Mannes, der seine Band originellerweise nach sich selbst benennt, von Manowar-Chef Joey DeMaio produziert wurde und mit Trace Edward Zaber einen Sänger an Bord hat, der höchste Punkte auf der Bruce-Dickinson-Fliegersirenenalarm-Skala verzeichnen kann, ist die Fahrtrichtung wohl klar.
ASHES TO ASHES bietet eigentlich alles, was das True-Metal-Herz begehrt: episch angelegte Songs mit dramatischen Keyboards, vollem Sound und Shankles Gitarrensoli, die wahrscheinlich wieder den Rekord von Noten pro Sekunde um ein paar hundert Anschläge nach oben setzen werden. Zaber singt, als wolle er bei einem Iron-Maiden-Casting reüssieren, Shankle spielt druckvolle Power-Riffs, während Keyboarder Eddie Bethishou die Orchester dieser Welt zu ersetzen sucht. Die düsteren Songs „Curse of the Pharaoh“ und „A Raven at Midnight“ haben Klassikerqualität – insbesondere letzteres kann mit Ohrwurm-Refrain und ordentlichem Tempo überzeugen. Nicht wirklich gelungen dagegen ist „Calling All Heroes“, ein Stück, das gerne eine große Feuerzeugschwenk-Ballade wäre, aber doch nur Pathos bietet.
Textlich gesehen bietet das Album bestenfalls Klischee und schlimmstenfalls Kitsch. „Her grief cuts deep like a knife, a knife made of guilt“ wird da der bildliche Holzhammer geschwungen, und später ist sogar vom „tolling of the bell“ die Rede. Auch die Jazz- und Klassik-Elemente, die Presseinfo und Website ausmachen wollen, sind eher Gerücht: ASHES TO ASHES ist natürlich ungefähr so jazzig wie weiland Peter Alexander.
Bei aller nebensächlichen Nörgelei kann die David Shankle Group durchaus überzeugen. Wer altmodischen Power-Metal mag, findet auf diesem Album exzellent gespielte Songs mit attraktivem Sound und eingängigen Melodien.
Der Text wurde am 15. Juni 2003 geschrieben und erstmalig am 31. Juli 2003 bei Fritz/Salzburger Nachrichten veröffentlicht.
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