„Director Steve Carver initially turned this film down because he didn’t care for the script“, heißt es lapidar in der Trivia-Sektion der IMDB – wie gehabt ohne jegliche Angabe einer Quelle oder eines Kontexts. Nicht, daß man diesem Informationshäppchen angesichts des öden Resultats nicht sofort Glauben schenken würde, aber die wichtigste Frage bleibt doch ganz und gar unbeantwortet: Was genau hat ihn umgestimmt? Und wie hoffnungslos muß JOCKS vorher gewirkt haben?
Als Mischung aus College-Komödie und Sportfilm dreht sich JOCKS um die Tennismannschaft am Los Angeles College, die eigentlich einen sportlichen Siegeszug nach dem anderen feiern könnte – wenn die Jungs nicht lieber das feucht-fröhliche Nachtleben genießen würden. Da hilft es natürlich nicht, daß das nächste Turnier in Las Vegas stattfinden soll, wo die Teammitglieder sich von zahlreichen Verlockungen ablenken lassen. Außerdem überlegt Schuldirektor White, die Gelder für die unrühmliche Mannschaft zu streichen, weshalb der unfähige Football-Coach Bettlebom hinter unseren Tennisspielern her ist, um sie wegen etwaigen Verfehlungen verpetzen und das Budget somit für seine eigene Mannschaft einstreichen zu können …
Wenn je ein Film „Videothekenfüller“ geschrien hat, dann wohl JOCKS: Der Film (offenbar 1984 gedreht, aber erst 1986 veröffentlicht) macht von vorne bis hinten den Eindruck, als wäre sein Ziel hauptsächlich, einen leeren Platz im Regal zu füllen. Das beginnt schon bei den bleiernen Tennisszenen, bei denen der Film stets nur zwischen zwei frontalen Einstellungen wechselt – man sieht Spieler 1 den Ball schlagen, dann Spieler 2, und so geht es minutenlang dahin, ohne daß je ein Gespür für eine Spieldynamik oder gar Taktiken und Fähigkeiten aufkommt. Liegt es daran, dass bei der Low-Budget-Produktion keine Möglichkeit für eine spannendere Spielinszenierung vorhanden war, oder konnte einfach keiner der Darsteller glaubwürdig Tennis spielen?
Das alleine wäre freilich gar nicht schlimm, wenn diese Komödie sonst etwas bieten würde – Lacher zum Beispiel. Auch hier fühlt man sich eher in der großen Wüste außerhalb von Las Vegas zurückgelassen: Da wird schon hin und wieder ein Gag eingestreut, manchmal sagt jemand einen Spruch – aber über weite Strecken strengt sich der Film nicht einmal an, komisch zu sein, sondern verläßt sich ganz und gar (und absolut irrtümlich) darauf, daß die lautstarken Partylöwen und der alberne Football-Coach durch ihre pure Existenz schon so lustig sind, daß man meilenweit mit ihnen gehen würde.
Wie lahm und faul hier alles zusammengefilmt ist, zeigt sich schon daran, wie jeder aufgesetzte Handlungsfaden ins selige Nichts führt: Da will der verantwortungslose Anführer des Teams, „The Kid“ genannt, seinem braven Kumpel Jeff den Scheck für die Studiengebühren abluchsen, um das Geld in Vegas zu verdreifachen. Der ist skeptisch, aber irgendwann gibt er leicht angeheitert nach. Was passiert? Unser Held gewinnt viel Geld, beide sind zufrieden. Schnarch.
Das Prinzip zieht sich bis zum Schluß durch. Bettlebom feuert, als er die Ausschweifungen der Jungs mitkriegt, den netten Tenniscoach der Mannschaft – und es wird nie aufgelöst, ob das rückgängig gemacht wird oder nicht. Die gegnerische Mannschaft will ihren Sieg sicherstellen, schließt deshalb im Namen von „The Kid“ eine verbotene Wette auf den Ausgang des Endspiels ab – und droht, damit an die Öffentlichkeit zu gehen, wenn er nicht freiwillig verliert. Was macht „The Kid“? Er entscheidet sich, trotzdem zu kämpfen, und gewinnt das Spiel – woraufhin seine Gegner ihren Erpressungsversuch offenbar vergessen haben, weil er gar nicht mehr zum Tragen kommt.
Bliebe noch die Möglichkeit, daß JOCKS als Anarcho-Vergnügen mit den üblichen Teeniefilm-Ausschweifungen punkten könnte – aber auch hier herrscht Fehlanzeige. Über weite Strecken bleibt der Film brav, jeder Flirt mit dem schlechten Geschmack macht einen schnellen Rückzieher: Eine Szene beispielsweise, in der unser Team von der gegnerischen Mannschaft in eine Rockerkneipe gelockt wird, endet damit, daß ein paar maskuline Lesben unsere Jungs bedrohen – und mit einem Feuerlöscher niedergesprüht werden. Sehr spät schiebt Carver noch eine „Strip-Würfel“-Partie ein und holt damit halbherzig ein paar nackte Frauen nach, die im Genre sonst viel prominenter auftauchen.
Bemerkenswert ist allein die Besetzung der Nebenrollen. „R.G. Armstrong, Richard Roundtree, and Christopher Lee all acted in this film as a favor for director Steve Carver“, heißt es da wieder in der IMDB. Man glaubt es sofort – immerhin hatte alle drei schon zuvor mit Carver gedreht: Peckinpah-Veteran Armstrong war unter anderem 1983 in seinem Chuck-Norris-Film McQUADE – DER WOLF, während „Dracula“ Christopher Lee und „Shaft“ Richard Roundtree 1981 (ebenfalls neben Norris) in DER GIGANT gespielt hatten. Wenn die drei hier wirklich als Gefallen mitgewirkt haben, muß Carver ein wahrhaft netter Mensch sein.
Regie: Steve Carver
Drehbuch: Michael Lanahan, David Oas
Kamera: Adam Greenberg
Musik: David McHugh
Darsteller: Scott Strader, Perry Lang, Mariska Hargitay, Richard Roundtree, R.G. Armstrong, Christopher Lee, Stoney Jackson, Don Gibb, Trinidad Silva