„Ich war tierisch gut drauf. Wir hatten Ferien, und ich überlegte mir, wen ich zotteln könnte“, führt uns der sympathische Protagonist Matt im Voice-Over in seine Welt ein, nachdem wir im Vorspann schon surfende Gestalten im Wasser und sich sonnende Körper am Strand bewundern durften – selbstverfreilich zu glückselig schepperndem Achtziger-Pop und mit eigenen Nahaufnahmen knappst bekleideter weiblicher Kurven. Man ahnt es schon: HOT SPLASH – EINE JUNGFRAU GEHT BADEN wird großartig. Und das vor allem wegen der deutschen Synchro, die aus einem hemmungslos beknackten und faden Billigstreifen einen hemmungslos beknackten und faden Billigstreifen mit hirnverbiegenden Sprüchen bastelt.
Matt hat gerade einen wunderschönen Traum, bei dem er im Mondschein einer verführerischen Schönheit am Strand begegnet. „Um die Sache richtig in den Griff zu kriegen, stecke ich mir cool eine ins Gesicht und warte“, erklärt er seine Taktik. Die geht voll auf: Die Traumfrau entledigt sich ihrer Klamotten und sinkt mit Matt zu Boden. „Naja, zum Knutschen hätten wir auch stehenbleiben können, wo der Sand doch so piekt“, kommentiert er. Nebenbei erfahren wir in seiner Erzählung aber auch, daß an diesem schönen Fleckchen Erde bald ein großer Surfwettbewerb stattfinden wird. Der ist wichtig, weil er und seine Kumpels da „’ne Menge frischer Torten zuckern“ können.
Besagte Kumpels reißen Matt denn auch aus seinen Träumen, indem sie seine Fenster mit Wasserbomben bewerfen. Matt, der eine aufblasbare Puppe im Bett hat, begrüßt den dahergelaufenen Haufen und macht sich mit ihnen auf eine Autofahrt entlang der Strandpromenade, bei der die Jungs mit beinahe soziodokumentarischem Blick die jungen Damen kommentieren, die sie erspähen. Einige Mädels werden kritisch als „Sperrmüllliesen“ bezeichnet, aber zum Glück finden manche Frauen auch den Zuspruch der Jungs: „Oh, du irisches Milchgestüt“, wird da schon mal poetisch geschwärmt. Wenig später erläutert Matts Freund Woody seine Philosophie, nach der er Anhalterinnen mitnimmt: „Nur für Mädchen lieb und fein tret ich auf das Bremsgebein“.
Dritter im Bunde ist der blonde Jimbo, der gemeinhin als der beste Surfer dieses Films gilt und sich beständig mit den verschiedensten Frauen vergnügt, obwohl er mit der ansehnlichen Jennifer zusammen ist. Die singt gerade im Studio, als sie von Jimbo besucht wird. „Was läuft?“, will der Studiochef wissen. „Nur der Wasserhahn“, antwortet Jimbo.
Unterdessen laufen Matt und Woody durch ein Klamottengeschäft, in dem Matt von einer offenbar nymphoman veranlagten Frau in die Umkleidekabine gezogen wird. Er flüchtet, empfiehlt aber dann Woody, einen Blick zu riskieren. „Kann man sie zerren?“, will Woody wissen. „Natürlich kann man das, sie ist eine richtige Zerrmeisterin! Die hat den roten Zerrgürtel“, spricht Matt. Aber Woody erschrickt beim Anblick der Dame: „Vor so großen T’s hab‘ ich Angst, laß uns abhauen.“ „Das sieht nur so aus, in Wirklichkeit ist das ihr Zerrspiegel“, erläutert Matt.
Weil sich Regisseur James Ingrassia keinerlei Streß macht, den heiteren Tagesablauf seiner Helden durch das unvermittelte Auftauchen einer Handlung zu unterbrechen, haben unsere Protagonisten nun erstmal Zeit, ein paar Burger zu futtern. Den Bestellvorgang müssen wir im deutschen O-Ton wiedergeben:
VERKÄUFERIN: Na, alles noch frisch? Was darf’s sein?
