Film

Die STAR-WARS-Pläne bis 2040

Der folgende News-Bericht von mir hätte am 1.4.2015 auf dem News-Portal gmx.net veröffentlicht werden sollen, aber die Chefredaktion hat sich leider in letzter Sekunde doch dagegen entschieden. Stattdessen erscheint der Artikel also hier auf meinem Blog.


Die Star-Wars-Pläne bis 2040

Disney-Chef Bob Iger gibt bei einer Pressekonferenz die weiteren Pläne für den KRIEG DER STERNE bekannt: Ein unglaublich ambitioniertes Unterfangen, das STAR WARS mit modernster Technik und vielen weiteren Filmen in die Zukunft tragen wird.

In den letzten Monaten zeichneten sich umfassende Pläne für STAR WARS ab: Abgesehen von einer neuen Trilogie sind auch schon wie bei den X-MEN diverse Spin-Off-Filme in der Mache, die die Abenteuer von Nebenfiguren erzählen. Nebenbei sollen über zwanzig neue Bücher erscheinen, die die Geschehnisse zwischen DIE RÜCKKEHR DER JEDI-RITTER und dem siebten Film erzählen, der Ende 2015 in die Kinos kommt und von den Fans sehnsüchtig erwartet wird.

Bei einer gestrigen Pressekonferenz gab Disney-CEO Bob Iger jetzt die vielleicht ambitioniertesten Vorhaben bekannt, die ein Studio je zu einer Filmreihe hegte. „Die bereits bekannten Titel bis 2019 sind erst der zarte Anfang“, tönte Iger gleich zu Beginn seiner Rede. Geplant seien zunächst ab 2020 drei weitere Trilogien, die die STAR-WARS-Geschichte wesentlich weiter in die Zukunft tragen sollen.

Für Aufsehen sorgte dabei vor allem Igers Hinweis, dass diese Zukunft vielleicht nicht so futuristisch aussieht, wie man meinen könnte: „Am Anfang des ersten Films hieß es: ‚Vor langer Zeit in einer Galaxis weit, weit entfernt …“. Könnte uns die Zukunft von STAR WARS womöglich in unsere Gegenwart führen?

Die Technik bestimmt die Zukunft

Inhaltlich hielt sich Iger bedeckt, ebenso wie der bei der Pressekonferenz anwesende Regisseur J.J. Abrams, der den siebten Film inszeniert und auch als Kandidat für Teil 9 im Gespräch ist. Detaillierter wurde dafür über technische Vorhaben gesprochen. „Mit Motion-Capture können wir heute schon Figuren beinahe beliebig formen“, erklärte Abrams. „Denken Sie an den jungen Jeff Bridges im zweiten Teil von TRON. Uns schwebt unter anderem eine Spin-off-Reihe zu den Abenteuern von Obi-Wan Kenobi vor – mit Alec Guinness.“ Guinness, der die Figur 1977 spielte und im Jahr 2000 starb, würde per Computer zum Leben erweckt werden – und zwar so realistisch, dass kein Unterschied zu sehen wäre. „Wir befinden uns heute schon in der Zukunft“, bestätigte Iger.

Ganz fantastisch sind Disneys Pläne, die erfolgreiche Science-Fiction-Filmreihe der Welt in nicht allzu ferner Zukunft selber ins All zu bringen: „Wir arbeiten eng mit der NASA zusammen, um vielleicht schon 2025 die ersten STAR-WARS-Szenen im All drehen zu können“, erklärte Iger seinem ungläubigen Publikum. „Wenn das gut läuft, denken wir ab 2030 über eine Serie nach, die komplett im Weltraum gedreht wird. Die Darsteller und die Crew werden dafür einige Monate auf einer eigenen Raumstation untergebracht.“ Abrams fügte hinzu: „Die Magie von STAR WARS bestand schon immer darin, von Möglichkeiten zu träumen. Wir gehen einen Schritt weiter.“

Kürzere Wartezeiten zwischen neuen Filmen

Es ist mittlerweile gang und gäbe, Filmserien umfassend zu planen – James Cameron dreht immerhin gleich drei AVATAR-Fortsetzungen auf einmal, während Marvel seine Comic-Verfilmungen so konzipiert, dass sie gleich mehrere Ableger erzeugen kann. Von daher sind Igers Vorhaben im Grunde genommen wenig verwunderlich – auch wenn der Umfang und der zeitliche Rahmen des Vorhabens bislang unerreichte Ausmaße annehmen.

