Da sind wir wieder im Land der vermeintlichen Fortsetzungen: DEMONI 3 nennt sich dieser hübsche kleine Zombiestreifen von Umberto Lenzi und verweist damit auf die beiden Horrorsausen DEMONI und DEMONI 2 von Lamberto Bava. Dabei ist er auf keinen Fall zu verwechseln mit Michele Soavis DEMONS 3 (eigentlich: LA CHIESA) oder Bavas eigenem DEMONS 3: THE OGRE (eigentlich LA CASA DELL’ORCO). Und was haben alle diese Streifen gemeinsam? Richtig: Sie haben rein gar nichts mit den beiden DEMONI-Filmen zu tun und sind komplett eigenständige Filme. (Rein aus Spaß wird Bavas DEMONS 3: THE OGRE bei uns als GHOSTHOUSE II vermarktet, mit dessen Vorgänger er ebensowenig zu tun hat. Schall und Rauch.)
Viel passender für den vorliegenden Lenzi-Film sind da schon die Alternativtitel: BLACK DEMONS im Englischen, BLACK ZOMBIES im Deutschen. Die Story dreht sich um drei Studenten auf Brasilienreise: Jessica, ihren Bruder Dick und ihren Lover Kevin. In Rio wohnt Dick, der sich für magische Rituale interessiert, einer Beschwörungszeremonie bei und gerät dabei in den Bann eines unheimlichen Kultes. Bei der Weiterreise finden unsere drei Freunde eine abgelegene Fazenda, eine alte Plantage, wo sie zusammen mit dem Brasilianer José, seiner Freundin Sonja und deren Haushälterin Maria bleiben. Dick wendet die Magie des Rituals an und weckt damit sechs vor langer Zeit verstorbene Sklaven auf, die seinerzeit auf der Plantage brutal hingerichtet wurden und nun Rache suchen …
Jessica (Sonia Curtis) und Kevin (Keith Van Hoven) interessieren sich für primitive Rituale, wie man sieht. |
Der italienische Zombiefilm hatte schon immer eine kolonialistische Note: Das Grauen ist hier oft genug in den entlegenen Winkeln der Welt versteckt oder kommt aus denselben zu uns; der Tod tritt hier gerne in Form des Primitiven, Ritualistischen und Fremdartigen auf den Plan und bedroht die „Zivilisierten“. Ob die Protagonisten in die sogenannte Dritte Welt reisen, wie in Lucio Fulcis WOODOO – DIE SCHRECKENSINSEL DER ZOMBIES (Karibik), Aristide Massaccesis IN DER GEWALT DER ZOMBIES (wieder Karibik), Bruno Matteis DIE HÖLLE DER LEBENDEN TOTEN (Neuguinea) oder Marino Girolamis ZOMBIES UNTER KANNIBALEN (Molukken), oder ob die Toten durch ein altes etruskisches Ritual lebendig bleiben wie in Andrea Bianchis DIE RÜCKKEHR DER ZOMBIES: Die Furcht vor der Sterblichkeit verknüpft sich hier gerne mit der Angst vor dem Unerforschten, dem Andersartigen, dem „Wilden“ und Archaischen. Nicht umsonst scheint sich der italienische Zombiefilm lieber in der Wildnis abzuspielen als in der urbanen Umgebung.
Lenzis BLACK ZOMBIES verknüpft diesen Ansatz sehr effektiv mit einer Rachegeschichte, die an Carpenters THE FOG oder Hoopers POLTERGEIST erinnert: Die lebenden Toten sind hier keine hungrigen Tiere und auch keine virulente Plage, sondern eine Erinnerung an vergangenes Unrecht. Und daß das Herrscher-und-Sklaven-Verhältnis nicht mit den vorigen Jahrhunderten untergegangen ist, merkt man daran, wie unnachgiebig José mit seiner ängstlichen Haushälterin umgeht, die er unfreundlich herumscheucht und irgendwann feuert, weil sie mit einer Voodoopuppe versucht, die Anwesenden zu schützen. Wobei die Untoten keinerlei Unterscheidung zwischen ihren Opfern machen – sie wollen nur Ausgleich für die sechs Morde.
So kann es enden, wenn man keiner Gewerkschaft beitritt. |
Wie so oft bei den italienischen Produktionen müssen auch bei BLACK ZOMBIES einige Abstriche gemacht werden. Die Schauspieler plagen sich mit ihren Sätzchen ab, daß sich der Dschungel biegt: Die eigentlich ganz niedliche Sonia Curtis empfiehlt sich für eine Realverfilmung des Sandmännchens, Joe Balogh schaut immer gleich, und Jessicas Vorzeige-Yoshi Keith Van Hoven spielt zum Ausgleich alles sehr sehr deutlich. Daß sich José-Darsteller Philip Murray mit der englischen Aussprache schwer tut, fügt zwar etwas Lokalkolorit hinzu, hilft aber seiner Darstellung keinesfalls. Und seine Freundin, Juliana Teixeira, leidet schon bei ganz normalen Sätzen, bevor ihr dann die Zombies den Garaus machen.
Aber auch unter diversen Einschränkungen schafft Regisseur Lenzi eine stimmungsvolle Atmosphäre, die den Film trägt. Das alte Haus mit dem nahegelegenen Friedhof und dem umliegenden Dschungel ist eine effektive Location, die Lenzi und sein Kameramann Maurizio Dell’Orco wirkungsvoll in Szene setzen. Überhaupt hat es der Film im Gegensatz zu Lenzis erster Zombiesause GROSSANGRIFF DER ZOMBIES gar nicht eilig, dauernd Action zu bieten, sondern setzt eher auf den Spannungsaufbau – der dann von ein paar Splattereinlagen pointiert wird, die Fulci sicherlich gefallen hätten.
Haushälterin Maria (Maria Alves) hat Bedenken hinsichtlich der neuen Haushaltshilfe. |
Als Spätzünder in seinem Genre ist BLACK ZOMBIES sicher kein übersehener Geniestreich – zu holprig spielt das Ensemble, zu billig tönt der Synth. Aber als Italofreund ist man das ja gewohnt: Hinter allen möglichen Problemen versteckt sich immer wieder ein kleiner Geheimtip. Die stimmungsvolle Inszenierung und die wie aus einer Geistergeschichte aufgezogene Zombiebedrohung machen Lenzis Nachreiter jedenfalls zu einem sehenswerten Horrorstreifen.
Black Zombies (Italien 1991)
Originaltitel: Demoni 3
Alternativtitel: Black Demons / Dämonen 3
Regie: Umberto Lenzi
Buch: Umberto Lenzi (Story), Olga Pehar (Drehbuch)
Kamera: Maurizio Dell’Orco
Musik: Franco Micalizzi
Szenenbild: „Michael E. Lemick“ (= Michele Massimo Tarantini)
Darsteller: Keith Van Hoven, Joe Balogh, Sonia Curtis, Philip Murray, Juliana Teixeira, Maria Alves
Schöner Gedanke dass die Italiener die Zombies meist auswärts gefunden haben. Im Gegensatz zu den Amis die sich immer selbst/gegeseitig auffressen.
Hatte vorher noch nichts von Black Zombies gehört. Werd mit den Film wohl mal organisieren (müssen). 😉