MATT: Tja, gute Frage … viel Kohldampf hab‘ ich nicht, aber ich schlabber‘ ’ne Cola runter und schling einen Roastbeef-Burger mit Krempelsoße dazu. Und einen dreifachen Buster-Burger mit nicht zuviel Dipkin, wenn’s geht. Und einen großen Shake mit Magnesiumgeschmack, der schön blitzt, wenn ich furze.
VERKÄUFERIN: Ist das dann alles?
MATT: Und zum Schlechtwerden brauch‘ ich ’ne fette Schokoladentasche mit Zwiebelringen.
WOODY: Aber daß du mir nachher nicht wieder in die Blumenvase reiherst, hörst du!
MATT: Na gut, dann bring mir nur die fette Schokoladentasche und behalt deine Zwiebelringe unterm Arm.
VERKÄUFERIN: Ist geritzt. Ist das dann alles?
WOODY: Ich mach‘ Diät. Ein leeres Colaglas mit Strohhalm. Ohne Eis.
Zufrieden setzt sich Matt zu seinen Freunden und kündigt an, sie hätten „was zu bekaspern“. Als ihm die Kumpels das Essen wegnehmen, wird er aber ungehalten: „Erst den großen Eskimo machen und mir dann die Butter vom Brot klauen, ihr Affen!“
Auf geht’s in eine Kneipe, wo Jennifer mit einer Band auftritt. Sie wird als neue Sängerin angekündigt und hüpft dann minutenlang über die Bühne, ohne auch nur die geringste Silbe zu singen. Dafür steckt sie sich das Mikrofon ins Höschen, bevor sie dann doch noch zweimal die Background-Zeile „Gimme Some Lovin'“ hauchen darf. Die Band spielt nämlich eine Version des Steve-Winwood-Songs, die mit brutaler Synthproduktion sozusagen haarscharf am Knüller vorbeirast.
Jimbo wirft sich derweil an andere Frauen heran und schüttet sich Bier übers Haupt, und obwohl Jennifer nach ihrem Auftritt einer Freundin noch erklärt, daß sie ihn so mag, wie er ist, mißfällt ihr die untreue Tendenz ihres Joschis doch etwas. Der sensible Woody spürt das und erkundigt sich deswegen einfühlsam nach ihrem Befinden: „Was bist’n du so angemault?“
Auf dem Parkplatz streiten sich Jimbo und Jennifer dann. Sie schreit ihn an, daß sie genau Bescheid weiß über seine ganzen anderen Bräute. Er zieht sich mit einem beinahe genialen Kniff aus der Affäre, den sich lockere Männer unbedingt notieren sollten: Er fragt, „Welche Bräute?“ Das überzeugt sie, weshalb sie sich auch gleich auf einer Motorhaube von Jimbo ausziehen läßt. Nach kurzem Wechsel zu privateren Örtlichkeiten folgt eine ausführliche Montage zu romantischem Synthetikpop, in der Jimbo und Jennifer im und mit dem Jacuzzi herumblubbern.
Kaum zu glauben, aber am nächsten Tag steht für unsere drei Freunde und Jennifer sogar Maloche auf dem Programm: Sie bewerben sich als Kellner bei einer Privatparty. Auch von ihrem Vorstellungsgespräch kann man nur lernen: Jennifer gewährt dem Küchenchef tiefe Einblicke in ihren Ausschnitt, während sich Matt als „Matt Wurst“ vorstellt und flapsig fragt, „Kann ich hier irgendwo meinen Königstiger auswringen?“
Die Party wird übrigens vom örtlichen Mafiosi-Glatzkopf T.J. Caruso organisiert, der in der Strandgegend unlautere Geschäfte verfolgt. Schon zuvor haben wir gesehen, wie er seine zwei tollpatschigen Gesellen zu einer Übergabe schickt und ihnen dazu erläutert, sie hätten „den wichtigsten Job seit Erfindung der Taschenlampe“. Weil Matt und Woody ganz zufällig auf der Party einen gegnerischen Gangster ausschalten können, werden sie prompt von Caruso als persönliche Handlanger angeheuert und auf eine Koksübergabe geschickt, bei der ihnen aber leider die Tasche geklaut wird. Vielleicht waren die Jungs verblüfft, wo auf einmal soviel Plot herkommt.