Dennoch stimmt der letzte Plan der Disney-Chefs nachdenklich: Ab 2035 möchte man die Wartezeiten zwischen den STAR-WARS-Filmen immer weiter verkürzen, bis 2040 dann jeden Monat ein neuer Streifen in die Kinos kommen kann. „Das wird vor allem durch die voranschreitende Computertechnik möglich“, schwärmte Iger. „Wir haben dann von den Schauspielern so viel Material gespeichert, dass wir das beliebig am Rechner weiteranimieren und formen können“. Werden die Darsteller also arbeitslos? „Jede Branche unterliegt technischen Veränderungen“, erläuterte Abrams. „Für uns Kreative zählen nur die vielfältigen Möglichkeiten, neue Geschichten erzählen zu können.“

Kann es zu viel STAR WARS geben?

Die erste Frage seitens des verblüfften Publikums, die nach Igers und Abrams‘ Präsentation gestellt wurde, könnte man vielleicht schon heute anwenden: Besteht bei so viel STAR WARS nicht die Gefahr, dass das Publikum total übersättigt wird und das Interesse verliert? „Sicher nicht“, erklärte Iger ohne Zögern. „Science-Fiction-Serien wie PERRY RHODAN existieren mit über 2500 einzelnen Heften, und die Fans wollen immer wissen, wie es weitergeht, wollen das Universum weiter erforschen.“

Das größte Argument gegen die Übersättigung, so Iger, sei aber STAR WARS selber. Jeder Ableger, ob in Film-, Buch-, Spiel- oder Comicform, lockt Millionen von Fans, und selbst Spielzeuge für mehrere Tausend Euro finden rasenden Absatz. „Wir müssten schon eine sehr umfassende Kampagne starten, um die Leute davon abzubringen, STAR-WARS-Artikel zu kaufen“, schmunzelte Iger.

Neue STAR-WARS-Generationen

Wie steht eigentlich STAR-WARS-Schöpfer George Lucas zu Igers Plänen? Lucas hatte seine Firma Lucasfilm 2012 an Disney verkauft und sich aus der aktiven Entwicklung weiterer STAR-WARS-Filme zurückgezogen. Gestern Abend veröffentlichte der geistige Vater der Serie ein kurzes Statement: „Meine Vision war es immer, generationenübergreifend zu arbeiten, deswegen freut es mich, dass STAR WARS viele weitere Generationen erleben wird. Ich stehe als inhaltlicher Berater zur Verfügung. Derzeit plane ich eine Neuüberarbeitung der Originaltrilogie mit zusätzlichen Spezialeffekten, die vielleicht auch subtile Auswirkungen auf zukünftige Filme haben könnte.“

Fest steht: Für STAR-WARS-Freunde brechen fantastische Zeiten an. Und wem diese Zeiten allzu fantastisch erscheinen, der möge einen kurzen Blick auf das heutige Datum werfen …

Christian Genzel
Christian Genzel arbeitet als freier Autor und Filmschaffender. Sein erster Spielfilm DIE MUSE, ein Psychothriller mit Thomas Limpinsel und Henriette Müller, erschien 2011. Außerdem drehte Genzel mehrere Kurzfilme, darunter SCHLAFLOS, eine 40-minütige Liebeserklärung an die Musik mit Maximilian Simonischek und Stefan Murr, und den 2017 für den Shocking Short Award nominierten CINEMA DELL' OSCURITÀ. Derzeit arbeitet er an einer Dokumentation über den Filmemacher Howard Ziehm und produziert Bonusmaterial für Film-Neuveröffentlichungen. Christian Genzel schreibt außerdem in den Bereichen Film, TV und Musik, u.a. für die Salzburger Nachrichten, Film & TV Kamera, Ray, Celluloid, GMX, Neon Zombie und den All-Music Guide. Er leitet die Film-Podcasts Lichtspielplatz, Talking Pictures und Pixelkino und hält Vorträge zu verschiedenen Filmthemen.

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