„Schlecht“ – würde man das Ergebnis der Evaluation des SS 2001 an der Anglistik in einem Wort zusammenfassen wollen, wäre es wohl dieses oder ein artverwandtes. Das Institut für Anglistik und Amerikanistik liegt im Vergleich mit anderen Instituten ganz hinten (an vorletzter Stelle, um genau zu sein) und zeichnet sich offenbar durch überhohe Anforderungen und schlechte Kursbedingungen aus, wenn man die Beurteilungsstatistiken konsequent interpretiert. Ein solches Ergebnis läßt natürlich aufhorchen – nicht nur mich, sondern auch die Lehrenden am Institut, die in der letzten StuKo-Sitzung diese „Niederlage“ lange diskutiert haben.
Besonders auffallend ist wohl der Punkt „Leistungsanforderung“, der durchweg als sehr hoch eingestuft wurde. Nun kann ich nicht behaupten, daß die Anforderungen in den Kursen zu hoch sind – aber hoch sind sie gewiß. Das muß nichts Schlechtes sein, schließlich soll der Abschluß ja auch etwas wert sein. Wenn ich mir vorstelle, daß meine (imaginären) Kinder später von den jetzigen Studenten unterrichten werden, will ich natürlich, daß da Substanz dahintersteckt.
Befremdlich dagegen wirken die Beurteilungen in Punkto „Klima im Kurs“, „Wertschätzung der Lehrenden gegenüber den Studenten“ oder „Zeitmanagement“. Natürlich erlebt jeder Student einen Kurs und einen Dozenten unterschiedlich – des einen Lieblingslehrer kann des anderen Albtraum sein. Ich denke allerdings auch, daß bei diesen Punkten viel davon abhängt, was man selbst beisteuert. Wer die Lehrenden mal außerhalb des Kurses angesprochen hat und mit Fragen zu ihnen gekommen ist, wird teils überrascht feststellen, wie bemüht viele sind, den Studenten zu helfen. Und für das Klima unter den Studenten ist der Lehrveranstaltungsleiter natürlich auch nur bis zu einem gewissen Grad verantwortlich.
Ihr merkt es schon, ich werde defensiv, weil ich nicht wirklich glauben kann, daß mein geliebtes Institut (mit all den Fehlern, die es natürlich hat) derart schlecht von anderen wahrgenommen wird. Es ist allerdings auch nicht Sinn der Sache, für die Beurteilung einen einfachen Grund, sei es auf Seite der Studenten oder auf Seite der Lehrenden, zu suchen und zu fixieren, weil die Ursachen viel komplexer sind. Wichtig ist so oder so, daß die Evaluation ernst genommen wird – und auch wenn gewisse Punkte fragwürdig sind, so nehmen sich die Lehrenden doch das schlechte Ergebnis zu Herzen und bemühen sich, gewisse Punkte in Zukunft zu verbessern.
Da allerdings die Professoren die Evaluation ernst nehmen und darauf reagieren, müssen auch wir Studenten verantwortungsbewußt mit ihr umgehen. Es macht wenig Sinn, pauschal gute oder schlechte Noten zu vergeben, weil man der Meinung ist, daß ohnehin niemand darauf reagiert. Nicht nur eine differenzierte Beurteilung, sondern auch ein sinnvolles (und durchaus kritisches) Feedback an die Lehrenden selber ist wichtig, damit die Aspekte, die einem mißfallen, dann auch diskutiert werden können.
Meine wichtigste Anregung an die Kursleiter wurde übrigens leider abgeschmettert: Da die „Raumqualität“ (die an und für sich wohl mit der Qualität des Kurses eher tangentiell in Verbindung steht) bei uns so schlecht ist, habe ich vorgeschlagen, daß uns die Kursleiter zu sich nach Hause einladen, um dort die Stunden abzuhalten. Die Wortmeldung traf bedauerlicherweise nicht auf allzuviel Gegenliebe – was hoffentlich nichts mit den Räumlichkeiten dort zu tun hat.
Dieser Artikel erschien ursprünglich in der Ausgabe Februar 2002 der Studentenzeitschrift Aktion.
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