Die Verbindung zu Caruso hat aber auch einen Vorteil für Matt: Er lernt dessen süße Nichte Kim kennen, die unter der strengen Obhut ihres Onkels sehr leidet und den bisherigen Film damit verbracht hat, mit ihrem roten Sportwagen durch die Gegend zu fahren. Kim zeigt Matt auch alles andere, was ihrem Onkel gehört – Haus und Boot und überhaupt. „Du hast aber ’n großen Onkel“, staunt Matt. In romantischer Zweisamkeit marschieren sie am Strand herum und finden sich gegenseitig ganz schnafte. Als sie einmal ganz nah auf die Kamera zumarschieren, sagt Matt: „Wenn wir nicht bald nach rechts rübergehen, gibt’s ’n Zusammenstoß“.
Was machen eigentlich die anderen derweil? Ganz klar, die feiern: Jennifer lenkt mit ihren weiblichen Reizen den Aufpasser bei der Tankstelle ab, während die Burschen hinten das Bier klauen. „Ich steh‘ auf intelligente Männer“, säuselt sie. „Hach, ich auch“, sagt der. Am nächsten Tag hockt unsere Gang auch schon wieder am Strand, wo die Handlanger von Caruso mit dem Surfbrett vorbeikommen. „Surfen? Wir waren heut‘ morgen schon ’ne Suppe schlürfen. Die war aber gar nicht gut, da war ’ne miese Muschel drin“, plappert einer von den beiden.
Matt und Woody verstecken sich nun in einem Bordell vor Carusos Männern: Das Etablissement gehört nämlich Matts Cousin „Huba aus Kuba“. „Ich eß ’n Bier“, gibt Woody dort noch seine Bestellung auf und ist dann höchst verblüfft, als er Jennifer als Kellnerin erspäht. Die erklärt, daß sie Geld verdienen will, um aus dem Kaff zu verschwinden. „Hier läuft doch sowieso nichts mehr“, begründet sie. „Doch, meine Nase“, antwortet Woody.
Weil Carusos Leute umsonst nach Matt und Woody fahnden, wird Caruso langsam ungehalten: „Ich geb‘ euch jetzt die aller-aller-aller-vorletzte Chance“, wettert er. Sein Plan funktioniert ungefähr so: Seine Burschen entführen Jimbo, damit der den Surfwettbewerb nicht gewinnen kann, und Caruso schickt stattdessen einen eigenen Mann ins Rennen, über den er dann den Koksschmuggel während des Wettbewerbs ablaufen lassen kann. Oder so.
Prompt poltert also wieder Handlung ins beschauliche Geschehen: Jimbo wird entführt und in einer Geisterbahn festgehalten, während draußen endliche Mengen an aufregenden Surfeinlagen gezeigt werden. Die Freunde tun sich zusammen, um Jimbo zu befreien, und der kann in einem Showdown doch noch gegen Carusos Surfer antreten und den Wettbewerb für sich entscheiden. Caruso versucht, in Frauenkleidern zu fliehen, und wird aber von Matt und Kim überrumpelt, die dann mit einem Heißluftballon wegfliegen.
Wenn ich mir das alles so durchlese, wirkt das wie im Delirium zusammengefaselt. Was natürlich Film und Synchronisation formvollendet einfängt! Aber irgendwie habe ich verabsäumt, zu erwähnen, daß in der ersten Filmhälfte am Strand einige Frauen in eine Synth-Pop-Aerobic-Tanznummer ausbrechen – ein Proto-Flashmob? Wie kriege ich die Information jetzt so unter, daß ihre Verbindung zur Handlung klar wird? Ach, schon geschehen.
Hot Splash – Eine Jungfrau geht baden (USA 1987)
Originaltitel: Hot Splash
Regie: James Ingrassia
Kamera: Thomas Murphy
Musik: Lenny Macaluso, Michael Hirsch
Darsteller: Richard Steinmetz, A. Rebecca Thompson, Jeremy Whelan, Richard Steele, James Michael Hall, Paul Parducci, Kerin Lobat
Die Screenshots wurden von einer privaten VHS-Aufnahme der RTL2-Ausstrahlung vom 3. Oktober 1997 genommen.